Die eigene Sauna zu Hause? Für viele längst Standard. Es gibt einfache Fertigmodelle oder Einzelstücke wie die von Ralph Weber. Der Schreiner aus Laufenburg baut maßgeschneiderte Wellnessoasen ins Bad, auf den Balkon, in den Keller oder ins ehemalige Kinderzimmer. Ein Werkstattbesuch.
Text: Christine Weis
Die Saunawerkstatt von Ralph Weber im Laufenburger Ortsteil Grunholz sieht genauso aus, wie man sich eine Schreinerei vorstellt: Schleif- und Hobelmaschinen, Sägen, Bretterstapel, Winkel, Hammer, Stemmeisen, Werkbänke. Die Fensterfront gibt den Blick frei über den Rhein auf eine Hügellandschaft hinüber in die Schweiz. Es riecht nach Holz und frisch gebrühtem Kaffee.
Zwischen den Maschinen, Werkzeugen und einem Besprechungstisch mit Stühlen steht an diesem Tag Ende April eine Rahmenkonstruktion, die mit ihren ungleichen Seiten eher an eine Kunstskulptur als an ein künftiges Schwitzbad erinnert. „Das ist ein kniffliges Ding“, sagt Ralph Weber und erklärt anhand einer Skizze, wie das Modell einmal aussehen soll. „Die Sauna kommt unter die Dachschräge eines ehemaligen Kinderzimmers. Direkt neben der Nische ist ein Fenster – das macht den Raum noch verwinkelter. Etwas komplizierter, aber trotzdem gut machbar“, sagt Weber. Bis zu drei Personen können darin sitzen. Kaum vorstellbar, dass noch der finnische Saunaofen hineinpasst. Wo eben noch Fußballposter klebten und das Jugendbett stand, wird bald entspannt geschwitzt. „Die Kinder ziehen aus und die Sauna ein – das ist mittlerweile ganz typisch“, erzählt der Experte.
Früher war der Keller der klassische Ort für die Sauna im Haus. Heute steht sie meist im Bad – oder eben wo Platz ist. Weber baut die Sauna überall hin, so wie es die Kunden wünschen, denn er möchte, dass ihnen das Ergebnis gefällt und sie zufrieden sind. Das sei ihm wichtig, betont er. Besonders gerne denkt er sich kreative Lösungen aus. Wie jene für ein Penthouse mit Panoramablick auf den Bodensee. Das Ehepaar wünschte sich eine Sauna, die auch als Gästezimmer genutzt werden kann. Das Ergebnis: Eine Konstruktion mit ausklappbarer Sitzbank, die sich in ein Bett verwandeln lässt. Haken an der Wand dienen als Garderobe, ein kleines Brett über dem Ofen wird zum Nachttisch. 2,30 mal 2,15 Meter groß ist die Saunagästekombination, die Liegefläche zum Schlafen misst 1,40 auf 2 Meter. Preis: rund 18.000 Euro.

„Die Kinder ziehen aus, und die Sauna ein – das ist mittlerweile ganz typisch.“ Ralph Weber
Ralph Weber berichtet von weiteren ungewöhnlichen Projekten, die er in den vier Jahren, seit er seine eigene Werkstatt betreibt, realisiert hat: eine Mini-Sauna mit Herzguckloch in einer Balkonecke eines denkmalgeschützten Bauernhofs aus dem 17. Jahrhundert beispielsweise. Oder eine ergonomische Infrarotkabine in einer winzigen Badezimmernische – mit integriertem Infrarotstrahler in der Rückenlehne und verstellbarem Strahler von oben, individuell an die Körpergröße des Nutzers angepasst. Auch eine Außensauna hat er hergestellt. Das sei technisch anspruchsvoller, denn man baue ein kleines Haus mit Dach, Fundament und wetterfester Außenfassade, damit es der Witterung standhalte.
Rund 15 Saunen baut Weber im Jahr – die meisten für Privatkunden, einige für Hotels, Fitnessstudios oder Thermen. Seine Kundschaft beschreibt er als gesundheitsbewusste Menschen zwischen 35 und 65 Jahren, die sich zu Hause einen eigenen Wellnessbereich gönnen. Es gilt als erwiesen, dass regelmäßige Saunagänge die Durchblutung fördern, das Immunsystem stärken und das vegetative Nervensystem stabilisieren. Laut einer aktuellen Studie aus Schweden schüttet der Körper beim Schwitzen in der Sauna das Glückshormon Endorphin aus.



