Als Alleinunterhalter bringt Musiker Oliver Hinke Hochzeiten und Firmenevents mit Keyboard und Gesang in Schwung. Doch ohne die Gäste geht das nicht. Die Bereitschaft zum Feiern sollten sie schon mitbringen.
Text: Christine Weis • Fotos: Alex Dietrich
„Wenn die Oma mit ihrem Enkel tanzt, dann ist es eine richtig gute Party“, sagt Oliver Hinke. Ein gelungenes Fest beginnt für den Musiker und Alleinunterhalter lange vor dem ersten Song. „Ich kläre im Vorfeld, welche Genres gewünscht sind und welche Altersgruppen vertreten sind.“ Gerade bei Hochzeiten oder runden Geburtstagen kommen oft mehrere Generationen zusammen, daher muss die Musikauswahl von Oldies bis zu aktuellen Hits reichen. Die Gäste bekommen eine Wunschliste mit rund 150 Songs, auf der sie ihre Favoriten ankreuzen können. Damit ist garantiert, dass für jeden was dabei ist.
Hinkes Repertoire umfasst rund 500 Titel – von Pop über Rock bis hin zu Schlager. Ein typischer Hochzeitsabend beginnt meist mit ruhiger Hintergrundmusik zum Essen, gefolgt von den ersten Wunschtiteln. „Wenn viele Gäste Country gewählt haben, starte ich mit Johnny Cash oder den Blues Brothers.“ Im Laufe des Abends steigt die Stimmung, und die Tanzfläche füllt sich. Besonders emotional wird es, wenn die Musik Erinnerungen weckt, etwa mit Liedern der Neuen Deutschen Welle wie „Sternenhimmel“ oder „99 Luftballons“. „Das berührt die Menschen, Musik ist dann wie eine schöne Zeitreise“, schwärmt Hinke.




Anleitung zum Feiern
Den Begriff „Alleinunterhalter“ mag Oliver Hinke nicht, auch wenn er zutreffend ist. „Ich verstehe mich als Dienstleister und spiele das, was verlangt wird und zu den Gästen sowie zum Anlass passt.“ Das sei nicht immer einfach, gerade wenn das Publikum nicht gut drauf ist. Dann koste es viel Kraft, die Feier in Schwung zu bringen. In den vergangenen Jahren habe sich zudem vieles zum Negativen verändert. „Musik ist heute oft nur noch ein Konsumgut. Die Leute erwarten, dass alles genauso klingt, wie sie es von Spotify kennen. Aber ich bin keine lebendige Jukebox.“ Häufig vermisse er die Wertschätzung für Livemusik und kreative Interpretationen von Coversongs. „Es fehlt die Offenheit für durchdachte Übergänge und eigene Akzente“, klagt er.
Bis vor Kurzem legte Hinke nach dem Liveprogramm auch als DJ auf. Inzwischen singt und spielt er ausschließlich. Das macht ihm nach wie vor viel Freude: „Ich mag es, Menschen mit Musik in Bewegung zu bringen, die Stücke anzumoderieren und mit den Gästen zu interagieren.“ Allerdings sollten die Gäste auch bereit sein, mitzufeiern – und das sei seit Corona schwieriger geworden. Viele seien passiver und nicht mehr so locker wie früher. „Manche brauchen fast schon eine Anleitung zum Feiern“, sagt er.
Musik als Berufung
Seine Auftritte sind für Oliver Hinke ein Nebenjob. Hauptberuflich ist er Lehrer für Klavier und Keyboard und Leiter der ehemaligen Musikschule des Freiburger Musikhauses Ruckmich. Dort begann er seine berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung zum Musikalienhändler. Als Ruckmich 1996 geschlossen wurde, übernahm er die dazugehörige Musikschule und leitet diese bis heute. Er unterrichtet alle Altersgruppen – sein ältester Schüler war 92. Neben dem Unterrichten komponiert Hinke eigene Musik und produziert Meditationsmusik sowie Jingles. Zudem spielt er in verschiedenen Bands und trifft sich regelmäßig mit anderen Musikern.
„Wenn die Oma mit ihrem Enkel tanzt, dann ist es eine richtig gute Party.“— Oliver Hinke
Beim Gespräch in seinem Gottenheimer Studio sitzen wir zwischen Keyboards, Digitalpianos, Synthesizern, Percussion Pad und einem Theremin. Letzteres ist ein Instrument, das berührungslos gespielt wird. Es besteht aus einem Holzkasten mit zwei Antennen. „Man bewegt einfach die Hände in der Luft, um Töne zu erzeugen“, sagt Hinke fasziniert.


Der 55-Jährige hat eine Botschaft: Er möchte Menschen zum Musizieren inspirieren, besonders in Zeiten, in denen Musik oft nur noch über Streamingdienste konsumiert werde. Sein Musikinteresse begann schon als Sechsjähriger. Damals wollte er unbedingt eine Orgel haben. „Ich fand Franz Lambert richtig cool, wie er bei Länderspielen der deutschen Fußballnationalmannschaft auf seiner großen Wersi-Galaxis-Orgel im Stadion alleine vor Tausenden von Menschen gespielt hat“, erzählt Hinke. Doch seine Eltern schickten ihn erst einmal drei Jahre zum Flötenunterricht.
Mit neun bekam er dann die ersehnte elektronische Orgel. „Musik ist mein Leben und meine große Leidenschaft“, bekennt er. Seinen ersten Soloauftritt hatte er 1983 mit 15 Jahren bei einer ADAC-Veranstaltung in seinem Heimatort Kirchzarten. „Das war der Startschuss“, erinnert sich Hinke. Seitdem tritt er mit Keyboard und Gesang bei Geburtstagen, Hochzeiten, Silvesterfeiern oder Firmenevents auf. Vom Schwarzwald bis in die Ortenau spielte er in den besten Zeiten bis zu 50 Gigs pro Jahr, bevor die Coronapandemie die Auftragslage drosselte. Doch die Anfragen nehmen wieder zu, und er freut sich auf die nächste Hochzeit – bei der vielleicht eine Oma mit ihrem Enkel tanzt.