Beim Frühstückskaffee auf ihrer gemütlichen Terrasse in Sexau erzählen die beiden Veranstalter von ihren Anfängen im Zaubertheater, von Rammstein-Auftritten im Varieté am Seepark, von der Programmplanung im Weihnachtszirkus Circolo und davon, warum ein guter Clown der teuerste Künstler ist.
Text: Julia Donáth-Kneer • Fotos: Santiago Fanego
Es ist faszinierend, Adelheid und Christoph Mack zuzuhören. Das Paar, seit 45 Jahren verheiratet, ergänzt nicht nur die Sätze des jeweils anderen, sie schwärmen gleichzeitig von denselben Themen. Der Zauber einer Lebensliebe – es scheint, als sei keine Geschichte komplett, kein Gedanke vollständig, wenn nicht beide daran teilhaben. „Der Gesprächsstoff geht uns nie aus, weil wir schon so lange zusammenarbeiten“, sagt Adelheid Mack. „Andere würden wahnsinnig werden, uns hat es die Ehe gerettet.“
Kennengelernt haben sich die zwei Wiehre-Kinder in der Freiburger Emil-Thoma-Schule. 1973 verliebten sie sich, 1980 folgte die Hochzeit und noch einmal sieben Jahre später wurde ihr Sohn Florian (heute gelernter Bühnentechniker und Polizist) geboren. „Alle sieben Jahre passiert etwas Gutes in unserem Leben“, sagt Christoph Mack, und seine Frau legt ihm zärtlich die Hand auf den Arm. Beide studierten Lehramt, doch gearbeitet in diesem Beruf haben sie nie. Aus Christoph Mack wurde unter dem Künstlernamen Sebastian ein erfolgreicher Berufszauberer. Er trat in Cannes und in Montreux auf, viele Firmen buchten ihn für ihre Veranstaltungen auf der halben Welt. Auch in Freiburg setzte er sich durch: Von 1976 an gehörte Mack 24 Jahre lang zum Ensemble des Wallgrabentheaters. Seit den 70er-Jahren führte das Paar das Zaubertheater in Freiburg, seit 1991 das Varieté am Seepark und seit 2005 den Weihnachtszirkus Circolo.




Ein Leben für die Bühne, er im Rampenlicht, sie hinter den Kulissen. Adelheid Mack saß nie still. „Im Varieté haben wir ganz bescheiden angefangen und erstmal alles selbst gemacht“, erzählt die studierte Grundschullehrerin. „Ich habe vorne den Einlass gemacht, dann bin ich nach hinten gerannt, um den Vorhang aufzuziehen.“ Es war wenig Geld da, finanziell gelohnt habe es sich lange nicht. „Die ersten sieben Jahre haben wir am Varieté nichts verdient. Im Gegenteil: Wir haben Geld reingesteckt“, sagt die 69-Jährige. In den ersten Jahren habe mal die Skandalband Rammstein im Varieté gespielt, das passte überhaupt nicht zu dem Konzept von Christoph Mack, dessen Vision es war, eine richtig gute Show nach Freiburg zu bringen.
Der Durchbruch im Varieté gelang schließlich mit dem Engagement des berühmten Roncalli Clowns Pic. „Niemals an der Gage sparen“, betont Adelheid Mack, die mit ihrer Eventagentur Mack Event seit mehr als 30 Jahren Firmenveranstaltungen in der Region umsetzt. „Ein guter Clown kostet am meisten“, sagt Christoph Mack. „Die sind so schwer zu bekommen, dass sie verlangen können, was sie wollen.“
„Die Zeiten, in denen Sponsoren viel Geld gegeben haben, sind vorbei.“ – Christoph Mack
Seit 20 Jahren veranstalten die Macks den Weihnachtszirkus Circolo, sie spielen an 19 Tagen insgesamt 34 Vorstellungen und verkaufen dafür idealerweise um die 42.000 Tickets. Dazu kommen einzelne Firmenveranstaltungen. „Ich könnte auch weitere Termine spielen“, sagt Christoph Mack. „Aber dann kommen auch nicht mehr Leute.“ Der Einzugsbereich von Freiburg sei nicht zu vergleichen mit den potenziell Millionen Gästen im Speckgürtel der Metropolen. „Der Weihnachtszirkus ist nichts, womit man wirklich Geld verdienen kann. Dafür sind die Kosten zu hoch“, sagt er. Insgesamt investieren die Macks für beide Veranstaltungen rund eine Million Euro im Jahr. „Das müssen wir zum Großteil über die Eintrittskarten finanzieren. Die Zeiten, in denen Sponsoren viel Geld gegeben haben, sind vorbei.“
Es seien Kleinigkeiten, die entscheiden, ob sich die Künstlerinnen und Akrobaten, die Clowns und Artisten wohlfühlen oder nicht – guter Kaffee, schöne Garderoben, kurze Wege, eine gut ausgestattete Unterkunft. So etwas spricht sich in der Szene rum, man kommt gerne nach Freiburg. Das ist wichtig, denn die hohe Qualität der Auftritte ist entscheidend, ebenso wie ein gelungener Programmmix aus Comedy, Akrobatik, skurrilen, wilden und poetischen Nummern. „Wir müssen im Zirkus den Fünfjährigen genauso begeistern wie seinen 80-jährigen Opa“, sagt Christoph Mack, der nach jeder Vorstellung am Ausgang steht und in die Gesichter der Gäste schaut. Und Adelheid Mack sagt: „Ich brauche immer eine Nummer, die ich selbst unbedingt sehen will – auch beim 30. Mal.“

Besonders freuen sich die Macks, dass ihr Projekt in Familienhand bleiben wird. Die gebürtige Chinesin Lin Zhang-Mack (40) kam aus der Schweiz nach Freiburg, wo sie sich im Circolo in Florian (38), den Sohn von Adelheid und Christoph Mack, verliebte und mit ihm zwei Kinder bekam. Heute ist die Profi-Artistin beim Circolo verantwortlich für Casting, Konzept und Regie.