
netzwerk Südbaden: Herr Dieterle, wie schätzen Sie die Sicherheitslage in Offenburg ein?
Peter Dieterle: Seit Jahren bewegen wir uns zwischen 6000 und 7500 Straftaten pro Jahr. Das sind für Offenburg durchaus übliche Kriminalitätszahlen. Als Täter dieser Straftaten spielen Flüchtlinge immer noch eine völlig untergeordnete Rolle. Aktuell sind andere Gruppen wie reisende Täter aus Osteuropa oder drogenabhängige Täter aus der Region deutlich auffälliger. Sorgen bereiten mir aber weniger die Kriminalitätszahlen, sondern andere Kriterien wie die täglichen Wahrnehmungen aus der Bevölkerung, die bei einigen in Bezug auf die Flüchtlinge in ein sehr negatives Bild münden.
netzwerk südbaden: Es gibt ein objektives und ein subjektives Sicherheitsempfinden.
Dieterle: Genau. Betrachten wir exemplarisch zwei Deliktsfelder: Die Offenburger nehmen Wohnungseinbrüche wahr, reden darüber und machen sich Sorgen. Da hilft es nicht, darauf hinzuweisen, dass trotz eines spürbaren Anstiegs die Zahl der Einbrüche für eine Stadt der Größe Offenburgs noch im Rahmen des Üblichen liegt. Die Ängste sind einfach da. Bei den Körperverletzungsdelikten sollte man angesichts der hohen Zahlen meinen, dass diese thematisiert werden. Das ist aber nur teilweise der Fall und die Sorgen zur Gewalt im öffentlichen Raum resultieren gar nicht aus dem tatsächlich Geschehenen, sondern haben völlig andere Ursachen wie beispielsweise die subjektiv wahrgenommene Entwicklung zum Thema Asyl.
netzwerk südbaden: Wie haben sich die Zahlen der Einsätze in Verbindung mit Flüchtlingen entwickelt?
Dieterle: Vor einem Jahr hatten wir sehr wenige Einsätze, natürlich haben damals auch viel weniger Flüchtlinge hier gewohnt. Im Januar 2015 musste die Polizei lediglich siebenmal tätig werden, im Januar 2016 fünfzigmal.
netzwerk Südbaden: Welche Deliktsformen?
Dieterle: Abgesehen von einfachen Ladendiebstählen kommt es unter den Flüchtlingen immer wieder zu Körperverletzungsdelikten und vereinzelt auch zu kleineren Delikten im Betäubungsmittelbereich. Derzeit fallen die von Flüchtlingen begangenen Straftaten noch nicht sonderlich auf, die Zahlen steigen aber an.
netzwerk südbaden: Inwieweit hilft die Kommunale Kriminalprävention (KKP)?
Dieterle: Die Maßnahmen der KKP sind ein ganz wesentlicher Baustein zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls in Offenburg und das Thema Flüchtlinge stellt einen Schwerpunkt dieser Arbeit dar. So wurde vor kurzem eine Infoveranstaltung für männliche Flüchtlinge durchgeführt, in der das in Deutschland erwartete Verhalten gegenüber Frauen erklärt wurde. Aber auch andere Themen wie eine optimale Beleuchtung des öffentlichen Raums im Umfeld der Containerwohnungen stehen auf der Agenda. Abgerundet wird dies mit einer wöchentlich stattfindenden Sicherheitsbesprechung, bei der alle mit Flüchtlingen befassten Behörden aktuelle Probleme analysieren und Lösungsmöglichkeiten erarbeiten.