Hannelore Reinbold-Mench wurde im Mai zum vierten Mal zur Bürgermeisterin der Schwarzwaldgemeinde Freiamt gewählt. Die Juristin hat das Amt bereits seit 2001 inne. Hier verrät die 64-Jährige, warum sie für Kommunalpolitik brennt, wie sie dazu kam und welche Maxime sie durchs Leben trägt.
„Wenn ein Weg nicht weiterführt, nimm einen anderen. Das ist meine Devise und ein Ratschlag, den ich gerne weitergebe und den ich als Bürgermeisterin selbst immer wieder anwende. Aktuell etwa bei einem Kindergartenprojekt: In Freiamt benötigen wir dringend Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Ursprünglich war ein Neubau geplant, doch schon vor Baubeginn liefen uns die Kosten davon. Also mussten wir nach Alternativen suchen und wurden fündig. Derzeit läuft die Abstimmung über einen Umbau, der finanziell realisierbar und dennoch bedarfsgerecht sein wird. Wenn Plan A nicht funktioniert, dann eben Plan B – notfalls über Umwege. Wichtig ist, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und nicht vorschnell aufzugeben. So bin ich auch zur Kommunalpolitik gekommen. Ich lebte lange in Freiburg und Emmendingen und bin 1991 im Rahmen der Familiengründung in meinen Heimatort Freiamt zurückgezogen. Als unser Sohn 1994 in den Kindergarten kam, habe ich mich als Mutter für eine Fußgängerampel vor der Einrichtung eingesetzt, damit die Kinder sicher über die an der Stelle uneinsichtige Straße gehen können. Die Ampel wurde gebaut und kurz darauf wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, für den Gemeinderat zu kandidieren. Einige Jahre später wurde ich dann gebeten, mich als Bürgermeisterkandidatin aufzustellen. So ging das seinen Weg.
Was mich an der Kommunalpolitik begeistert, ist dass man direkt vor Ort und relativ zeitnah Dinge bewegen und gestalten kann, anders als in der Landes- oder Bundespolitik, die oft weit entfernt ist vom Alltag der Bürgerinnen und Bürger. Und genau sie sind es, die mir am Herzen liegen. Ich mag Menschen und ich finde, wir sollten einander wertschätzend begegnen und uns füreinander einsetzen. Denn nur auf diese Weise gelingt das Miteinander in einer sozialen Gemeinschaft.
In Freiamt zeigt sich das besonders in den vielen Vereinen und dem ehrenamtlichen Engagement. Ein Beispiel: Im vergangenen Jahr haben Bürgerinnen und Bürger die Feierlichkeiten zur Tausendjahrfeier des Ortsteils Mußbach mit großem Einsatz organisiert. Von einem eigenen Theaterstück bis hin zu einem Mittelaltermarkt gab es viele besondere Attraktionen. Das war ein Höhepunkt bürgerlichen Engagements und hat mich überwältigt. Als Gemeindeverwaltung hätten wir das alleine niemals stemmen können, wir haben schließlich keine Marketingabteilung wie eine größere Stadt.“
Hannelore Reinbold-Mench ist in Freiamt aufgewachsen. Ihr Vater war Schuhmacher, die Mutter Hausfrau. Obwohl es für Kinder aus Handwerkerfamilien damals nicht selbstverständlich war, schaffte sie den Sprung aufs Gymnasium in Emmendingen. Sie studierte Rechtswissenschaften in Passau und Freiburg. Bevor sie 2001 zur Bürgermeisterin gewählt wurde, arbeitete sie als Rechtsanwältin. 2021 wurde Reinbold-Mench für ihr Engagement im Klimaschutz und im naturnahen Tourismus mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Protokoll: Christine Weis