In Südbaden gibt es eine breit aufgestellte Ablehnung gegen das marode AKW – auch Wirtschaftsverbände erhoffen sich die Schließung.
Von Uli Homann
Axel Mayer, Regionalgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), drückte die Sorge aus, die EDF spiele auf Zeit. Es bleibe die Frage, ob der „kleine Schritt“ in Richtung Schließung „von einer rechtskonservativen Pro-Atom-Nachfolgeregierung nicht wieder gekippt werden könnte“. Dem BUND und der Umweltbewegung am Oberrhein gehe es wie Goethes Faust: „Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“. Beim AKW Fessenheim handele es sich um einen „gefährlichen und wartungsintensiven Oldtimer“. Alle französischen Reaktoren hätten ein „massives Überalterungsproblem“. Axel Mayer schaut skeptisch in die Zukunft: „Irgendwann müssen Erfahrungen mit dem teuren und schwierigen Abbruch von stark verstrahlten Reaktoren gemacht werden. Leider hat die EDF aber viel zu wenig Geld für den Abbruch der alten Kernkraftwerke zurückgelegt.“ Nach Ansicht des BUND darf der trinationale Abschaltdruck bis zur endgültigen Stilllegung nicht nachlassen.
Andreas Kempff, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) spricht von einem „wichtigen Schritt“ zur Schließung des Kraftwerks, die sich die IHK wegen des Gefahrenpotentials wünsche. Ob sich eine Nachfolgeregierung in Frankreich an diese Entscheidung gebunden fühle, müsse jedoch abgewartet werden. Kempff warnt: „Ein Störfall hätte weitreichende Auswirkungen, auf die Bevölkerung, auf die Wirtschaft, auf den Tourismus. Insofern wären wir froh, wenn dieses Risiko durch eine Abschaltung beseitigt wird“.



Die grüne Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae erklärte, die Entscheidung sei viel zu spät gekommen. Aber „lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“. Fessenheim sei ein großes Sicherheitsrisiko für die gesamte Region.

In einer Stellungnahme der Freiburger SPD-Spitzen heißt es, man sei dem Ziel der Abschaltung einen „großen Schritt“ nähergekommen, aber noch sei das älteste Atomkraftwerk Frankreichs nicht abgeschaltet. Nach wie vor brauche es Druck seitens der Bevölkerung und der Politik.
In Fessenheim hatte es am Tag vor der Entscheidung einen Fackelzug gegeben. Um den Protzest von etwa 400 Menschen unter dem Motto „Blackout“ gegen die mögliche Schließung des AKWs zu unterstützen, wurde während des Fackelzugs die Straßenbeleuchtung in dem Dorf abgestellt. Örtliche Politiker und Gewerkschafter hatten den Verwaltungsrat der EDF dagegen in einem offenen Brief aufgefordert, gegen die Entschädigungsregelung und für den Weiterbetrieb des Kernkraftwerks zu votieren. Die Beschäftigten des Kraftwerks streikten zwei Tage aus Protest gegen die Schließung.
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