Für Hanna Teepe ist das diesjährige Zelt-Musik-Festival (ZMF) bereits das dreizehnte, an dem sie mitarbeitet und das vierte als Geschäftsführerin. In unserer Rubrik „Gut beraten“ erzählt die 33-Jährige, welche Erkenntnis sie auf ihrem Weg begleitet.
„Während des Festivals lebe ich für 19 Tage in meinem Wohnwagen auf dem Gelände. Ich bin immer da, nahezu immer ansprechbar. 2013 habe ich als Sommerkraft auf dem ZMF angefangen. Vier Jahre lang war ich Fahrerin und habe nicht nur die Künstlerinnen und Künstler chauffiert, sondern auch vor und nach dem Festival dafür gesorgt, dass das Material vor Ort war. Heute, als Geschäftsführerin, hilft mir diese Erfahrung natürlich. Ich habe in etlichen Bereichen auf dem Gelände gearbeitet oder hatte Einsicht, kenne Abläufe, Bedarfe und den Workflow. Das ist ein bisschen Fluch und Segen. Segen einerseits, weil ich die Komplexität der Veranstaltung durchdringe und wirklich weiß, was gebraucht wird. Und Fluch, weil ich mich anfangs erstmal beweisen musste. Ich war plötzlich für viele der Mitarbeitenden, die teilweise seit Jahrzehnten beim ZMF beschäftigt sind, nicht mehr Kollegin, sondern Vorgesetzte. Dabei hat mir ein Prinzip geholfen, das ich im Umgang mit den Künstlerinnen und Künstlern verstanden habe: Augenhöhe ist in unserer Branche so wichtig. Auch ein Weltstar ist nur ein Mensch.
Es gibt jene, die mit riesiger Entourage reisen und sich die verrücktesten Dinge rausnehmen: Da wird man als Mitarbeiterin ständig herumgescheucht. Am Ende macht so etwas die Zusammenarbeit für alle anstrengender. Zum Glück gibt es auch sehr viele Künstlerinnen und Künstler, die ganz anders sind. Höflich, zugänglich, nicht abgehoben – und auf Augenhöhe mit uns umgehen. Das versuche ich im Team auch. Nur, weil ich die Chefin bin, heißt es ja nicht, dass ich alles besser weiß. Ich muss mich auf die Expertise des Teams verlassen können, auch wenn ich es am Ende bin, die die Dinge entscheidet.
Ich komme aus einer Künstlerfamilie. Meine Mutter, meine Großeltern, meine Tanten und Onkel sind professionelle Opernsängerinnen und -sänger, mein Vater ausgebildeter Schauspieler. Ich wäre die dritte Generation auf der Bühne gewesen, hätte ich diesen Weg verfolgt. Aber das war nicht das, was ich machen wollte. Ich habe eher Spaß daran, das ganze Drumherum zu organisieren. Ich durfte schon als Kind meiner Mutter in den Kultursalons helfen, die sie regelmäßig veranstaltet hat. Heute schließt sich so gesehen für mich ein Kreis und das fühlt sich richtig gut an. Den Applaus bekommen die anderen, für mich sind es die Momente, in denen man die Begeisterung im Publikum spürt, in denen ich merke: Auch die Künstlerinnen und Künstler fühlen sich wohl bei uns. Wir als Team sind dann nicht nur Teil des Erlebnisses, sondern haben dafür gesorgt, dass all das stattfinden kann.“
Protokoll: Julia Donáth-Kneer
Hanna Teepe (33) stammt gebürtig aus Fürth/Nürnberg, hat Frankomedia und Kunstgeschichte an den Unis Freiburg und Paris studiert und ihren Master in Freiburg und Bologna absolviert. Zum ZMF gehören 50 Shows im Haupt- und rund 100 weitere Veranstaltungen im Rahmenprogramm. Das diesjährige Line-up steht bereits, ein paar Konzerte sind schon ausverkauft. Besonders freut sich Hanna Teepe in diesem Jahr über die große weibliche Starpower. Zu Gast sind unter anderem Anastacia, Gianna Nannini und Amy Macdonald.