Handwerk satt Stangenware
Was früher als Luxus galt, ist heute nicht mehr außergewöhnlich. „In den Siebzigern war die eigene Sauna der Exot“, sagt Weber. „Heute gehört sie für viele fast schon zum Standard.“ Die Coronapandemie hat den Trend noch verstärkt: Geschlossene öffentliche Saunen, der Wunsch nach Rückzug und ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein führten zu einem regelrechten Boom. So erklärt Ralph Weber die verstärkte Nachfrage und ergänzt: „Die Leute konnten nicht in Urlaub fahren, machten es sich im Eigenheim schön und investierten eben häufig auch in einen Wellnessbereich.“ Darauf reagierte der Markt: Plötzlich gab es zahlreiche Onlineanbieter, Bausätze zur Selbstmontage, Fertigmodelle im Baumarkt oder Fasssaunen zum Mieten. Nach Schätzungen des Deutschen Saunabunds stieg der Umsatz mit Heimsaunen in den ersten Pandemiejahren um 15 bis 20 Prozent.
Ralph Weber hat nichts gegen einfache „Schwitzkästen“. Aber er produziert nichts von der Stange, er setzt er auf Handwerk und hochwertiges Material wie Espe, Fichte, Weißtanne, Hemlocktanne, Zirbelkiefer. Der Schreiner zeigt auf einen Holzfächer mit Mustern. „Am Ende entscheiden sich viele nach Haptik und Optik. Beliebt sind Kombinationen beispielsweise helle Espe für die Sitzbänke und die Wände aus dunklerem Zirbelholz.“

Die Regeltemperatur in der finnischen Sauna liegt zwischen 80 und 100 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit zwischen fünf und zehn Prozent. Populärer werden Öfen mit integriertem Verdampfer, bei denen sich die Luftfeuchtigkeit bis zu maximal 55 Prozent einstellen lässt. Holz muss hier besonders viel aushalten und entsprechend gut verarbeitet sein, damit es sich nicht verzieht und mindestens 25 Jahre hält – das ist Ralph Webers Anspruch. Auch die technische Steuerung des Saunaofens und das Lüftungssystem erfordern Präzision.
Wohlfühloase Werkstatt
Trotz seiner Leidenschaft für den Saunabau – in der Sauna trifft man Ralph Weber kaum. „Mit 30 war ich zum ersten Mal im Fitnessstudio in einer Sauna, da habe ich schon zehn Jahre lang welche gebaut“, erzählt der 54-Jährige. Auch bei ihm zu Hause gibt es keine, zumindest noch nicht. Seine Partnerin wünsche sich eine Infrarotkabine, die wolle er bald realisieren, doch für eigene Projekte bleibt wenig Zeit. Und diese ist knapper geworden, seitdem er sich selbstständig gemacht hat. Die Entscheidung sei ihm schwergefallen. „Es war ein Sprung ins kalte Wasser, aber es hat sich gelohnt“, sagt Weber, der zuvor mehr als 30 Jahre bei der Schreinerei Döbele in Murg angestellt war, die seit 2023 als Manz Döbele firmiert. Als er dort 1987 seine Schreinerlehre begann, sah er zum ersten Mal in seinem Leben überhaupt eine Sauna – und schon kurze Zeit später wurde sie sein Fachgebiet. Döbele stellte als eine der wenigen Schreinereien in der Region bereits in den Siebzigerjahren Saunen her. Zuletzt arbeitete Ralph Weber dort im Bereich Arbeitsvorbereitung und Konstruktion, dabei saß er hauptsächlich am Schreibtisch. „Mir fehlte das Handwerk“, sagt er. „Ich will abends sehen, was ich mit meinen Händen geschafft habe, das gibt mir ein gutes Gefühl und macht mich zufrieden.“ Die Werkstatt – das ist seine Wohlfühloase.


