Als Redaktionsleiter und Sidekick von Harald Schmidt wurde Manuel Andrack berühmt. Heute verdient er sein Geld als Wandertouristiker. Wie das geht und warum er lieber „Wandermeister“ als „Wanderpapst“ genannt wird, verrät er beim Gespräch im Stadtmuseum Lahr.
Text: Julia Donáth-Kneer • Fotos: Santiago Fanego
Espresso gibt es dieses Mal ausnahmsweise nicht. Mit Manuel Andrack trinkt man Bier. Der 59-Jährige hat schon bei seiner Zeit in der Harald-Schmidt-Show in jeder Sendung eine neue Marke ausprobiert, später war er deutscher Bierbotschafter. In seinem Podcast „About Schmidt Show“, in dem er gemeinsam mit Radiomoderator Mike Neu die letzten Geheimnisse um die Harald-Schmidt-Show enthüllt, trinkt er auch jedes Mal ein, zwei Gläser.
Wir treffen uns im Stadtmuseum Lahr, in dem er eine Lesung hält. Seit 2005 schreibt er Bücher, vor allem über sein Herzensthema: das Wandern. Er ist Wegepate für neue Routen, kontrolliert Premiumwanderwege, bietet geführte Touren an. „Wandern ist für mich beides: Job und Hobby, Beruf und Berufung“, erklärt Andrack. Auf seiner Visitenkarte steht: Autor, Moderator, Wanderer.
Nach dem Aus bei Harald Schmidt hat er sich ein komplett neues Leben aufgebaut. „Andere gehen durch eine Midlifekrise, ich habe einfach alles ausgetauscht“, sagt er und meint: Job, Familie, Bundesland. 2008 zog er nach Saarbrücken, darüber lief im Saarländischen Rundfunk sogar die siebenteilige Sendung „Ich werde Saarländer“. Seither ist Andrack selbständig. „Soloselbstständig nennt man mich, das habe ich in der Coronazeit gelernt.“ Standbeine hat er genug. Er moderiert, hält Vorträge, schreibt Bücher und Artikel, begleitet Messen. Seine Auftraggeber sind unter anderem Wandervereine, Verkehrsbünde, Touristikverbände sowie Verkehrs- und Outdoor-Unternehmen.
Ein Kind habe ihn mal „Wandermeister“ genannt. Das sei viel schöner als Wanderpapst, was oft über ihn geschrieben wird, findet Andrack: „Der Unterschied ist: Den Wandermeister kannst du buchen. Das geht mit dem Papst nicht, der ist nicht käuflich.“ Und Manuel Andrack wird gerne gebucht, zum Beispiel für Teambuildingmaßnahmen. „Dann komme ich als Wanderonkel und nehme die Leute mit in den Wald.“ Das sei vor allem spannend, weil an solchen Events viele teilnehmen, die keine Wanderfans sind. „Anfangs nicht“, betont Andrack und lacht. „Dann machen wir Überraschungs-Barbecue, es gibt Gipfelschnaps und alle sind happy. Das funktioniert immer.“ Passend dazu heißt sein neuestes Buch „Wanderglück Deutschland“, aus dem er in Lahr liest: „Ich verspreche 100 Prozent Glückseligkeit nach einer Wanderung.“
In die Ortenau hat ihn der Schwarzwaldverein gebracht, er ist Mitglied der Ortsgruppe Lahr. Engagement in Wandervereinen ist wichtig, findet Andrack, der schon als Kind gerne losgestiefelt ist. „Die Wandervereine überaltern ja total.“ Und gerade der Schwarzwald sei „gelerntes Wandergebiet“. Die Gipfel, die Berge, der Wald – besonders wichtig: „die gastronomische Infrastruktur. Es ist ja kein Zufall, dass die hier im Schwarzwald Genießerpfade heißen.“ Darauf will sich der Profi verlassen, Manuel Andrack nimmt auf seine Touren nie Proviant mit. „Ich will ja einkehren“. Wege, die keine Gastronomie anbieten, beachtet er erst gar nicht. „Wanderer wollen auch kulinarisch etwas entdecken, deshalb sind sie unterwegs“, sagt er. „Dann ist es doch schade, wenn du eine Stulle rausholst, die du auch zuhause essen könntest“. All das gehöre doch dazu: „Schnapsbrunnen, Gasthäuser, die ganze regionale Vielfalt. Das ist Wirtschaftsförderung im wahrsten Sinne des Wortes.“
Zu Harald Schmidt hat Andrack keinen Kontakt mehr – „das ist die Frage, die ich am häufigsten höre“. Heute sieht er auch gar nicht mehr fern. „Ich war mal fernsehsüchtig, habe alles weggeschaut, was es gab: Talkshows, Gameshows, Late-Night-Shows. Und ich habe mehr als zwölf Jahre vor und hinter der Kamera verbracht.“ Die Zeiten sind vorbei, die Glotze ist aus. „Vielleicht habe ich meine Fernsehschauzeit einfach schon aufgebraucht.“