Der Kriminalpolizei Offenburg ist ein Erfolg gegen eine auf Singlebörsen im Internet operierende Betrügerbande gelungen. Nach langwierigen Ermittlungen wurden im Oktober 2014 zwei mutmaßliche Mitglieder der internationalen Bande festgenommen und große Vermögenswerte sichergestellt. Zwischenzeitlich wurden von der Staatsanwaltschaft Baden-Baden Rechtshilfeersuchen nach Großbritannien und die Vereinigten Staaten gestellt bzw. sind in Vorbereitung, um weitere Erkenntnisse zu involvierten Personen und Strukturen zu gewinnen.
Auf die Spur der Beschuldigten kamen die Ermittler der Kriminalpolizei durch die Geldwäscheverdachtsanzeige eines Bankinstituts. Erste Ermittlungen führten zu einem Rastatter Geschäftsmann, der zum Opfer der Kriminellen geworden war. Vor über vier Jahren hatte er auf einer Singlebörse im Internet Bekanntschaft mit einer Frau gemacht, die sich als Fotomodel ausgab. Die Frau gaukelte ihm nach dem Kennenlernen vor, verliebt zu sein und ihn heiraten zu wollen. So gelang es ihr, das Vertrauen des Geschäftsmannes zu gewinnen und ihn nach und nach dazu zu bewegen, ihr unter verschiedenen Vorwänden Geld zu überweisen. So hatte die kriminelle Internetbekanntschaft ihn unter anderem im Glauben gelassen, sie sei Eigentümerin von Fondsanteilen in Millionenhöhe. Die vom Geschädigten überwiesenen Geldsummen sollten dazu benutzt werden, die Fondsanteile auf ihn zu überschreiben. Um das Lügengebilde aufrecht zu erhalten, wurden von den Tätern angebliche Rechtsanwälte eingeschaltet, welche die Glaubhaftigkeit untermauern sollten. Der Rastatter Geschäftsmann wurde auf diese Art um über 200.000 Euro erleichtert. Als der Mann eines Tages signalisierte, kein Geld mehr zu besitzen, wurde er in die nächste Betrugsmasche involviert. Die Täter nutzten ihn nunmehr als sogenannten Finanzagenten. Von der angeblichen Anwältin wurde Geld auf sein Konto überwiesen, das er anschließend unter weiteren vorgeschobenen Gründen auf andere Konten weiterleitete. Es besteht der Verdacht, dass diese Gelder, insgesamt weitere rund 200.000 Euro, aus ähnlichen Betrugstaten stammen, welche in Deutschland, Kanada, USA, Australien und weiteren Ländern verübt wurden. Anfang Oktober erfolgte schließlich der Zugriff der Polizei. Bei einer fingierten Geldübergabe wurde erst die angebliche Rechtsanwältin, eine 21-jährige deutsche Staatsangehörige mit Wohnsitz in Norddeutschland festgenommen, dann in einem Rastatter Hotel ein weiterer Beschuldigter. Der 33-jährige britische Staatsbürger, der wie die weibliche Tatverdächtige nigerianische Wurzeln hat, war am Vortag aus London eingereist. Im Zuge von Finanzermittlungen konnten insgesamt knapp 70.000 Euro sichergestellt werden. Gegen beide Tatverdächtigen wurde vom Amtsgericht Baden-Baden Haftbefehl wegen Geldwäsche erlassen. Internetbetrüger, die insbesondere Single-Börsen nutzen, sind nicht neu. In Fachkreisen und Internetforen werden für die hier vorliegende Masche die Begriffe “Romance- und Love-Scamming” benutzt. Polizeiliche Ermittlungen in dem Bereich gestalten sich häufig kompliziert. Die Täter operieren aus dem Ausland, verwischen im Internet ihre Spuren und nutzen anonyme Bezahlungssysteme. Die Polizei warnt eindringlich vor männlichen und weiblichen Tätern, die in Single-Portalen im Internet gezielt nach Opfern suchen.
Hintergrund:
Anhaltspunkte für Romance-/Love-Scamming: Als Lockmittel dient eine kurze Einladung zum Chat. Die Betrüger kommunizieren oft in gutem Englisch, teilweise aber auch in perfektem Deutsch, auch wenn die Damen oder Herren angeblich im Ausland wohnen. Die Bilder der Profile sind teilweise unscharfer Qualität. Frauen locken mit besonders attraktiven Bilder, teils leicht bekleidet. Ab dem ersten Kontakt wird von der großen Liebe und Heiraten gesprochen. Die Betrüger kennen Persönliches vom Opfer. Meist haben sie die Informationen aus Facebook-Profilen. Irgendwann kommt es zur Bitte Geld zu überweisen. Häufig im Zusammenhang mit einem plötzlichen Unglücksfall oder einem geplanten Besuch. Teilweise werden auch Überweisungen im Zusammenhang von Überschreibungen oder Auszahlungen von angeblichen Vermögenswerten gefordert.