Dr. Magda Scheffelt, langjährige Hauptgeschäftsführerin des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden (wvib), ist vergangenen Freitag im Alter von 94 Jahren verstorben. Die baden-württembergische Wirtschaft verliert eine ihrer angesehensten Führungspersönlichkeiten der Nachkriegszeit.
Magda Scheffelt, geboren am 02.02.1921 in Ihringen am Kaiserstuhl, war eine ungewöhnlich prägende Persönlichkeit im deutschen Verbandswesen. Sie promovierte als eine der ersten Frauen an der Albert-Ludwigs-Universität im Fach Volkswirtschaftslehre und übernahm anschließend eine erste Position als Referentin im damaligen frisch gegründeten badischen Wirtschaftsministerium unter der Regierung Leo Wohleb in Freiburg. Der Vorläufer des wvib – die Fachvereinigung der Metallindustrie – entstand 1946 aus einer Verordnung der damaligen französischen Besatzungsmacht, die vor der Währungsreform knappen Metallressourcen in Form einer kollektiven Tauschbörse zu bewirtschaften. Magda Scheffelt stieß 1949 zum wvib hinzu und wirkte fortan erfolgreich am Aufbau eines bis heute besonderen Verbandes mit – ab 1957 und bis 1985 als Hauptgeschäftsführerin.
In ihrer Amtszeit vollzog sich der Aufbau eines professionellen Dienstleistungsangebotes und rasches Wachstum der Mitgliederzahlen auf rund 750 Industrieunternehmen. Vor allem aber gelang es einer ungeheuer schaffensstarken und charismatischen Magda Scheffelt aus den bis dato unverbunden arbeiten Unternehmern und Betrieben in vielen Begegnungen, Beratungen und zahlreichen Gesprächskreisen eine „große Familie“ mit enormen Zusammengehörigkeitsgefühl zu schmieden – dem Vorläufer der heutigen „Schwarzwald AG“. Die wohl prägendste Erfindung von Magda Scheffelt war die schrittweise Einführung von sogenannten Chef-Erfahrungsaustauschgruppen vor 50 Jahren, in denen bis heute ein persönlicher Austausch zu den unternehmerischen Fragen gepflegt wird, die nicht im Lehrbuch stehen. Bis heute legendär ist ihr ebenso persönlicher wie fordernder Moderationsstil, mit dem die alleinerziehende unverheiratete Mutter ein fürsorgliches aber strenges Regiment über die ihr anvertrauten Mitglieder führte. Aufgrund ihrer Herzenswärme und ihres unternehmerischen Pragmatismus würdigte sie Klaus Endress, Präsident des wvib, als „Mutter Courage der Stunde Null“, ohne die die heutige Industrielandschaft in Südbaden und Südwürttemberg wohl anders aussähe. So habe Magda Scheffelt bei vielen Unternehmensübergaben und Generationswechseln ein gewichtiges Wort mitgesprochen. Bemerkenswert war auch ihr Einsatz für den Liberalismus der Freiburger Schule. Bis heute versteht sich der Verband nicht nur als Dienstleister und Netzwerk für Unternehmer, sondern auch als Anwalt der Freiheit für unternehmerisch aktive Menschen, als Sprachrohr für Industrie und Mittelstand im Schwarzwald und darüber hinaus.
Magda Scheffelt und ihr verstorbener Sohn Michael waren begeisterte Kunstliebhaber und Sammler. Derzeit sind im Freiburger Augustinermuseum herausragende Werke von Max Liebermann aus der Privatstiftung Scheffelt zu sehen. Für ihr großes, jahrzehntelanges Engagement für die Industrie im Südwesten erhielt Dr. Magda Scheffelt 1985 das Große Bundesverdienstkreuz.
Der Verband zählt heute 1030 Mitglieder mit insgesamt 37 Mrd. Umsatz und fast 220.000 Beschäftigte, davon 32.000 im Ausland. Im wvib-Haus in Freiburg arbeiten 45 hauptamtliche Mitarbeiter. Präsident ist Klaus Endress, Präsident des Verwaltungsrates von Endress+Hauser, Hauptgeschäftsführer ist Dr. Christoph Münzer.