Anfang Juli präsentierte sich das neue Leitungsteam der Freiburger Kaiser-Modehäuser der Öffentlichkeit – und zeigte nach dem Tod Gerhard Kaisers Einigkeit. Zugleich sprach man aber auch über die Probleme hochwertigen Einzelhandels in der City.
Von Rudi Raschke
Mit Sicherheit keine leichte Aufgabe war es, das Haus nach dem krankheitsbedingt frühen Tod des Chefs Gerhard Kaiser im Mai für die Zukunft aufzustellen. Kaiser war der Adoptivsohn von Zita Kaiser, die über Jahrzehnte das Haus geprägt hatte. Frank Motz, 46 Jahre alter neuer Inhaber bei Kaiser, bemühte sich dann auch an der Seite seiner Mitstreiter darzustellen, dass „Kaiser ein Familienunternehmen bleibt“.
Er beruft sich dabei auch auf seine Verwandtschaft zu Zita Kaiser, die eine geborene Motz war, und den letzten Willen von Gerhard Kaiser, der keine direkten Familien- Erben hinterlässt. Dem seit 1997 bei Kaiser arbeitenden Motz zur Seite stehen die ebenfalls in familiärer Bindung zum Haus stehenden Heinz-Peter Böker und seine Ehefrau Barbara (Geschäftsführer und Personalleiterin) sowie die Chef-Einkäuferin Karin Miller und Marketing- Chefin Carmen Siecke, die es gemeinsam auf viele Jahrzehnte der Mitarbeit bringen.
Dass langjährige Führungskräfte an Bord bleiben, wenn einer von ihnen das Haus übernimmt, legt nahe, dass der gefundenen Lösung kein großer Konflikt vorausging. Dass man sich – obwohl in diesem Auftreten eher ungeübt – mit einer Präsentation des Führungsteams an die Öffentlichkeit begibt, spricht dafür, dass das Haus auf Transparenz und die Sichtbarkeit seiner neuen Leitung in der Stadt setzt. Zumal die Namen Zita und Gerhard Kaiser auch für vielfältiges kulturelles und soziales Engagement standen, das nicht an der Ladentür endete.
Die Vorstellung von Frank Motz und seiner Leitungsmannschaft brachte aber auch ebenso offen die Themen auf, die den lokalen Einzelhandel beschäftigen: Eine Stadtentwicklung, bei der es neben Attraktionen durch neue Boulevards, ÖPNV-Anbindungen und weggefallene Sperrungen auch um die Aufenthaltsqualität und Kaufkraft gehen sollte. Und einmal mehr, dass ein Stadtmarketing gesucht wird, das Einkaufen für Zentrums- und Umlandbewohner wieder attraktiv macht. Heinz-Peter Böker kündigte dann auch eigene Investitionen in den Ladenbau, ein neues Entrée und LED-Licht an, das sich Kaiser bis Frühjahr 2019 rund 300.000 Euro kosten lässt.
Mit dem Web-Angebot „click & reserve“ geht Kaiser Schritte hin zu einer Verzahnung von online- und Laden-Angeboten, sagt Böker. Innerhalb der drei Handels-„M“ sieht er jedoch weiterhin man ein klares Bekenntnis zum „Marktplatz“ – ein Umsatteln auf eine- Produktfülle im Stil eines „Magazins“ (wie
) sei ebenso wenig denkbar wie Shop-Andachten im Stil von Prada-Stores, die in der Handelswelt als „Museum“ kategorisiert werden. Mit der Präsentation der Ideen ging auch Kritik einher, im Fall der Einzelhandelsgemeinschaft Selbstkritik: Dass sich dort von rund 120 sehr heterogenen Mitgliedern gerade noch 12 bis 15 zu den Treffen einfinden, bezeichnete Motz als Problem. Und der noch vor Jahren als Großevent gefeierte „Mega-Samstag“ (Einkaufen mit Bespaßung und Betankung bis 24 Uhr) zweimal im Jahr ist wohl auch nicht mehr der Weisheit letzter Schluss: Die Modehäuser Kaiser sehen im spätabendlichen Einkaufs-Remmidemmi keine allzu große Bereicherung. Einmal mehr, das kam am Rande der Präsentation zum Ausdruck, ruhen die Hoffnungen auf dem in Freiburg schwer einzurichtenden „verkaufsoffenen Sonntag“. Er wird immer mehr zum Strohhalm für den Handel.