Warum sollte die Büroarbeit die Innenstadt als attraktiven Schauplatz wiederentdecken? Co-Working-Pionier Hagen Krohn (Grünhof) glaubt an die Kraft der Vielfalt.
INTERVIEW: RUDI RASCHKE
Herr Krohn, Sie haben gerade neue Räume am Augustinerplatz in Freiburgs Oberer Altstadt bezogen. Warum kann die Innenstadt ein Ort für eine Co-Working- Gemeinschaft sein?
Durch Corona wurde deutlich: Unsere Co-Working-Pätze sind nicht nur wichtig für konzentriertes Arbeiten, sondern haben auch eine soziale Funktion. Mit unserem neuen Innenstadt-Standort am Freiburger Augustinerplatz bieten wir die Möglichkeit, einen belebten Ort zu nutzen, der sich von unseren beiden Standorten Grünhof und Lokhalle deutlich unterscheidet.
Wie erleben Sie das Arbeiten in der Stadtmitte vor dem Hintergrund der Einzelhandels- Situation?
Die klare Differenzierung und Abgrenzung von den Läden der „Überall-Ketten“ bietet eine Chance für den Einzelhandel. Die Innenstadt hier hat immer noch viel Energie und Möglichkeiten. Wir haben bei einem Teamtag am Münsterplatz in vielen Gesprächen gemerkt, wie viele unterschiedliche Menschen immer noch tagtäglich die City aufsuchen.
Die Themen, die die Innenstadt beschäftigen, sind nicht nur welche aus der Welt des Handels, sondern gesamtgesellschaftliche.
Wie präsentiert sich aus Grünhof- und Gründer-Sicht die Situation bei Mieten und Leerständen?
Wer kann sich bei Ihnen entsprechende Mieten leisten? Wir sind hier in der Stadtmitte gezwungen, von unseren Mitgliedern, die einen eigenen Raum benötigen, höhere Mieten als im Kreativpark Lokhalle zu verlangen. Eine Ausnahme ist der günstigste Flexibel-Schreibtisch, der weiterhin eine Einstiegsmöglichkeit bleiben wird.
Möglicherweise verhindert das, dass wir hier ganz junge Start-ups unterbringen können. Allerdings wird die Attraktivität der Innenstadt auch dafür sorgen, dass wir Firmen das sogenannte Corporate Co-Working anbieten können – also eine Möglichkeit für ihre Mitarbeiter abseits des Unternehmenssitzes oder des Homeoffice zu arbeiten und zu konferieren.
Was braucht die Stadt, um relevant zu bleiben?
Eine neue Mischung von Wohnen, Arbeiten und Handeln. Dann gewinnt die Stadt auf jeden Fall! Den Standort in der Oberen Altstadt zum Beispiel nehmen wir als Nische wahr, in der gerade eine Verjüngung stattfindet. Es ist nicht mehr zu übersehen, dass sich neben dem Alteingesessenen viel Neues etabliert, gerade gastronomisch können wir ein sehr spannendes Umfeld für die Unternehmen bieten, die bei uns arbeiten.
Dadurch sehe ich insgesamt mehr Potenzial für die Stadt und auch den Einzelhandel. Wenn ich ohnehin jedes Produkt online haben kann, dann liegt die Qualität in den Begegnungen, die die Stadt ermöglicht.
Hagen Krohn ist einer der Gründer und Geschäftsführer des Grünhofs, der Co-Working-Räume für Start-ups und andere Unternehmen an mittlerweile vier Standorten in Freiburg anbietet, darunter die Lokhalle.
2 Kommentare
..ein bisschen kurz, das Interview?! hätte gerne mehr erfahren!
Ist in jedem Fall ein spannendes Thema und das Interview mit Herrn Krohn ist in unserer Titelstrecke erschienen, die insgesamt mit neun Einzelartikeln aufwartet, die sich alle damit beschäftigen, wie wir unsere Innenstädte wieder mit mehr Leben füllen und attraktiver gestalten können.