ist ja wirklich kein neues Problem, in moderner Zeit ist es eigentlich seit der Industrialisierung im 19.Jahrhundert wohlbekannt und zieht sich bis zu den beiden zerstörenden Weltkriegen im letzten Jahrhundert eigentlich ungebrochen hin. Die völlige Vernichtung der Infrastruktur im 2.Weltkrieg erforderte dann einen Neuaufbau, der von tatkräftigen und visionären Unternehmern in die Hand genommen wurde. Dann kommt es etwa um die 60er Jahre zum ersten Generationenwechsel in der Führung der Familienunternehmen, der wohl wegen der vollen Aufbruchsstimmung noch etwas weniger bedrängend war; anders war es dann beim Übergang zur 3.Generation in den späten 80er und frühen 90er Jahren: Für die Senioren wurde es schwerer, sich von den eigenen großen Errungenschaften zu trennen und die junge Generation hatte in diesen Jahren schon sehr viel mehr Selbstbewusstsein gewonnen und wollte deshalb entweder in das Familienunternehmen gar nicht erst einsteigen oder aber, bei einem Einstieg, alles besser oder anders machen. Diese vielschichtige Problematik wurde auch von der Wissenschaft erkannt, es gab eine Fülle von Veröffentlichungen dazu, am aufschlussreichsten wohl das 1990 in Freiburg erschienene Buch von Ekkehard Kappler und Stephan Laske, „Blickwechsel“. In unseren Jahren nun steht der Wechsel zur 4.Generation nach dem Kriege an, und dadurch verdichtet sich die Nachfolgefrage zyklisch. Sie ist zwar immer gegenwärtig, weil es auch viele Familienbetriebe mit einer noch längeren Geschichte gibt (vgl. den Beitrag von Prof. Brun-Hagen Hennerkes in diesem Heft), aber gegenwärtig zeigt sie sich verstärkt.
Damit ist zweifellos eine schwierige Problematik bedrängend gegenwärtig, und nicht ohne Grund hatte das wichtige Buch von Kappler und Laske den aufschlussreichen Untertitel „Zur Dramatik und Dramaturgie von Nachfolgeprozessen im Familienbetrieb.“ Welche Fehler mit welchen fatalen Folgen gemacht werden können, stellt das anonymisierte Beispiel dar, das unser Gastautor Jürgen Weber in diesem Heft schildert. Es scheint jedoch so, dass man gegenwärtig auf die wirklich schwierige Problematik dieser Nachfolgeregelungen besser vorbereitet ist als damals: viele Institutionen, Firmen und auch Kanzleien haben sich in diesen Fragen spezialisiert und bieten willkommene Hilfe an, die nicht zuletzt zum Gelingen der Nachfolge beitragen. Auch dazu stellen wir einige Beispiele in unserem Heft vor: hier wurden wichtige Regeln eingehalten und die langjährigen Erfahrungen genutzt.
Gerade weil die Familienbetriebe in unserem Südbaden den zentralen Wirtschaftsteil darstellen, wünsche ich Ihnen eine nachdenkliche Lektüre.
Herzlichst
netzwerk südbaden – der Herausgeber
Daniel Schnitzler