Langsam kommt der bisher eher müde Wahlkampf für den Bürgerentscheid am 1. Februar zum Neubau eines Fußballstadions auf dem Freiburger Flugplatz in Schwung. Gegner des 117 Euro teuren Projektes provozierten die Befürworter jetzt mit der Behauptung auf Plakaten (“Ohne Rettungsflug?”), der Neubau gefährde jährlich 5000 Rettungsflüge, die über den Flugplatz zum Beispiel mit Hubschraubern und Organtransportern abgewickelt werden.
Für die Plakatierung ist die Bürgerinitiative “Pro Flugplatz” verantwortlich. Herbert Kallinich, einer der Initiatoren der Plakataktion, räumte öffentlich ein, dass die Gefahr für Einschränkungen der Rettungsflüge sehr verkürzt und nicht differenziert dargestellt worden sei. Ihnen sei es darum gegangen, darauf aufmerksam zu machen, dass der Flugbetrieb wegen der Fußballspiele aus Sicherheitsgründen unter Umständen doch eingeschränkt oder gar ganz eingestellt werden müsste.
Die Schließung des Flugbetriebs drohe tatsächlich, so Kallinich, wenn es wegen des Stadions zu gefährlichen Verwirbelungen und dadurch zu Unfällen käme. Bisher gehen die gutachterlichen Untersuchungen zum Stadionneubau davon aus, dass Flug- und Spielbetrieb zueinander passen. Die Deutsche Rettungsflugwacht teilte mit, dass ihre Helikopter-Flüge von und nach Freiburg bei einem Stadion-Neubau überhaupt nicht betroffen seien.
Der Sportclub Freiburg reagierte gestern auf diese Plakatierung und widersprach der Darstellung. „Es ist ein gefährliches Spiel, wenn unterstellt wird, dass wir bei einem Neubau Menschenleben riskieren“, sagte SC-Präsident Fritz Keller über die Plakate. Es würden wider besseres Wissen fahrlässig Ängste geweckt. Keller warf den Stadion-Gegnern bewusste Desinformation und Falschbehauptungen vor.
Der SC Freiburg widersprach überdies der Darstellung der Stadiongegner, der SC Freiburg lege die Zuschauerzahlen und seine finanziellen Verhältnisse nicht offen. Es sei nicht richtig, dass eine öffentliche Unterstützung des neuen Stadions rechtswidrig sei. Auch die Behauptung sei falsch, der SC plane und baue ein „Luxus-Stadion“. Vielmehr verwirkliche der Sportclub eine Spielstätte, die die Existenz des Profifußballs in Freiburg sicheren und eine soziale Ausgewogenheit bei den Kartenpreisen und dem Verhältnis zwischen Sitz- und Stehplätzen garantieren solle.
Am Sonntag, 1. Februar, dürfen rund 171.500 Bürger in Freiburg über ein neues Stadion für den Sportclub Freiburg abstimmen. Erstmals sind auch Jungs und Mädels ab 16 Jahren stimmberechtigt. Mehr als 12 500 Briefwahlunterlagen hat das Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung schon verschickt.
Der Stadionneubau kann nur verhindert oder erlaubt werden, wenn das Quorum von 25 Prozent erreicht wird, also mindestens jeder Vierte der Wahlberechtigten (rund 42.870 Stimmen) dagegen oder dafür stimmt. Zur Abstimmung steht nicht der Standort im Wolfswinkel, sondern nur die Frage, ob sich die Stadt Freiburg, wie vom Gemeinderat beschlossen, mit bis zu 47 Millionen Euro an der Verwirklichung der Infrastruktur fürs neue Stadion (z. B. Straßen, Parkplätze) beteiligen darf.