Lars P. Feld ist Wirtschaftsprofessor an der Universität Freiburg und Direktor des Walter Eucken Instituts. Außerdem ist der promovierte Volkswirtschaftler seit 21 Jahren Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesfinanzministerium und war von 2011 bis 2021 Mitglied sowie im letzten Jahr Vorsitzender der Wirtschaftsweisen. In unserer Rubrik erklärt der 58-Jährige, wie er die Rolle des Ökonomen im politischen Diskurs versteht.
„Ich stamme aus einer traditionsreichen SPD-Familie. Mein Urgroßvater war Gründungsmitglied der SPD im Saarland und ich selbst früh politisch aktiv, als Ortsrat für die SPD in meiner Heimatgemeinde im Saarland. Auf der Landesebene, etwa bei den Jusos, wollte ich mich aber nicht weiter engagieren. Als ich im VWL-Studium allmählich ein besseres Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge entwickelte, merkte ich: Das ist inkompatibel mit den Vorstellungen der damaligen SPD. Als ich aus der Schweiz, wo ich an der Universität St. Gallen promovierte und habilitierte, zurück nach Deutschland kam, bin ich aus der SPD ausgetreten.
Mein Vater war ebenfalls SPD-Mitglied, hatte aber ein klares liberales Verständnis – vor allem in seiner Lebenseinstellung. Einer der Ratschläge, den er mir mitgegeben hatte, lautet: Entscheide für dich selbst. Du bist für dein eigenes Leben verantwortlich und aus dieser Vorstellung heraus musst du deine eigenen Entscheidungen treffen. Heute, als Direktor des Walter Eucken Instituts, muss ich sagen, diese Sichtweise korrespondiert mit dem, was Eucken schreibt. Vertragsfreiheit, freie Märkte, Haftungsprinzip – am Ende bedeutet all dies, dass man eigenverantwortlich handeln muss.
„Unternehmen sind Gewinnmaximierer, und der Mensch, auch der politische, ist eher eigennützig.“
In der Wirtschaftspolitik geht es nicht nur einfach um den richtigen Instrumenteneinsatz, um bestimmte Ziele zu erreichen. Vielmehr müssen die Anreize politischer Entscheidungsträger verstanden werden. Ökonomen gehen davon aus, dass Menschen mehr oder weniger rational handeln und dabei überwiegend eigene Interessen verfolgen. Das bedeutet: Unternehmen sind Gewinnmaximierer, und der Mensch, auch der politische, ist eher eigennützig. Und weil das so ist, muss man mit den richtigen Rahmenbedingungen die Anreize so setzen, dass Menschen von sich aus im Sinne dieser Nutzenmaximierung zum richtigen Ergebnis kommen. Bei meinen Überlegungen achte ich daher nicht nur auf Statistiken, Forschungsergebnisse, Zahlen, sondern auch auf Motivationen: Was sind die Anreize für Politiker, was die Restriktionen?
Als großer Musikfan finde ich Denkanstöße in Liedern. Zum Beispiel im Song „Badlands“ von Bruce Springsteen. Er singt: „Poor man wanna be rich. Rich man wanna be king. And a king ain’t satisfied til he rules everything“. Also: „Arme Menschen wollen reich sein. Reiche Menschen wollen König werden. Und ein König ist solange nicht zufrieden, bis er die Welt beherrscht.“ Das ist genau das Streben, das die Mächtigen haben. Deswegen braucht es Restriktionen, damit die Welt nicht aus den Fugen gerät.“
Protokoll: Julia Donáth-Kneer