Fritz Keller: "Es gibt weder Plan B, noch C oder D"
netzwerk südbaden: Der SC wird sich mit 15 bis 20 Millionen Euro am insgesamt etwa 117 Millionen Euro teuren Stadionneubau auf dem Freiburger Flugplatzgelände (“Im Wolfswinkel”) beteiligen. Warum ist das eine richtige und notwendige Investition?
Keller: Der SC Freiburg wird sich nicht nur mit 15 bis 20 Mio. Euro beteiligen, das sind die Ersparnisse, die wir als Eigenkapital einbringen. Darüber hinaus werden wir das Gebäude über die Pacht selbst bezahlen; die Stadt stellt die Infrastruktur in Höhe von 38 Mio. Euro, also Straßen, einen Teil der Parkplätze und ÖPNV-Haltestellen, die allesamt auch dem Freiburger Westen und den Nachbarn Uni, Fraunhofer-Institut und Messe zu gute kommen.
netzwerk südbaden: Wie sieht die Ertragsrechnung in Euro und Cent in Freiburg aus: Mit wie viel Mehreinnahmen durch das größere und modernere Stadion kalkulieren Sie im Vergleich zu den Einnahmen im alten Schwarzwald-Stadion?
Keller: Ohne zu sehr in Details zu gehen, es liegen auch noch keine exakten Baupläne und Eintrittspreise vor: Wir rechnen mit einem Millionenbetrag, der die Pacht bei Erstligazugehörigkeit (3,8 Millionen Euro jährlich) übersteigt. Deshalb machen wir es. Natürlich aber auch wegen der Lizenzierung – zur Verlängerung des Spielfeldes und zur Verbesserung der Zuschauer- und Medienplätze.
netzwerk südbaden: Kritiker der Stadionneubaupläne behaupten, das neue Stadion sei mit 35 000 Plätzen viel zu groß, da das wesentliche kleinere Schwarzwaldstadion (24 000 Plätze) wiederholt nicht ausverkauft gewesen sei. Woher sollen die neuen Fans kommen?
Keller: Zunächst: Wir haben eine Auslastung von 97 Prozent, die vierthöchste der Bundesliga. Unsere Heimtickets sind praktisch durchweg ausverkauft, oft fehlen nur ein paar Gästekarten an 100 Prozent. Und wir weisen nicht nur in Freiburg und der Region viele Kartenanfragen zurück, sondern können auch in der Schweiz und Frankreich noch wachsen. Die Sehnsucht nach der Bundesliga ist aktuell riesig. Wenn durchschnittlich mehr als 42.000 Besucher zu einem Bundesligaspiel gegen – warum soll der SC Freiburg hier soweit unter dem Durchschnitt liegen?
netzwerk südbaden: Der Standort im Wolfswinkel ist eingeengt zwischen Universität, dem begrüntem Müllberg (Wolfsbuck) und der Start- und Landebahn des Freiburger Flugplatzes. Beschneidet diese Enge nicht das Entwicklungspotenzial des SC Freiburg oder hoffen Sie auf eine spätere Schließung des Flugplatzes?
Keller: Wir halten dieses Gebiet nicht für eingeengt. Allein die Nähe zu den direkten Anwohnern beträgt einen knappen halben Kilometer, aktuell sind die nächsten Häuser im Stadtteil beim Schwarzwald-Stadion 40 Meter entfernt. Es braucht im Übrigen auch nicht mehr als zwei Trainingsplätze für das Team der Profis, bei den Parkplätzen sind es sogar 2 100. Daraus eine Enge abzuleiten, wo wir jetzt unter einer katastrophalen Infrastruktur mitten in einem Wohngebiet leiden, ist nicht nachvollziehbar.
netzwerk südbaden: Wie sieht Ihr Plan B aus, wenn die Bürger gegen den Neubau auf dem Flugplatz stimmen sollten?
Keller: Es gibt weder einen Plan B, noch C oder D. Wir haben für diesen Standort vier Jahre lang alles genauestens geprüft, kalkuliert und diskutiert. Da bitte ich um Verständnis, dass wir nicht noch ein paar Nebenher-Pläne in der Schublade haben. Sollte es ein Votum der Bürger dagegen geben, müssen wir wieder viel Zeit und Arbeit investieren, alles andere wäre unglaubwürdig. Deshalb hoffe und glaube ich, dass es gut ausgehen wird.