Passend zu unserem Schwerpunkt „Jung“ haben zwei Schülerinnen des Abiturjahrgangs am Faust-Gymnasium in Staufen einen Artikel für uns geschrieben: Eine Betrachtung über die Entstehung des neuen Faustforums in ihrer Stadt.
Text: Mia Krieger und Eve Seywald
Die attraktive Kleinstadt Staufen im Breisgau überzeugt bereits seit Langem mit einem vielfältigen Kulturangebot für ihre Bürgerinnen und Bürger. Jetzt wird mit dem geplanten Faustforum – einem Bürgerhaus mit Mediathek – ein Zentrum geschaffen, das unter einem Dach vereint, was das Miteinander fördern und die Gemeinschaft bereichern soll.
Wie kam es zur Planung des Faustforums, wo doch Staufen mit einem breiten Spektrum an kulturellen Angeboten und Veranstaltungen wie die Staufener Musikwoche, die Kulturwoche oder das Freilichttheater Stages glänzt? Es fehle an Veranstaltungsräumen, sagt Anett Baumeister, Kulturmanagerin der Stadt Staufen, daher habe sich in der Bevölkerung der Wunsch geregt, einen Raum für alle zu schaffen: einen Ort, an dem jeder und jede gleichermaßen partizipieren und sein kann.
So entstand die Idee eines Bürgerhauses, das Veranstaltungen aller Art den nötigen Raum schenken soll. Im Jahr 2016 nahm diese Idee erste Formen an, als die Stadt ein Grundstück der Destillerie Schladerer erwarb. 4000 Quadratmeter groß und in guter Lage: mitten in der Stadt, am Rande des historischen Altstadtkerns. Nach eingehender Beratung beschloss der Gemeinderat einstimmig das Nutzungskonzept und Raumprogramm. Dennoch fehlte es dem Projekt nicht an Gegenstimmen: Es sei zu groß und zu teuer. Ein Bürgerentscheid bekräftigte schließlich mit einer Zweidrittelmehrheit den Wunsch der Bevölkerung nach einem Bürgerzentrum. Das Faustforum erhielt so den größtmöglichen Rückhalt von Seiten der Bevölkerung – und der Bau konnte beginnen.
Investition in die Zukunft
Mit dem neuen Faustforum sind Hoffnungen verbunden. Etwa auf die sogenannte Umwegrentabilität, die aus diesem Bürgerhaus resultiert. Staufens Bürgermeister Michael Benitz betont, dass Kultur auch immer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sei. Menschen, die das Angebot des Faustforums nutzen wollen, würden idealerweise zuvor durch die Altstadt bummeln, in Cafés einkehren und nach dem Theaterbesuch, dem Konzert oder der Lesung vielleicht auch noch ein Abendessen genießen. Der Besuch des kulturaffinen Publikums werde auf die ansässigen Einrichtungen positive Auswirkungen haben, so hofft man. Dennoch gehöre, sagt Benitz, zu dieser Umsetzung auch Mut dazu. Schließlich sei die Investition von 18,9 Millionen Euro bezogen auf die Größe Staufens definitiv ein Brocken, den es zu stemmen gelte. Doch Michael Benitz ist guter Dinge. Vertraut man der aktuellen Kostenrechnung und bedenkt gleichzeitig den hohen wirtschaftlichen Mehrwert dieses Kulturhauses, scheint es ein stimmiges Konzept zu sein – eine Investition in die Zukunft.
Den Blick in die Zukunft richtet auch das Angebot des Faustforums: Es soll nicht nur klassische Kulturveranstaltungen wie Lesungen, Theateraufführungen oder Konzerte umfassen, sondern sich auch zeitgenössischen Formaten aller Genres öffnen. So ist es ein Anliegen der Stadt, Bereiche zu fördern, die in der Region bislang unterrepräsentiert sind wie modernes Tanztheater, ungewöhnliche Kinder- und Jugendprojekte oder Kammermusik. Gleichzeitig soll es ein Ort der Begegnung sein – für Tagungen, Diskussionsabende, Seniorennachmittage oder Workshops von Vereinen.
Auch hier findet sich der Gedanke wieder, der das ganze Projekt von Anfang an begleitet hat: Das Bürgerhaus Faustforum soll ein Raum für alle sein. Das Vorurteil, Kultur sei elitären Kreisen vorbehalten, will man bewusst aus dem Weg räumen: Vielmehr steht hier die Kultur als soziales Element im Mittelpunkt, das Menschen aller Couleur zusammenbringt. Zuständig für das abwechslungsreiche Programm ist die im Sommer vergangenen Jahres eingestellte Kulturmanagerin Annett Baumeister, die mit großem Engagement ein vielfältiges Angebot für die Staufener, das Umland und die Gäste der Stadt entwickelt und organisiert. Die Planungen sind in vollem Gange.
Ein Haus, das mitwächst
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die neue Mediathek, die sich über drei Stockwerke erstreckt und als Schnittstelle zwischen Wissensvermittlung, kulturellem Angebot und Gemeinschaft ein aktiver Teil des zukünftigen Faustforums werden soll. Denn eine Bibliothek ist längst nicht mehr nur Ausleihstation für Bücher, sondern ein lebendiger Ort, an dem digitale Medien, digitalisierte Arbeitsplätze, Lernangebote und Veranstaltungen miteinander verknüpft werden.
Die Architektur des Faustforums, für die das Architekturbüro Fuchs und Maucher verantwortlich ist, betont den offenen Charakter, der dem Projekt zugrunde liegt: Transparenz, Wandelbarkeit, Gemeinschaft. So gelingt es, dass sich der moderne Bau reibungslos in das Stadtbild Staufens einfügt. Mit klaren Linien, viel Glas und einem durchdachten Raumkonzept entsteht hier ein Ort, der sowohl Bühne als auch Begegnungsraum sein will und kann. Der große Veranstaltungssaal bietet Platz für bis zu 450 Menschen und schenkt damit Raum für Veranstaltungen aller Art.
Besonders im Zentrum stand auch die Flexibilität des Gebäudes und die damit einhergehende Anpassungsfähigkeit für unterschiedliche Nutzungen. Einzelne Bereiche im Haus können geöffnet oder geschlossen und verschiedene Veranstaltungsformate daher technisch gut umgesetzt werden. Die bauliche Struktur erlaubt es, dass sich das Haus mit dem Wandel der Zeit weiterentwickeln kann. Ein Haus, das mitwächst. Erste Erfahrungen im laufenden Betrieb werden zeigen, wie sich das neue Zentrum in den Alltag der Stadt integriert.
