Beim Thema Carsharing scheiden sich die Geister: Kann das Konzept wirklich die private Pkw-Nutzung in den Städten reduzieren oder sind die Effekte als nur gering einzustufen?
VON JULIA DONÁTH-KNEER
Jetzt zieht Alfons Woestmann den Stecker. Der gebürtige Westfale war viele Jahre Vorsitzender des 1992 gegründeten Vereins Mobil-Gemeinschaft Emmendingen. Zu einer Zeit, als noch kein Mensch von Carsharing sprach, haben engagierte Privatpersonen bereits Autos zur Verfügung gestellt. „Ich erinnere mich noch, dass wir nur ein Fahrzeug hatten“, erzählt Woestmann. „Es stand bei dem Vereinsgründer in der Garage. Kinder rein, Fahrrad dalassen, ab zum Arzt und dann das Ganze wieder zurück. So war das früher.“ Später wuchs die Mobil-Gemeinschaft auf zehn Autos in Emmendingen und Denzlingen, war zuletzt sogar Teil des Flinkster-Buchungssystems der Deutschen Bahn. Die Mitglieder des kleinen Vereins aus Emmendingen konnten daher bundesweit Autos buchen. Doch nun ist Schluss. „Wir müssten die Buchungssysteme anpassen, Bordcomputer erneuern“, berichtet Woestmann. „Zudem können wir mit der voranschreitenden E-Mobilität aus wirtschaftlichen Gründen nicht mithalten, das zöge erhebliche Investitionen nach sich. Dazu ist der Verein nicht in der Lage.“ Man habe beschlossen, sich zurückzuziehen, solange der Verein noch gesund ist und die Einlage an die Mitglieder zurückzahlen kann. Am 15. Januar fährt das letzte Fahrzeug vom Stellplatz am Emmendinger Bahnhof. Dann sollen die beiden großen professionellen Anbieter der Region übernehmen: Grüne Flotte und Stadtmobil Südbaden in Freiburg.