Als „unverständlich und belastend“ haben die Metallarbeitgeber in der Region Südbaden den Aktionstag der IG Metall zu Werkverträgen bezeichnet. „Die Gewerkschaft skandalisiert aus organisationspolitischen Gründen dieses Thema“, sagte Stephan Wilcken, Geschäftsführer der SÜDWESTMETALL-Bezirksgruppe Freiburg, am Donnerstag in Freiburg: „Sie will ihren eigenen Einflussbereich ausweiten und auf unternehmerische Entscheidungen einwirken. Dem treten wir entschieden entgegen.“
Wilcken bezeichnete Werkverträge als selbstverständlichen und unverzichtbaren Bestandteil der Lieferbeziehungen in der Metall- und Elektroindustrie – „und das nicht erst seit gestern“. Dass eine Leistung per Werkvertrag erbracht werde, sage im Übrigen gar nichts über die Arbeitsbedingungen im Werkvertragsunternehmen aus. „Viele dieser Unternehmen sind selbst tarifgebundene Metallunternehmen oder zahlen die Tariflöhne anderer Brachen“, sagte Wilcken: „Aber für die IG Metall ist es ja schon ein Skandal, wenn andere Tariflöhne gezahlt werden als die von ihr selbst ausgehandelten.“
Aus Sicht der Metallarbeitgeber sichern Werkverträge eine sinnvolle Arbeitsteilung ab, die in einer modernen und komplexen Industrie unabdingbar sei. „Jeder konzentriert und spezialisiert sich auf das, was er am besten kann. Davon profitieren alle, damit sichern wir auch die Arbeitsplätze und die Arbeitsbedingungen in unseren Unternehmen“, sagte Wilcken. Die Vorstellung der IG Metall, dass ein Unternehmen alle Schritte der Wertschöpfung selbst erledige, sei von vorgestern: „Sinnvolle Arbeitsteilung hat Ihren Ursprung schon in der Steinzeit. Dahin wollen wir nicht zurück.“
Der Bezirksgruppen-Geschäftsführer warnte auch davor, alle Tätigkeiten in den Randbereichen der Wertschöpfung wieder in den Metalltarif zurückführen zu wollen: „Wir stehen in einem knallharten globalen Wettbewerb. Deshalb dürfen wir nicht drum herum reden, dass der Metalltarif für die weniger wertschöpfenden Tätigkeiten schlicht zu teuer ist. Würden wir auch in diesen Randbereichen nach den Metalltarifen bezahlen müssen, wäre unsere Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland in Frage gestellt.“ Letztlich ermögliche diese Kostendifferenzierung auch die sehr gute Bezahlung der Stammbeschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie: „Wer diesen Zusammenhang leugnet, stellt auch das hohe Lohnniveau in unserer Industrie in Frage.“
Falsch sei auch die Darstellung, Werkverträge hätten in der Vergangenheit zum Abbau von Stammarbeitsplätzen beigetragen. „Tatsächlich ist die Zahl der Stammbeschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg und Deutschland in den letzten fünf Jahren stetig gewachsen“, sagte Wilcken: „Was wir aber vermehrt beobachten, ist, dass Teilbereiche der hiesigen Produktion abgebaut werden. Sie werden aber nicht vor Ort durch Werkverträge ersetzt, sondern aus Kostengründen geschlossen oder ins Ausland verlagert. Diesen Trend werden wir nicht stoppen, wenn wir die Kosten hier am Standort weiter erhöhen und dadurch die Produktionsbedingungen verschlechtern.“
Hintergund:
Der Arbeitgeberverband Südwestmetall ist einer der größten industriellen Arbeitgeberverbände Deutschlands. Er vertritt in Baden-Württemberg die arbeitsrechtlichen, tarif-, sozial- und bildungspolitischen Interessen von rund 1.000 Mitgliedsbetrieben der Metall- und Elektroindustrie mit fast 500.000 Beschäftigten. Die Südwestmetall Bezirksgruppe Freiburg als eine von insgesamt 13 regionalen Vertretungen betreut über 70 Mitgliedsbetriebe mit mehr als 20.000 Beschäftigten.