Mehr als ein Mittagessen – die „Emma“ in Binzen stellt eine funktionierende Tagesbar inmitten eines Gewerbegebiets dar.
VON RUDI RASCHKE
Dass nahe der Basler Grenze in Sachen Ausgehen und Kultur wenig geboten ist, wird keiner behaupten – dafür stehen längst nicht mehr nur Vitra in Weil oder der Burghof in Lörrach. Im „Eckert“ in Grenzach isst man nicht nur herausragend, sondern findet auch ein Hotelzimmer, das in Sachen Preis-Leistung von der Gestaltung seinesgleichen sucht in der Region.
Die Namen ließen sich fortsetzen, aber dass auch in einem Gewerbegebiet in Binzen, nördlich der Mitte zwischen Lörrach und Weil, sich eine ansehnliche Tagesbar findet, erwarten die wenigsten. Das Gebiet selbst hat bei allem Wohlstand der Region etwas Zonenrandgebietflair, an alten Holzhäusern empfangen verblichene „Digitaltechnik“- Schilder, ehe es auf den Parkplatz des Reforum geht.
Das ist eine hochwertige Tagungs- und Eventlocation, die das Büro- und Systemhaus resin gemeinsam mit dem Ausstatter „Einrichtungskultur“ auf die Beine gestellt hat. Mit der „Emma“ gibt es dort eine beachtliche Lösung zur Verpflegung von Mitarbeitern und Kunden. Die Küche versteht sich international inspiriert, aber regional ausgeführt, der Lunch ist ein Mix aus einer festen Mittagskarte mit je zwei wechselnden Tagesgerichten.
Auf der Speisekarte
Das bedeutet ein wenig Brasserie-Style mit Rindertatar, Clubsandwich und Burgern auf der einen Seite, auf der anderen stehen je ein Fleischund ein vegetarisches Gericht wie in einem Stadtteilrestaurant der gehobenen Mittelklasse. Alles ist kreativ, aber nicht durchgeknallt, mit Raffinesse gekocht, aber günstig, mit klassischen Zutaten, aber neu gemixt wie im Fall der Sauerkraut-Spätzle zur Maispoularde.
Die beiden Betreiber Mark Altbürger und Matthias Walser bringen nicht nur familiäre Gastronomie-Erfahrung mit. Sie haben beide im Freiburger „Colombi“ gelernt und waren in München auf überregionaler Station, und sie sind auch verschwägert. Altbürger ist mit Walsers Schwester verheiratet.
Beide stammen aus der Region, beide sind gut ausgebildet nach Hause zurückgekehrt und haben sich mit einem kreativen wie anspruchsvollen Konzept selbstständig gemacht. Eigentlich ideal für zwei Vertreter der um-die-30-Generation, im Oberzentrum Freiburg jedoch selten anzutreffen – was an absurd hohen Pachten, aber auch an der Anspruchslosigkeit manches Verpächters liegen dürfte.
In Binzen verwirklichen die beiden sich in der „Emma“ (der Name rührt vom ausgesprochenen „eM“ der beiden Vornamen und von den ersten zwei Buchstaben der zwei) auf eine lässige, gleichwohl ernstzunehmende Weise. Mit entsprechender Dekoration (Skateboards an den Wänden, offener Sichtbeton) erfüllt es seine Funktion zwischen Cantina und zeitgemäßem Wirtshaus, es gibt anständige Gläser und Besteck, die Karte ist urban gestaltet und die Lunchtime stellt auch eine Gelegenheit zum branchenübergreifenden Netzwerken für Betriebe gleich mehrerer Nachbargemeinden dar.
Das alles ist keineswegs selbstverständlich. Umso schöner ist es, dass es den beiden jungen Chefs offenkundig Spaß macht, Gastgeber zu sein. Den Gästen macht es ebenfalls Spaß: Bei Preisen von 11 Euro bis 13,50 Euro (inkl. Espresso) ein unschlagbares Angebot in Schweiznähe. Noch dazu mit flexiblen Küchenzeiten von 11.30 bis 15.30 Uhr. Tipp: Die zum Burger gereichten Fritten schmecken außergewöhnlich gut.
Emma
Am Dreispitz 6
79589 Binzen
Tel: +49 (0)7621 7069070
Öffnungszeiten: Mo – Sa: 8:00 – 16:00 Uhr
Mittagstisch: 11:30 – 14:00 Uhr