Der Weinjahrgang 2015 in Baden wird hervorragend. Nur die Mengen könnten nach dem Geschmack der Winzer etwas größer ausfallen. Die diesjährige genossenschaftliche Erntemenge wird nach ersten Prognosen rund 15 Prozent unter der des Vorjahres liegen. Ähnliche Zahlen hatte ersst kürzlich der Badische Weinbauverband präsentiert. „Unsere badischen Winzer werden eine hervorragende Qualität in die Gläser bringen. Auf den Weinjahrgang 2015 können wir uns alle sehr freuen“, sagt Dr. Roman Glaser, der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV. Rund 70 Prozent der Rebflächen in Baden werden von Winzergenossenschaften bewirtschaftet. Für Glaser ist und bleibt die Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft (eG) gerade in der Weinwirtschaft ein „Zukunftsmodell“. Nach derzeitigen Schätzungen dürfte die Erntemenge der 76 Winzergenossenschaften (WG) in Baden dieses Jahr bei etwa 82 Millionen Litern liegen, was einer Normalernte entspricht. Im Vorjahr haben die badischen Winzergenossenschaften 96,7 Millionen Liter in die Keller eingebracht. Der Ertrag 2015 könnte bei rund 79 Hektoliter je Hektar Rebfläche liegen (2014: 92,7). Die Reben stehen aktuell sehr gut, die Trauben sind schön durchgefärbt, reif und weisen bereits einen hohen Zuckergehalt auf. Die durchschnittlichen Mostgewichte bei den Hauptsorten können sich mehr als sehen lassen: Müller-Thurgau 84 Grad Oechsle, Weißburgunder 94 Grad, Grauburgunder 95 Grad und Spätburgunder 90 Grad. „Wie es aussieht, können die Genossenschaften den Kunden vor allem hervorragende Rotweine anbieten“, kündigt BWGV-Präsident Glaser an. Keinen Kummer bereitet in diesem Jahr die Kirschessigfliege: Der aus Südostasien eingewanderte Schädling, der im vergangenen Jahr auch Obstbauern schwer zu schaffen machte, hatte die Früchte in der letzten Phase vor der Ernte geschädigt. „In diesem Jahr hat die zum Teil extreme Hitze und Trockenheit Schädlingen wie der Kirschessigfliege keine Chance gelassen“, berichtet Dr. Ansgar Horsthemke, Generalbevollmächtigter und Bereichsleiter Beratung Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften beim BWGV.
Der Absatz der badischen Winzergenossenschaften ging im ersten Halbjahr 2015 um 1,6 Millionen auf 39,2 Millionen Liter Wein und Sekt zurück (minus 3,9 Prozent). Der Umsatz verringerte sich im gleichen Zeitraum um 2,0 Millionen Euro auf 122,8 Millionen Euro (minus 1,6 Prozent). „Durch Preiserhöhungen konnten die Absatzrückgänge etwas aufgefangen werden. Dies spricht für die sehr gute Qualität der genossenschaftlichen Weine aus Baden“, sagt Glaser.. Im ersten Halbjahr 2015 lag der Durchschnittserlös stabil bei 3,13 Euro je Liter. Im Jahr 2014 haben die badischen Winzer 83 Millionen Liter Wein und Sekt verkauft (minus 6,2 Millionen Liter beziehungsweise 6,9 Prozent). Der Umsatz sank im gleichen Zeitraum um 7,5 Millionen Euro (2,8 Prozent) auf 263 Millionen Euro. Beim Weißwein haben sich die Bestände über alle Sorten hinweg durch die gute Ernte 2014 leicht erholt. Der neue Jahrgang wird vermutlich zum Jahresbeginn 2016 in den Verkauf gehen.
Auch 2014 setzte sich der Strukturwandel im Weinbau fort. Seit Jahren ist die Zahl der Betriebe in Baden rückläufig – von 25.480 im Jahr 2000 auf 15.200 zum Jahresende 2014. Insbesondere kleine Nebenerwerbsbetriebe geben vermehrt auf, während die Zahl der Betriebe über fünf Hektar kontinuierlich zunimmt – von 571 im Jahr 2000 auf 799 zum Jahresende 2014. In Baden arbeiten 76 Winzergenossenschaften, darunter 35, die ihre Weine im eigenen Keller ausbauen. Die genossenschaftlichen Rebflächen in Baden haben sich 2014 leicht von 10.573 Hektar auf 10.446 Hektar (minus 127 Hektar beziehungsweise minus 1,2 Prozent) verringert. Dennoch entspricht dies immer noch rund 70 Prozent der Gesamtfläche. „Wir wollen die genossenschaftliche Rebfläche möglichst hoch halten. Nur gemeinsam sind die Winzer in Baden stark und für alle Herausforderungen gewappnet“, sagt Glaser.