Das Durchschnittsalter der Besucher beim Zeltmusikfestival ist gestiegen – und das der Künstler auch. Zu erleben vom 5. bis 23. Juli auf dem Freiburger Mundenhofgelände, denn dort findet wieder das ZMF statt.
Von Uli Homann
Brownsville, Texas, 22. Juni 1936: Kris Kristofferson, der später sehr erfolgreiche Country-Sänger und Hollywood-Schauspieler, kommt als Kind schwedischer Einwanderer auf die Welt. Fast auf den Tag genau 81 Jahre später steht er beim 35. Freiburger Zelt-Musik-Festival (ZMF) auf der Bühne – mit seinen alten und mit neuen Country-Songs. Seinen Klassiker hat bald jeder im Ohr: „Me and Bobby Mc Gee“. Die Verpflichtung von Kris Kristofferson charakterisiert das diesjährige ZMF-Programm (5. bis 23. Juli). Mit dem doch durchweg älter gewordenen Publikum kommen auch viele älter gewordene Künstler auf die Bühne.
Sie alle werden ihre Fans mobilisieren, ohne Zweifel, Patricia Kaas (51) gleich zum Eröffnungsabend, Georg Ringsgwandl (68), Manfred Mann (77), Helge Schneider (62), Konstantin Wecker (70), Anastacia (auch bald 60) und Herbie Hancock (77). Immer wieder beim ZMF, diesmal mit sogar zwei Abenden, trumpft der Schlager-Parodist Dieter Thomas Kuhn auf (beide Konzerte schon ausverkauft). Amy McDonald, schottische Liedermacherin, ist auch mit von der Partie.
Kris Kristofferson hat noch Freude am Singen, das sieht man dem groß gewachsenen und steinalten Barden bei jüngeren youtube-Videos an. Er strahlt und freut sich offensichtlich, weiter on stage zu sein, ist ja auch toll mit 81: aber sein Gesang hört sich ein bisschen danach an, als habe der Biss der Phrasierung und die Stimmkraft sowieso altersentsprechend nachgelassen. Und wenn es an die schwierigen Passagen geht, steigen die Side-Singer ein, um die Kristofferson-Hits zum Klingen zu bringen. Retro-Gefühle, Rückblick in die eigene Vergangenheit sind aber sicher garantiert.
Den Kids wird nicht so viel geboten wie ihren Alten, Megaloh, der Rapper, ist zum Beispiel fürs jüngere Publikum engagiert. Oder Teesy mit einer Synthese aus Urban Funk und deutschsprachigem Blues. Beide im Spiegelzelt, ebenso wie die Indie Rock Band Frightened Rabbits. „Für Entdeckungen geeignet“, so beschreibt Festival-Macher Marc Oßwald das Angebot im Spiegelzelt.
Das Doppelkonzert von den gefühligen Mighty Oaks (Folkband aus Berlin) und der aufstrebenden isländischen Rockgruppe Kaleo im Zirkuszelt kann Jüngeren ebenfalls empfohlen werden. Oder Ry X aus Australien, ungewöhnlicher Gesang zu Sphärenklängen und breiten Arrangements. Oder die britische Independent Band New Model Army, die vom Punk herkommt, allerdings auch nicht mehr zu den Jüngsten zählt. Alles ist trotzdem nicht Evergreen, es werden auch neuere musikalische Pfade verfolgt.
Christopher Park gilt als eines der größten Pianisten-Talente der jüngeren Zeit. Er bestreitet eine Klassikmatinee von Gershwin bis Piazolla (9.7.) Und dann Festivalgründer Alexander Heislers Philharmonische zmf-Gala „Peace and Soul“ (11.7.). Geleitet von Festival-Dirigent Enrique Ugarte als Taktgeber des Freiburger Philharmonischen Orchesters und stimmlich beherrscht unter anderem vom Waldshuter Lokalmatador Max Mutzke, der in der neuen Hamburger Elb-Philharmonie mit Ugarte bei einem ausverkauften Konzert für Aufhorchen sorgt. Lisa Mills ist auch dabei – sie überzeugte jüngst beim Ersten Freiburger Bluesfestival. Der Rockmusiker Peter Stöcklin von der Band Otto Normal erhält den ZMF-Preis 2017. Und es wird noch daran gearbeitet, einen höchst prominenten ZMF-Ehrenpreisträger nach Freiburg zu locken. Unter der Hand heißt es: Dafür ist Udo Lindenberg angefragt. Ideal passend zur Altersstruktur der großen Namen des diesjährigen Festivals.
Homepage des Zelt-Musik-Festivals am Freiburger Mundenhof