Auf dem vierten internationalen Umweltkonvent in Freiburg hat die Menschenrechtsaktivistin Bianca Jagger konkrete Hilfe für Klimaflüchtlinge sowie besseren Schutz der Wälder und eingeborener Völker gefordert.
„Der Klimawandel wird jeden betreffen – jedes Land und jeden Ort der Erde, entwickelte und weniger entwickelte Staaten.“ Mit diesen Worten eröffnete Bianca Jagger im vollbesetzten Saal des Historischen Kaufhauses den vierten internationalen Konvent, zu dem sich über 100 Umweltpreisträger aus der ganzen Welt in Freiburg getroffen haben. „Aber einige der Gemeinschaften, die am allermeisten von den Folgen betroffen sein werden, haben am wenigsten zu den Ursachen beigetragen. Das ist eine schreiende Ungerechtigkeit!“
Die Menschenrechtsaktivistin Bianca Jagger – Trägerin des Alternativen Nobelpreises und Gründerin der Human Rights Watch Foundation – hat beschrieben, was Klimawandel konkret bedeutet und ihren Mitstreitern aus aller Welt eindrucksvoll die Folgen vor Augen geführt. Millionen Menschen auf der Welt wissen nicht, wie es weitergehen soll, weil die Felder, von denen sie bislang sich und ihre Kinder ernährt haben, vertrocknet sind und keine Ernte mehr hergeben. Andere müssen ihre Heimat verlassen, weil Stürme ihre Siedlungen und Dörfer zerstört haben. Wieder andere wissen, dass sie ihre Häuser verlassen müssen, in denen sie heute noch leben, weil der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 wahrscheinlich einen halben bis einen Meter steigen wird.
Wenn der Klimawandel dazu führe, dass die Durchschnittstemperatur auf der Erde um drei oder vier Grad oder sogar noch höher steigt, dann würden große Teile der Menschheit katastrophalen Lebensbedingungen ausgesetzt sein und buchstäblich vor dem Nichts stehen. Schon heute müssten viele Menschen in besonders sensiblen Gebieten – etwa im Himalaja, den Anden oder den Ländern südlich der Sahara – ihre Heimat verlassen. „Die Welt antwortet darauf vor allem mit höheren Grenzzäunen“, so Bianca Jagger. „Heute gibt es fünfmal so viele Grenzzäune als noch vor 25 Jahren.“
Zu den zentralen Aufgaben gehöre es, endlich die Abholzung der Wälder zu stoppen. Denn Rodung und Kahlschlag setzen nicht nur ungeheure Mengen an Treibhausgasen frei, in Afrika und Südamerika werden mit den Regenwäldern auch die Lebensgrundlagen indigener Völker zerstört. Ein Abkommen zur „Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern“, kurz REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation) wird seit Jahren verhandelt, aber noch immer ist kein Ergebnis in Sicht.
„Setzt eure politischen Führer unter Druck, damit sie endlich bereit sind, ein Abkommen zu unterzeichnen, mit dem der Klimawandel beherrschbar bleibt“, appellierte Bianca Jagger eindringlich. „Regierungsvertreter, Politiker, Unternehmer, Umwelt- und Naturschützer und ihr alle seid dazu aufgerufen, alles zu unternehmen, was ihr tun könnt.“ Nach den wenig erfolgreichen Klimakonferenzen der Vergangenheit müsse Ende des Jahres in Paris auf der COP 21 ein derartiges Abkommen verabschiedet werden. „Noch haben wir dazu die Zeit!“