Im schweizerischen Laufenburg errichtet ein Investor die aktuell weltgrößte Redox-Flow-Batterie – sie soll einen Teil der inzwischen gigantischen Solarstrommengen aus dem Netz aufnehmen.
Text: Bernward Janzing
Die Ökonomie kann unbestechlich ehrlich sein: Der Wert einer Kilowattstunde Solarstrom verfällt in Deutschland und seinen Nachbarländern immer weiter – schlicht, weil der Solarstrom aufgrund des massiven Ausbaus der Photovoltaik immer häufiger in Zeiten anfällt, in denen es keine ausreichende Zahl von Abnehmern mehr gibt. Während für Deutschland der Durchschnittspreis einer Kilowattstunde Strom am kurzfristigen Spotmarkt der Börse im April bei 7,8 Cent lag, war der Solarstrom im Mittel nur noch 3,0 Cent wert. Solarstrom erzielte also nur noch 39 Prozent des Wertes, den der Strommix im Durchschnitt erreicht. In 75 Stunden war der Strompreis an der Börse sogar negativ, öfter als je zuvor um diese Jahreszeit. In solchen Stunden bekommen Abnehmer Geld dafür, dass sie Strom verbrauchen.
Die erneuerbaren Energien – allen voran die Photovoltaik – kannibalisieren sich damit selbst. In den Mittagsstunden des sonnigen 1. Mai fiel der Strompreis an der Börse sogar bis auf minus 130 Euro pro Megawattstunde – das war der bisher niedrigste Wert des Jahres. Kein Wunder: Um 13 Uhr an jenem Tag lag die Solarstromerzeugung in Deutschland höher als der gesamte Stromverbrauch im Land.
Damit ergeben sich gute Perspektiven für Marktakteure, die Überschussstrom aus dem Netz zu einem negativen Preis aufnehmen und zu späteren Zeiten – wenn der Strom knapp und die Preise entsprechend hoch sind – wieder ins Netz zurückspeisen können. Genau deswegen entsteht jetzt am sogenannten Stern von Laufenburg in der Schweiz ein riesiger Batteriespeicher. Mit einer Kapazität von mehr als 1,6 Gigawattstunden (1,6 Millionen Kilowattstunden) soll er in der Lage sein, dem Netz bis zu 800 Megawatt für die Dauer von gut zwei Stunden zur Verfügung zu stellen. Investor ist das Technologieunternehmen Flexbase. Geldgeber für das mehrere Milliarden Schweizer Franken teure Projekt seien ausschließlich kleine und mittlere Unternehmen oder Privatinvestoren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, teilt die Firma mit. Genauere Angaben macht sie nicht. Anfang Mai begannen die Bauarbeiten. WEITERLESEN