Der EHC Freiburg startet in die Vorbereitung – spannend ist neben dem Eishockey vor allem, ob der Club in der Frage nach einer neuen Heimat vorankommt.
VON RUDI RASCHKE
Mit einem regionalen Klassiker startet das erste Eishockey-Team des EHC Freiburg am 16. August offiziell in seine Saisonvorbereitung: Das Testspiel gegen den einstigen Liga- und ewigen Lokalrivalen aus Schwenningen setzt den spannenden Auftakt für eine Saison, die nach fünf weiteren Tests genau einen Monat später beginnt, am 16. September beim EV Landshut.
Beim EHC, der sich sportlich in den vergangenen drei Spielzeiten mit zwei dritten und einem neunten Platz nach Abschluss der Hauptrunde (mit 14 Teams) in der DEL2 solide geschlagen hat, geht es einmal mehr darum, die wirtschaftliche Zukunft abzusichern, mithin um seine Existenz: Die Diskussion um das „ob“ für eine neue Halle ist von der Führung, den Mitgliedern und den Fans längst mit einem klaren „Ja“ beantwortet worden. „Wir wollen alle: eine neue Halle“ lautet der Gesang bei den Spielen in der angeschlagenen Spielstätte an der Ensisheimer Straße im Freiburger Westen.
Beim „wie“ liegt seit einigen Jahren noch etwas diffuser Nebel überm Eis. Die Situation scheint diametral anders als beim Fußballverein SC Freiburg: Der konnte zwar nicht restlos alle Anhänger und Mitglieder für den Neubau im Westen überzeugen und musste 2015 noch einen Bürgerentscheid überstehen. Allerdings hatte er mit umsichtigem Wirtschaften und sehr guten Erlösen die Möglichkeit, das Stadion komplett selbst zu finanzieren mit rund 76 Millionen Euro.
Die Stadt steuerte „lediglich“ die Infrastruktur bei, die bei 40 Millionen Euro lag. Der EHC dagegen ist bei deutlich niedrigeren Kosten aber auch wenig Ersparnissen seit Jahren auf der Suche nach Finanzierungsmodellen, die einen auf 40 bis 68 Millionen Euro geschätzten Hallenneubau realisieren könnten. Es macht die Standortsuche naturgemäß schwieriger, wenn die Finanzierung nicht geklärt ist. Druck hat der Verein vor einigen Jahren aufgebaut, als klar wurde, dass die Halle nicht über 2024 hinaus zu nutzen sein wird, auch aus statischen Gründen. Die Stadt hat zwar eine Lösung für einen Betrieb bis 2029 hingeklempnert, aber zugleich immer wieder klar gemacht, dass sie keinen Neubau finanzieren könne.
So scheint inzwischen Jahr um Jahr ins Land zu ziehen, in denen Machbarkeitsstudien erbracht werden, auch renditestärkere Mehrfachnutzungen geprüft, von Gemeindratsfraktionen sogar „Investorenwettbewerbe“ beschlossen, die Finanzfrage bleibt aber ungeklärt. Zuletzt hatte die Stadt im Frühjahr darauf hingewiesen, dass die Breitensport-Nutzung (Publikumslauf, Amateursport etc.) bis 2029 am alten Standort möglich sei und ein Neubau nur für diesen Sport für nur 20 bis 25 Millionen Euro möglich sei. Es klang wenig rosig mit Blick auf das Profi -Eishockey, das mit stattlichen Zuschauerzahlen die Nummer zwei in der Gunst der zahlreichen Sportstättenbesucher jedes Wochenende ist.
Beim EHC Freiburg fällt auf, dass er in der nun auch schon deutlich mehr als ein Jahrzehnt dauernden Debatte um den Neubau zwischendurch ein wenig die Geduld verliert (auf dieselbe Weise hat Fritz Keller mit dem SC Freiburg ebenfalls bisweilen für einen Neubau agiert) und zur Bodycheck-Diplomatie neigt. Im Bereich „regelkonform, aber wenig vernünftig“ dürfte die überraschende Kündigung des Mietvertrages mit der Stadt im Herbst 2021 einzuordnen sein.
Es fällt aber ebenso auf, dass der Verein sich vermehrt um den Austausch bemüht, wenn es um Expertise auswärtiger Experten geht: Beim Sponsoren-Abend im Forum Merzhausen gab es Ende Juni eine Diskussion mit Akteuren aus Bietigheim, Schwenningen und vom Deutschen Eishockey-Bund, die sich dem Thema Neubau widmete. Zuletzt war auch Philipp Walter, in Freiburg geborener Geschäftsführer der Kölner Haie, beim EHC zu Gast.
Nach überstandenen Privat-Querelen in der operativen Führung des Clubs geht der EHC gestärkt in die Spielzeit: Der fünfköpfige Vorstand, der bereits lange Jahre kontinuierlich zusammenarbeitet, wurde im Juni einstimmig von den Mitgliedern bestätigt. Die Sponsorenschaft ist inzwischen auf 90 Unterstützer angewachsen und in einer professionellen Hierarchie geordnet. Und auch seine soziale Verantwortung nimmt der EHC Freiburger weiter wahr – neben der professionell geführten Arbeit mit dem Eishockey-Nachwuchs gehört dazu auch die Verlängerung des Engagements für den Kinderklinik- Neubau: Der ihm gewidmete Name „Echte Helden Arena“ (seit 2019) ging im Mai über die Spielzeit hinaus in die Verlängerung.