Sauber ist mehr als nur ein Zustand – es ist eine Haltung. Ob auf dem Prüfstand eines Autokonzerns oder am Bratwurststand auf dem Münsterplatz. Über Moral und Markt vom ehrbaren Kaufmann bis zum ethischen Kapitalisten.
Text: Christine Weis
Sauberkeit im menschlichen Verhalten bedeutet, sich an die geltenden sittlichen und rechtlichen Normen zu halten – so definiert es der Duden. Wir kennen die Redewendungen „Bleib sauber!“ oder „Die Sache ist nicht ganz sauber“. Dass Menschen und Unternehmen nicht immer sauber handeln, wissen wir allerdings auch. Ein prominentes Beispiel lieferte der Dieselskandal des Volkswagen-Konzerns. Zwischen 2008 und 2015 manipulierte VW mithilfe einer Software die Abgaswerte von elf Millionen Fahrzeugen. Auf dem Prüfstand waren die Stickoxidwerte einwandfrei, doch auf der Straße pusteten die Autos ein Vielfaches der giftigen Abgase in die Luft. Das Wort „sauber“ erhielt in diesem Kontext eine bittere Doppeldeutigkeit.
Doch solche Verfehlungen gibt es nicht nur bei den großen Playern. Auch im Kleinen wird getrickst. Ein Beispiel aus der Region ist der sogenannte „Schwarzwurstfall“ auf dem Freiburger Münsterplatz, der vor einigen Jahren für Schlagzeilen sorgte: Die Steuerfahndung deckte den Betrug einer Bratwurstbräterei auf, weil die abgerechneten Würste nicht zur Menge der Weckle passte. Steuerhinterziehung direkt vor den Toren des Gotteshauses. In dessen Mauern sind übrigens seit dem 13. Jahrhundert die Maße für runde Brotlaibe und spitze Wecken eingemeißelt, an die sich die Händler zu halten hatten. WEITERLESEN