In heißen Sommern muss man wohl niemandem die Bedeutung von Gewässern für Mensch und Natur erklären. Die sogenannte blaue Infrastruktur beschäftigt Stadtplanung und Ingenieurswesen schon seit Jahrhunderten. Ihre Zielrichtung hat sich im Lauf der Geschichte aber stark verändert.
Text: Kathrin Ermert
Würde man Johann Gottfried Tulla heute noch Denkmäler setzen oder Straßen nach ihm benennen? Diese Frage stellt sich fast unweigerlich, wenn man in die Geschichte der Flüsse der Region eintaucht. Denn der badische Ingenieur, der vor allem für die Begradigung des Rheins im 19. Jahrhundert bekannt ist, hat auch viele regionale Rheinzuflüsse wie Dreisam, Elz, Glotter oder Kinzig in künstliche, gerade Betten verlegt. Mit der Folge, dass die Artenvielfalt stark gesunken ist, die früheren Überschwemmungsgebiete heute mit Trockenheit kämpfen und das schnelle Abfließen die Hochwasserproblematik andernorts verstärkt.
Bernhard Walsers Aufgabe ist es, diese „unangenehmen Begleiterscheinungen“ von Tullas Werk zu dämpfen. …