Ein ansehnliches Beispiel, wie sich Unternehmen aus der regionalen Wirtschaft im Südbaden gesellschaftlich einbringen. Nicht parteiisch, aber Partei ergreifend.
Von Rudi Raschke
Einmal mehr gibt Klaus Endress, der Präsident des Wirtschaftsverband in Breisgau den Vorreiter für eine Aktion, in der sich Unternehmer für demokratische Errungenschaften einbringen: Mit der Kampagne „Einigkeit.Recht.Freiheit. – Die Schwarzwald AG für Demokratie und Marktwirtschaft in Europa“. Der wvib steht damit nicht alleine da unter den Verbänden und Kammern, die sich in den vergangenen Jahren in der Region öffentlich mit entsprechenden Themen zu Wort gemeldet haben. Stellvertretend sei an das Engagement von Handwerkskammer und IHK für die Integration von Flüchtlingen erinnert.
Ende März gab Endress in seiner Eigenschaft als Präsident des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden e.V. (wvib) gemeinsam mit 20 Unternehmern den Startschuss für eine politische Kampagne zum Wahljahr, nicht nur bezogen auf die Weichenstellungen hierzulande. Den Namen der Werbeaktion, mit denen die Firmen und ihr Verband sich engagieren, bilden die ersten drei Worte der deutschen Nationalhymne.
Ziel ist laut den Initiatoren, „sich für Demokratie, Rechtsstaat und soziale Marktwirtschaft einzusetzen.“ Hintergrund sei, so der wvib, dass „weltweit und auch in Deutschland in den letzten Monaten Kräfte entstanden sind, die die gesellschaftlichen Grundpfeiler – Demokratie, Rechtsstaat und Marktwirtschaft – erschüttern wollen.“ Dies habe zum Beschluss geführt, dass sich der wvib im Wahljahr 2017 erstmals gemeinsam und öffentlich positioniere. „Die Kampagne zeigt, für welche politischen Grundwerte Unternehmer, Mitarbeiter und Bürger in der Schwarzwald AG stehen und soll weitere Unterstützer mobilisieren.“
Ausgangspunkt sei Endress’ Rede bei der letzten Mitgliederversammlung gewesen, erklärt Christoph Münzer, der Geschäftsführer des wvib. Die Mitglieder hätten mit einem entschlossen „tut was!“ die Aufforderung dazu gegeben. „Wir hätten nie gedacht, wie leicht Menschen auf Populisten reinfallen, die gesellschaftliche Normalität sollte auch zu Wort kommen“ erklärt Münzer die Hintergründe der Kampagne, für die er in Baden sogar Bezüge zur Revolution 1948 sieht.
Klaus Endress unterstreicht, dass die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten „ein Stück weit unsere Welt verändert“ habe. Dagegen gelte es, anzugehen.
„Demokratie, Rechtsstaat und soziale Marktwirtschaft sind hart erkämpfte Errungenschaften, die wir verteidigen und immer wieder neu beleben müssen“, sagt der Verband. Europa sei – trotz mancher Fehler – ein weltweit einmaliger Raum des Friedens, der Toleranz und des Wohlstands. Populisten liefern nur Feindbilder, keine Lösungen. „Wir alle spüren, dass wir eine wehrhafte Demokratie und ein starkes Europa mehr denn je brauchen. Dafür stehen wir als Unternehmer und mit unserer Kampagne ‚Einigkeit.Recht.Freiheit.‘“, sagt Klaus Endress.
Unterstützer der Idee können sich auf der Website www.einigkeitrechtfreiheit.de über die unterschiedlichen Möglichkeiten des Mitmachens informieren und ihr Engagement für Demokratie, Rechtsstaat und soziale Marktwirtschaft öffentlich machen. Flyer und Plakate zur Kampagne können ebenfalls bestellt werden.
Für den engagierten Endress ist dies eine Einladung „an die ganze Welt, mitzumachen“. Wenn „Wände hochgezogen“ werden und die Demokratie sich auf dem Rückschritt befinde, werde auch die Marktwirtschaft angegriffen. Die Kampag-ne wende sich gegen „Nationalismus als Irrweg, der Rechte und Freiheit kostet“, sagt Klaus Endress. „Demokratie und Marktwirtschaft sind zwei Seiten der selben Medaille“, der Austausch mit anderen Nationen „unverzichtbar“.
Endress und Münzer zählen zu den acht Erstunterzeichnern des „Testimonals“, ab sofort kann sich jeder anschließen. Zwischen dem Beschluss im Januar und der Präsentation im März lagen nur knappe zwei Monate, das Anliegen kommt zu Beginn des Wahljahrs mit landesweiten wichtigen Abstimmungen in Frankreich und Deutschland vermutlich zum richtigen Zeitpunkt. Es ist nichts, was mit Parteipolitik innerhalb des demokratischen Spektrums zu tun hat, sondern vielleicht das, was Gerhard Schröder einmal als „Aufstand der Anständigen“ einforderte. Dass Unternehmer hier eine Vorbildfunktion für ihre Mitarbeiter und Kunden einnehmen, ist unübersehbar.
Die Kampagne wird bei den rund 1000 Veranstaltungen, die der wvib in diesem Jahr abhält, unaufdringlich, aber unübersehbar präsent sein. „Wir müssen was tun“, schloss Klaus Endress seine Ausführungen zur Dringlichkeit der gemeinsamen Idee.