ANZEIGE | Sebastian Haury von Caritas international war schon mehr als ein Dutzend Mal als Projektverantwortlicher im Südsudan. Zwischen zwei und fünf Millionen Euro investiert die katholische Hilfsorganisation, die ihren Hauptsitz in Freiburg hat, dort jährlich in die Überlebenshilfe. Hier berichtet er über seinen jüngsten Projektbesuch in Kodok am Weißen Nil.
Diesmal hatte ich Respekt vor der Reise. Wir wollten Geschichten sammeln für die Weihnachtskampagne. Der erste Reiseversuch war wegen kriegerischer Handlungen abgesagt worden. Über die lokalen Caritas-Projektpartner bin ich so gut vernetzt, dass ich noch vor der UN mitbekomme, wenn sich irgendwo ein bewaffneter Konflikt anbahnt. Ich habe keine Angst, dass mir Kalaschnikowkugeln um die Ohren fliegen. Es geht eher ums Self-Management an dem Ort. In Kodok gibt es nichts zu kaufen, nur große Hitze und viel Staub. In der letzten Videokonferenz vor der Reise fragte ich die Schwestern der DMI-Kongretation in Kodok, ob es genügend Trinkwasser gäbe. „Wir sind Profis“, sagten sie. „Wir wissen, was zu tun ist, wenn Europäer nach Afrika reisen“. Sonst gilt „T.I.A. – This is Africa“, denk ich mir. Dann ist es halt so. Aber bin ich schon gespannt. Klopapier sollen wir nicht vergessen, sagt uns ein lokaler Mitarbeiter.
Schließlich landen wir doch in Juba, der Hauptstadt des jüngsten Lands der Welt. Ich habe einen Fußball dabei, für die Jungs, die wir in Kodok treffen werden. Sie sind etwas jünger als meine Söhne in Freiburg. In der Vorbereitung hat uns die lokale Partnerorganisation zwei Familien des Projekts vorgestellt. Mit ihren Geschichten wollen wir auf die Situation der laut UN „größten und verheerendsten humanitären Krise unserer Zeit“ aufmerksam machen. Mehr als 14 Millionen Menschen sind auf der Flucht im und um den Sudan herum. Viele in den Nachbarländern, über eine Million im Südsudan.
Mindestens tausend Unterkünfte sind noch notwendig in den nächsten Monaten. Dafür bittet Caritas international dringend um Spenden.



Kodok liegt, grob gesagt, auf halbem Weg zwischen der südsudanesischen Hauptstadt Juba und der sudanesischen Hauptstadt Karthum. Man erreicht es nur per Boot, Straßen gibt es nicht. Mit Linienflug oder UN-Flieger kommt man bis Malakal, von dort eineinhalb Stunden auf dem Weißen Nil abwärts bis Kodok. Dort werden wir mit Freudentänzen empfangen. Seit dem Rückzug von USAID sind die Schwestern der Caritas-Partnerorganisation die einzigen, die ernsthaft helfen. Noch können sie auf die Ressourcen eines neun Millionen Projekts zurückgreifen, das Caritas international in Freiburg 2023 mit dem Auswärtigen Amt in Berlin abschließen konnte, das aber bald ausläuft.
Es sichert den Familien in Kodok, die wir treffen, das Überleben. Bakitha hat drei Söhne und eine Tochter. Die Familie lebt seit zwei Jahren in einer Minihütte aus Lehm und Bambus. Eine Plastikplane gegen den Regen bekam sie von den Schwestern. Bakitha ist vor der Gewalt im Sudan geflohen. Anfang des Jahres ist die 22-jährige schwangere Nyamojwok mit ihrer zweijährigen Tochter nachgekommen und trifft in Kodok zum ersten Mal in ihrem Leben ihre Tante Bakitha. Nun leben sie zu siebt in dieser Hütte, die nicht größer als ein Gartenhäuschen ist und die man nicht richtig abschließen kann. In den nächsten Wochen kommt Nyamojwoks Baby auf die Welt. Wo soll es schlafen?
Gott sei Dank gibt es immer wieder neue Spenden, und so können die Schwestern helfen. Neben Lebensmittelnotrationen, einem Alutopf, Trinkwasserbehältern, Solarlampe und Moskitonetz bekommen die zwei alleinerziehenden Mütter ein neues Shelter. Es ist sehr einfach gebaut, aber schützt vor dem Regen und hat eine Tür, die sich abschließen lässt. Wir sehen die Erleichterung in Nyamojwoks Gesicht. Sie ist noch traumatisiert, lebt von Tag zu Tag, kann nicht mit ihrem Mann kommunizieren, denkt zurück an das gute Leben, das sie in Karthum hatte, bis der Krieg kam, und hofft, dass Bakitha auf dem Markt einen Fisch besorgen kann.
Es ist die Unterkunft Nr. 200, die die Schwestern gebaut haben. Sie sagen, mindestens tausend sind noch notwendig in den nächsten Monaten, für alleinerziehende Mütter wie Nyamojwok und Bakitha. Dafür bittet Caritas international dringend um Spenden. Bakithas Jungs aber haben jetzt schon einen Riesenspaß mit dem neuen Fußball. Ich darf kurz mitspielen, dann guck ich zu, freu mich und denk an meine Jungs in Freiburg – Fußball geht immer. Und zum Thema „Self-Management“: Es ist dann doch passiert, und ich war einen ganzen Tag ausgeschaltet, Lebensmittelvergiftung. T.I.A. – This is Africa.
Mehr über die Caritas-Hilfen in der größten Krise unserer Zeit erfahren Sie unter
www.caritas-international.de
und exklusiv auf dem Freiburger Mittelstandskongress am 15. Oktober. Besuchen Sie uns dort am Stand.