Michael Knobel: "Es geht um gemeinsame Lösungen"
netzwerk südbaden: Herr Knobel, am Wochenende hat sich der Industrieverband Steine und Erden zur Jahreshauptversammlung in Konstanz getroffen. Sie waren dabei, was waren die wichtigsten Themen?
Michael Knobel: Am 17. Juni wurde im Landtag das neue Naturschutzgesetz verabschiedet. Hierzu wurde im Vorfeld u.a. auch unser Verband von den fachkundigen Politikern gehört. Das Ergebnis kann man sicher als Konsens zwischen Rohstoffgewinnung und Naturschutz bewerten.
Gerade für uns in Südbaden hat die Novelle eine große Bedeutung. Schließlich ist uns als Rohstoffgewinnungsbetrieb klar, dass die hervorragende Qualität unserer Produkte Sand und Kies aus Alpiner Moräne ein Geschenk der Natur ist. Unser Rohstoff ist teilweise über 500 Millionen Jahre alt. Hier darf ein gewisser Respekt im Umgang damit sicher nicht fehlen. Aber auch die Gegenwart unserer Flora und Fauna haben wir ständig im Blick. Den wenigsten ist bewusst, dass unsere Gewinnungsstätten die biologische Vielfalt fördern. Eine Besonderheit unserer Kiesgruben ist es, dass wir bereits während der Rohstoffgewinnung vielfach Lebensräume schaffen, die es anderswo gar nicht mehr gibt. Somit leisten wir als Rohstoffgewinnungsbetrieb einen aktiven Beitrag zur Artenvielfalt und sind damit in einem landesweiten Biotopverbund ein wichtiger Teil der Lösung.
netzwerk südbaden: Verbandspräsident Röhm appellierte an die Politik, verkehrspolitisch nachhaltig zu entscheiden und zu handeln. Der von der Bodewig Kommission festgestellte Investitionsbedarf von 7,2 Mrd. € jährlich heiße übersetzt, dass die deutsche Verkehrsinfrastruktur pro Stunde 1 Mio. € weniger wert sei. Können Sie uns das erklären?
Knobel: Die Regierung hat sich dafür ausgesprochen, dass zukünftig ein größerer Augenmerk auf den Erhalt der Straßen gelegt werden soll. Aufgrund der zu geringen Mittel, die insgesamt zu Verfügung stehen, geht dies natürlich zu Lasten von dringend notwendigen Neubaustrecken. Dies ist aus Sicht unseres Tief- und Straßenbaubetriebs mit gemischten Gefühlen zu betrachten. Grundsätzlich ist es jedoch wichtig, dass in die Sanierung des Verkehrswegenetzes mindestens die Summe investiert wird, die den Erhalt des Zustandes gewährleistet, besser noch den Zustand verbessert. Viele Straßen sind marode und gehören dringend saniert.
Wenn Sie jedoch hingehen und jedes Jahr weniger investieren, als zusätzliche Schäden entstehen, dann kann man sich leicht ausrechnen, wann das System kollabiert. Dies ist eben nur eine Frage der Zeit.
Durch die derzeitige Unterdeckung der Investitionen verliert das „Verkehrs-Infrastruktur-Vermögen“ der Länder und des Bundes jährlich Millionen an substanziellem Wert. Hier ist die Politik dringend geforder,t die Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Entscheider sind aufgefordert die richtigen Entscheidungen zu treffen, auch wenn diese nicht immer populär sind.
netzwerk südbaden: Auch die Zusammenarbeit mit dem NABU war ein Thema in Konstanz, welche Erfahrungen haben Sie in der Zusammenarbeit mit solchen Umweltschutzgruppen?
Knobel: Die Naturschutzverbände in Deutschland machen eine sehr gute Arbeit. Auch wir unterstützen hier aktiv und sind z.B. mit der Knobel-Unternehmensgruppe Mitglied im NABU. Auch haben wir, in Anlehnung an die Kooperation ISTE-NABU, bereits gemeinsame Öko-Projekte ins Leben gerufen. Naturschutz kann nicht ausschließlich Aufgabe von privaten Naturschutzvereinigungen und des amtlichen Naturschutzes sein. Wir als Unternehmen haben einen klaren Auftrag der Öffentlichkeit, die uns verpflichtet, über unser rein wirtschaftliches Denken hinaus zu agieren. Dies gehört zum Selbstverständnis unseres Handelns, da auch wir nur auf Grundlage einer intakten Umwelt unserem Business nachgehen können. Einseitige und extreme Betrachtungsweisen haben langfristig nachweislich keinen Erfolg. Hier bringt uns alle nur ein sachlicher Dialog weiter, der offen geführt wird und bei dem es nicht um Standpunkte, sondern um eine gemeinsame Lösung geht.