Ein relevanter Erfolgsfaktor im Leben sind Netzwerke. Manchmal spielen sie auch privat und beruflich eine äußerst wichtige Rolle.
Von Katharina Müller
Netzwerken war schon immer ihr Ding. Möglicherweise bringen das die häufigen Ortswechsel mit sich, denn Beatrice Palausch ist in ihrem Leben schon 21 Mal umgezogen, heute ist die 52-Jährige promovierte Medizinerin in Müllheim Geschäftsführerin der Helios Klinik.
Vielleicht hat sie das Agieren in Teams und die Zusammenarbeit für den Erfolg auch gelernt, als sie intensiv ihren Sohn mitgefördert hat, der seit seiner Kindheit – und inzwischen professionell – Eishockey spielt.
Initiativ hatte sie sich vor rund vier Jahren im Markgräfler Land beworben, nicht nur wegen der hohen Lebensqualität, sondern auch wegen des Jobs. Die Helios Kliniken GmbH sei bekannt für ihr sehr gut funktionierendes internes Netzwerk, genau das hat sie gereizt: Der starke fachübergreifende Wissensaustausch dieser Klinik-Gruppe mit insgesamt 112 Kliniken und einem breiten Leistungsspektrum von Akutmedizin aller Versorgungsstufen bis hin zur Rehabilitation. Auch reizte sie die Herausforderung in der Medizin, die sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt und wegbewegt hat vom „Einzelkämpfertum“: Heute müssen die einzelnen Fachbereiche immer stärker zusammenarbeiten.
Für das Medizinstudium zog die gebürtige Krefelderin im Anschluss an drei Jahre Aufenthalt in Südafrika nach Frankfurt am Main, es folgten Städte wie Bremerhaven, Ingolstadt, aber auch Heidelberg und Bochum. Einige Stationen, in denen sie beruflich auf verschiedenen Feldern Know-how und Erfahrung sammelte, immer zielstrebig, aber auch offen für Veränderungen, die sich im Leben so ergaben.
Eine Konstante hielt sich allerdings: „Das Netzwerken war von Anfang an mein Ding“, sagt sie. Schon 1997 gründete Bea-trice Palausch mit der Intention von Ökonomie und der optimierten Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften und Ärzten im stationären und ambulanten Sektor einen Verein in Bremerhaven, der noch heute besteht. Auch hier ging es um die Weitergabe von Wissen und Erfahrung, eine der vielen klassischen Aufgaben eines Netzwerkes.
Nach der Eingewöhnung in die neue Rolle als Klinikgeschäftsführerin begann sie auch in Müllheim ‚networking‘ zu betreiben. Erst trat sie einem Frauennetzwerk (NWTFF) bei und von dort aus kam sie über einen Kontakt zum Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU). Nun engagiert sie sich bei beiden Netzwerken. Und statt sich als Konkurrenz wahrzunehmen, arbeiten diese Vereinigungen auch an einem gemeinsamen Austausch.
Beim VdU ist sie seit einem Jahr Mitglied, den Wunsch dort beizutreten hatte sie aber schon viel früher: „Schon in Heidelberg bin ich auf den VdU aufmerksam geworden, doch damals dachte ich, dass nur Selbständige dort aufgenommen werden können.“ Zugezogenen helfe ein solches Netz von Vertrauten vor Ort, richtig anzukommen. „Der Kontakt und der Austausch mit ganz unterschiedlichen Berufsgruppen ist für mich außerdem auch enorm fruchtbar. Er hilft, die Bedürfnisse von Menschen anderer Berufsgruppen zu verstehen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie Lösungen aus ganz anderen Bereichen bei eigenen beruflichen Herausforderungen für neue Ansätze sorgen.“
Denn, „wie ein Schwamm, der alles aufsaugt“ sei sie, und so verwundert es auch nicht, dass Beatrice Palausch zwischen all diesen beruflichen Stationen auch ein MBA-Studium erfolgreich absolvierte. Allerdings hob sie nicht ab in die reinen Management-Themen, sondern blieb nah an den Menschen, tauchte z.B. tief ein in den Bereich Geriatrie – ihr „Steckenpferd“, wie sie sagt. Dieses Thema beschäftigt sie bis heute auch in der Helios-Klinik. Das Altern, der demografische Wandel und die damit zusammenhängenden Veränderungen sieht sie als große Herausforderung für Gesellschaft und Gesundheitswesen. Sie erklärt: „Auch hier geht es nicht nur um die Aufgaben, die sich für medizinische Versorgung, Wohnen und Pflege ergeben, sondern wiederum um Vernetzung, den Austausch und die gegenseitige Unterstützung.“ Während sie erzählt, unterstreicht sie das Gesagte immer wieder mit den Händen. Es sind langsame, ruhige Gesten, die ihren Worten Gewicht verleihen. Stets hält sie Augenkontakt. Es wirkt authentisch, nicht wie einstudierte Körpersprache, wie Ratschläge aus Seminaren für weibliche Führungskräfte.
„Das professionelle Netzwerk war lange Zeit reine Männersache, wohingegen Frauen in mehr privat geprägten, sozialen Netzen stark waren“. Bewusst habe sie daher ein reines Frauennetzwerk gewählt, weil es bereits in anderen Ländern eine absolute Selbstverständlichkeit ist, dass Frauen sich in dieser Art zusammenschließen. Am Ende gehe es doch letztlich darum, dass man sich mit Gleichgesinnten treffe, eine bestimmte Sache und den persönlichen Austausch voranbringe und am Ende mit einer Zufriedenheit auf das Erreichte zurückblicken könne – und genau das auch feiern und genießen.
Heute komme diese Art der Kontaktpflege auch immer mehr bei den Frauen in Deutschland an: „Das wird zunehmend gepflegt“, sagt Palausch. Eine „höchst spannende“ Entwicklung wie sie findet. Auch sie selbst trägt mit ihrem Engagement intensiv dazu bei, indem sie beispielsweise die Helios Klinik Müllheim öffnet für einen VdU-Abend: Die Mitglieder erhalten dadurch einen Blick hinter die Kulissen und die Möglichkeit für Gespräche mit Klinik-Mitarbeitern. „Es geht mir unbedingt darum, nicht nur von meinem Netzwerk zu profitieren, sondern mich selbst dort einzubringen und meine Erfahrungen und das Wissen weiterzugeben. Auch an junge Unternehmerinnen, die sich vielleicht gerade erst in diese Rolle hineinbegeben haben.“ Dabei gehe es auch um Probleme, die man aus dem Arbeitsalltag so mitbringt, Work-Life-Balance zum Beispiel. „Als ich Ende zwanzig war, musste man sich noch definitiv entscheiden: Kind oder Job, Teilzeit gab es nicht.“ Sie erzählt, dass ein Oberarzt damals die Bewerbungen nach Doppelnamen aussortierte, da sich die Frau oder das Paar offenbar nicht für eine Sache entscheiden konnte. Das gebe es heute so nicht mehr, das wandle sich seit einiger Zeit schon in ganz andere Richtungen und darüber sei sie sehr froh.