Der Freiburger Öko-Versandhändler Waschbär ist seit Ende Oktober Geschichte, aber Marke und einige Produkte sind zurück. Allerdings unter dem Dach eines Berliner Unternehmens.
Text: Susanne Maerz
Eine unerwartete, für viele ambivalente Wendung: Der Onlineshop von Waschbär ist wieder aktiv – und die Social-Media-Kanäle des Versandhändlers werden bespielt. Allerdings nicht von Freiburg aus. Denn die Waschbär GmbH wurde zum 31. Oktober abgewickelt, der Geschäftsbetrieb bereits Ende September eingestellt (Netzwerk Südbaden berichtete). Am 2. Dezember indes wurde auf dem alten Instagram-Kanal gepostet, dass Waschbär wieder da sei – unter dem Unternehmensdach von Frölich & Kaufmann. Das Berliner Unternehmen spricht von „der gleichen Mission im Herzen“ und propagiert „Produkte, die gut für Mensch und Umwelt sind. Nachhaltig. Fair. Durchdacht“.
Die Kommentare der ehemaligen Kundinnen und Kunden auf dem Social-Media-Kanal sind entsprechend euphorisch. „Unglaublich tolle Nachrichten“, „Das freut mich so sehr!“ lauten sie zum Beispiel. Die ehemaligen Mitarbeitenden aus Freiburg waren indes, so hört man, eher negativ überrascht. Die Reaktionen reichten von Verwunderung bis hin zu Verärgerung und Entsetzen. Denn der neue Eigentümer stammt, anders als das Freiburger Unternehmen, nicht aus der Nachhaltigkeitsbranche. Vielmehr ist die 1978 in Berlin gegründete Frölich & Kaufmann Verlag und Versand GmbH in erster Linie für den eigenen Onlineshop für Kunstbücher bekannt.
Weitere Details sind nicht allgemein zugänglich. Laut Unternehmensregister gehört Frölich & Kaufmann zur Ganske Verlagsgruppe in Hamburg und muss daher keine gesonderten Geschäftszahlen ausweisen (Stand Mai 2024). Zu Ganske gehören demnach zum Beispiel auch die Verlage Gräfe und Unzer sowie Hoffmann und Campe. Nun führen die Kunstbuchspezialisten auch den Waschbär-Onlineshop weiter – wer telefonisch bestellt, wählt eine Berliner Nummer, die Mitarbeitenden sitzen auch in der Hauptstadt. Eigene Produkte wie der Kupferschwamm mit Waschbär-Label, ebenso Handcreme und Deobalsam der Eigenmarke sind dort neben denen anderer Hersteller zu finden. Laut Website soll der Shop langsam hochgefahren werden.
Wie kam es dazu? Was genau hat Frölich & Kaufmann übernommen? Und für wieviel Geld? Die ehemalige Waschbär-Geschäftsführerin Katharina Hupfer sowie die Anwälte Thorsten Schleich und Stefan Munk von der Kanzlei Schleich & Partner, die das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung der Waschbär GmbH begleitet hatten, reagierten bislang nicht auf Fragen. Im Interview mit Netzwerk Südbaden Ende September hatte Thorsten Schleich noch gesagt: „Die Sanierung ist letztendlich daran gescheitert, dass es am Markt derzeit keinen Investor gibt, der Interesse daran hatte, das Unternehmen zu kaufen.“
Frederik Palm, einer der Geschäftsführer von Frölich & Kaufmann, antwortete auf die E-Mail-Anfrage mit denselben Fragen lediglich: „Zu Vertragsdetails oder vertraulichen geschäftlichen Informationen und Vereinbarungen äußern wir uns grundsätzlich nicht. Wir können daher die von Ihnen gestellten Fragen nicht beantworten.“
Klar ist, dass es das Unternehmen Waschbär als solches nach wie vor nicht mehr gibt. Der Weiterbestand von Onlineshop und Marke scheint indes Ende Oktober und damit auf den letzten Metern konkret geworden zu sein. Offenbar wurden neben der Marke auch Kundendaten, Zugänge zu den Social-Media-Kanälen sowie Onlineshop inklusive Website und wie auch immer geartete Lieferantenkontakte aus der Insolvenzmasse herausgekauft. Das lässt sich zumindest daraus ableiten, dass die alten Kanäle nun wieder bespielt und zum Teil die gleichen Produkte vertrieben werden. Der Rest bleibt zumindest vorerst Spekulation.