Am Ende ist es doch nicht so schwer wiederzugeben, was Jessica Knalls Unternehmen unter dem – nicht ganz gängigen Begriff der „Landschaftskommunikation“ leistet: Es handelt sich dabei um die dringend gebotene Verzahnung von Beratungsangeboten zu Kommunikationskonzepten aus den Gebieten von Ökologie und Ökonomie, aber auch um Fragen der Nachhaltigkeit im Sozialen.
Jessica Knall berät, formuliert, koordiniert und forscht in erster Linie für Verbände, Behörden und Planungsämter, aber auch für Hochschulen und Kirchen, immer wieder auch in Zusammenarbeit mit den Ministerien der jeweiligen Bundesländer. Ihr Büro entwickelt zunächst gute Ideen und dann konkrete Projekte: Im Fall der Kirche zum Beispiel, wie mit der Umstellung auf regionale Lebensmittel und Fair Trade überzeugt werden kann Oder auch Antworten auf Fragen zur Flüchtlingsthematik und wie die beiden Kirchen mit interreligiösen Angeboten auf Geflüchtete zugehen können.
Die Arbeit mit Diözesen und Gemeinden ist eine Facette, die Arbeit an langfristigen EU-Forschungsprojekten, Gutachten sowie Kommunikationskonzepten für Planungsämter und Regional-Marketingagenturen eine andere. „Ich halte mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft“, sagt sie über die von ihr als Jonglage empfundene Betreuung von aktuell knapp 20 Projekten über einen längeren Zeitraum, bei der sie zwei Mitarbeiter unterstützen. Das „Auffangen“, also der Abschluss von Projektaufträgen, um bei der Jonglier-Metapher zu bleiben, findet bei ihrem Unternehmen teilweise erst nach fünf Jahren Arbeit an einem Thema statt, keine der Tätigkeiten dauert kürzer als ein halbes Jahr.
Für ein niederländisches Forschungsinstitut und schweizer Behörden hat Jessica Knall ein mit EU-Mitteln gefördertes länderübergreifendes Regionen-Projekt konzipiert, bei dem ein langfristiger Austausch strukturschwacher Regionen von Spanien bis Skandinavien ins Leben gerufen wurde. Inklusive best-practice- Beispielen aus Gegenden, die ihre Probleme erkannt und gelöst haben. Allein die Reise in die jeweils anderen Regionen, also der Blick von Entscheidungsträgern aus Pamplona auf die Errungenschaften oder Sorgen im holländischen Twente habe die Sicht erweitert, sagt Jessica Knall, die das Thema mit Hilfe wissenschaftlicher Umfragen und Trainings empirisch und praktisch unterfütterte. Am Ende eine Hilfestellung für die Vermarktung von Regionen und Hilfe dabei, dass diese ihre ganz eigenen Stärken erkennen können,um ihre Marketinginstrumente zum Anwerben neuer Führungskräfte differenziert darauf abzustimmen.
Die gebürtige Hannoveranerin, die in Basel Geographie zunächst mit dem Schwerpunkt Landschaftsökologie abschloss und dann in Umweltpsychologie und -Soziologie promovierte, ist zum Ende ihrer Promotion in Freiburg gelandet, wo sie sich überaus wohlfühlt. Von ihren Tätigkeiten vor Ort und jenen in der Forschung, die sich etwa in einen Anteil von 70 und 30 Prozent aufteilen, kann sie vor allem im Breisgau und auch der Nordwestschweiz auf sehr viele Auftraggeber zurückgreifen, auch wenn die Einsatzstandorte selbst andernorts liegen.
Zur Gründung ihres eigenen Unternehmens kam Jessica Knall nach der Promotion im Jahr 2006, die sie zu Konflikten in der Ökologie verfasste. „Den Gegenstand meiner späteren Tätigkeit habe ich für mich maßgeschneidert“, sagt Jessica Knall über die Gründung, die damals einen Bedarf zum Ausdruck brachte, aber noch keine vergleichbaren Leistungen im Gebiet der Landschafts- und Wissenschaftskommunikation kannte: „Dieser Bedarf war da, ich musste aber auf die Möglichkeiten aufmerksam machen.“ Mit ersten Forschungsaufträgen sowie kirchlichen Redaktionsaufträgen startete sie ihre Selbstständigkeit.
„Heute hat sich das Themenfeld geweitet“, führt sie aus, neue Gebiete und Fragen kamen auf, beispielsweise Positionen zu ethischen Fragen in der Tierhaltung, erste Gedankenkonzepte eines nachhaltigen globalen Wirtschaftssystems aber auch die Etablierung von Nachbarschaftsnetzwerken im ländlichen Raum Baden-Württembergs zur Lösung des demographischen Wandels. Die Themen betreut Jessica Knall auch im eigentlichen Sinne ihres Angebots „kommunikativ“, sie verantwortet a die Publikation zweier Fachmagazine.
Neben musischen Engagements in Vorständen beim Bachchor, in dem sie auch selbst singt, und bei der Stiftung „Haus der Musik am Schloss Ebnet“ in Freiburg, ist Jessica Knall seit fünf Jahren beim VDU aktiv, den sie am Rande des Mittelstandskongresses kennen- und ganz offensichtlich auch schätzen lernte. Sie hat in der Folge an Business Lunches teilgenommen, Vorträge, Seminare und kleine Fortbildungen besucht und „immer wieder gute Impulse“ aus der VDU-Arbeit erfahren, wie sie es nennt.
Bei Betriebsführungen konnte sie die Unterschiede jener Branchen kennenlernen, die den VDU in seiner Vielfalt prägen, bei den regelmäßigen Treffen den persönlichen Kontakt pflegen: Jessica Knall schätzt am VDU, dass im rein weiblichen Rahmen niemand versucht, etwas darzustellen, was mit der eigenen Unternehmerinnen-Wirklichkeit nicht im Einklang steht, das Miteinander sei im Umgang sehr ehrlich. Und natürlich gebe man sich dort gegenseitig Tipps und Ratschläge, aber ohne dass der Eindruck entstände, die Mitglieder würden sich lediglich Aufträge zuschieben wollen.
Nachhaltig, für Menschen, im Versuch das Wirtschaftliche mit Werten in Einklang zu bringen: Im Grunde findet das berufliche Engagement der Kommunikatorin Jessica Knall seinen Nachhall in ihrem Engagement bei den vielfältig engagierten VDU-Frauen, wie sie Unternehmen heute prägen.
Von Rudi Raschke
Erschienen in der Ausgabe vom 11/16