„Schreiben Sie doch darüber mal ein Buch…“ – das ist ein Satz, den ich als Mitglied der Wohnraumkommission des Landes am Rande der Baurechtstage Baden-Württemberg einmal mitgenommen habe.
VON KLAUS WEHRLE
Es war im September 2018, die Runde war größtenteils mit Ministeriums-Personal, Behördenvertretern und Verbänden besetzt, ich kam als vortragender Praktiker ans Rednerpult, der ein Bewusstsein fürs preiswerte Wohnen entwickelt hat. Bei mir hat das mehr als nur ein „Warum nicht?“ ausgelöst.
Es hat mich herausgefordert: Die Erkenntnisse, die ich von Fachtagungen, durch den Zugang zu Experten ganz unterschiedlicher Art, aber auch nicht zuletzt aus der Erfahrung von über 30 Jahren Bauen, hatte, zusammenzufassen – und das nicht nur in einem schmucken Bildband. Sondern in einem anspruchsvollen wie ansehnlichen Buch, das die eigene Arbeit, aber auch gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Aspekte des Bauens bündelt.
Und mit Aufforderungscharakter daherkommt: „Geht doch!“ lautet mein Credo zum bezahlbaren Bauen – es ist auch der Titel des Buchs. Wer in Generationen denkt, sollte auch die folgende Generation hören. Ich habe das Glück, dass meine Kinder Hannah und Jonas ebenfalls Architektur studieren, mit unterschiedlichem Background. In Aachen bzw. Stuttgart und Delft lernen sie den klassischen, aber auch den kreativen Weg des Bauens kennen.
Beide sind Mitautoren des Buchs, von ihnen stammen die meiner Meinung nach spannendsten Kapitel, unter anderem auch das, in dem es um Nachhaltigkeit geht. Dabei sind Themen wie Migration und Klimaschutz von zentraler Bedeutung, genauso wie die Idee, dass wir möglicherweise mit „Lowtech“, die auf den Umweltpionier Hermann Scheer zurück geht, mehr erreichen als mit „Hightech“. Wir weisen in diesem Buch, so denke ich, überzeugend nach, wie sich im „Mieterland“ Deutschland anstelle von Mietzahlungen auch Eigentum schaffen lässt. Dies muss auch für Menschen möglich sein, die nicht geerbt haben.
Eine Abzahlung innerhalb von 25 Jahren ist möglich. Auf diesem Weg kann nebenbei Altersarmut und Inflation verringert werden. Generell ist die Wertschöpfungskette rund ums Bauen in den vergangenen Jahren immer länger geworden, denken wir. Gibt es nicht zu viele Player rund um eine Grundstückserschließung? Wenn wir sagen, dass sich für unter 4000 Euro pro Quadratmeter trotzdem erfolgreich bauen lässt, dann ist eine gesunde Mischung die Voraussetzung – für uns ein Mix aus Baugruppen-Kollektiv und professionellem Bauträger, die „projektierte Baugemeinschaft“.
Ich will in diesem „Making-of“ nicht alles vorwegnehmen, aber wir haben mit Volkswirtschafts-Professoren wie Bernd Raffelhüschen und dem renommierten „Club of Rome“-Mitglied Ernst-Ulrich von Weizsäcker für das Buch gesprochen. Damit und entlang vieler Praxisbeispiele, für die man in Baden-Württemberg nicht weit fahren muss, wollen wir zeigen: Der Spielraum ist größer geworden. Schauen Sie einmal rein (mehr zum Inhalt auf Seite 98).
Klaus Wehrle ist Architekt in Gutach und hat mehrfach in Fachzeitschriften publiziert. Sein Schwerpunkt ist das kostenoptimierte und nachhaltige Bauen. Wehrle war 12 Jahre Mitglied im Landesvorstand der Architektenkammer Baden-Württemberg und Vorsitzender der Strategiegruppe Klima-Energie-Nachhaltigkeit.