Unternehmerinnenumfrage 2016 des VdU: Kinder kein Handicap für Chefposten
Die Unternehmerinnen in Deutschland verbessern nicht nur für ihre Mitarbeiter die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – sie leben das Modell selbst vor: Die Mehrheit der Arbeitgeberinnen sieht die Familiengründung nicht als Handicap, um ein Unternehmen zu lenken. Das ergibt die Unternehmerinnenumfrage 2016, eine jährliche Erhebung des Verbands deutscher Unternehmerinnen (VdU) und der Deutschen Bank. Zwei Drittel aller Unternehmerinnen sind Mütter, jede Zehnte hat drei oder mehr Kinder.
Knapp 40 Prozent der Arbeitgeberinnen gaben an, Unternehmertum und Elternschaft ließen sich gut vereinbaren – für 14 Prozent war die die Familiengründung sogar Auslöser für die Selbstständigkeit. Lediglich 11 Prozent sagten, die Selbstständigkeit habe sie von der Familiengründung abgehalten. Dabei ist auch in den Familien der Unternehmerinnen die Elternzeit überwiegend eine Angelegenheit der Frauen. 57 Prozent übernehmen die Kinderbetreuung größtenteils selbst, in nur jeder zwanzigsten Familie übernimmt der Partner diese Aufgabe.
Um den Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen, setzen laut der Umfrage von VdU und Deutsche Bank mehr als drei Viertel der Unternehmerinnen auf flexible Arbeitszeiten. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hilft nicht nur Müttern und Vätern, zufriedene Arbeitnehmer liegen im Interesse des Unternehmens“, sagt Martina Eich-Ehren, Managing Director bei der Deutschen Bank und für die Zusammenarbeit mit dem VdU verantwortlich.
Die Einführung einer Regelarbeitszeit von wöchentlich 32 Stunden hält die große Mehrheit der Befragten nicht für dringlich. „Unternehmerinnen finden bereits maßgeschneiderte Lösungen für flexible Arbeitszeiten und Home Office in ihren Betrieben. Eine gesetzlich geregelte Familienarbeitszeit widerspricht dem Gedanken der Flexibilität und wäre staatliche Bevormundung“, sagt VdU-Präsidentin Stephanie Bschorr.
Handlungsbedarf erkennen vier von fünf Unternehmerinnen, um die statistische Entgeltlücke von 22 Prozent zwischen Männern und Frauen zu schließen. Allerdings hält nur eine Minderheit von weniger als einem Drittel das in der Politik diskutierte Entgeltgleichheitsgesetz für die geeignete Lösung. Dieses habe bürokratischen Aufwand zur Folge, negative Auswirkungen auf den Betriebsfrieden und schränke die unternehmerische Entscheidungsfreiheit ein. Die Unternehmerinnen möchten stattdessen Frauen für Berufe in Hochlohnbranchen gewinnen, die vollzeitnahe Berufstätigkeit sowie den schnellen Wiedereinstieg nach Erwerbspausen fördern.
Mit der Arbeit der großen Koalition sind die Unternehmerinnen im Vergleich zum Vorjahr etwas zufriedener. Das gilt allerdings nicht für die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. Hier stellen nur 15 Prozent der Politik ein gutes Zeugnis aus. Immerhin zwei Drittel erwarten aber, dass der Flüchtlingszustrom langfristig den Fachkräftemangel mildert. Die gesamtwirtschaftliche Lage beurteilen die Unternehmerinnen zwar etwas skeptischer als 2015 – trotzdem wollen drei Viertel der Befragten noch in diesem Jahr investieren.