Die größte Hürde auf dem Weg zum neuen Stadion hat der SC Freiburg mit dem deutlich gewonnenen Bürgerentscheid genommen. Trotzdem ist der Weg bis zum ersten Spatenstich noch weit. Wenn es nach dem Verein geht, soll bereits in der Saison 2018/19 am Wolfswinkel gekickt werden.
Der euphorisierende 4:1-Sieg des SC Freiburg gegen Eintracht Frankfurt zum Auftakt der Rückrunde dürfte zumindest einen Teil dazu beigetragen haben, dass das Ergebnis des Bürgerentscheids so deutlich ausfiel: 58 Prozent Ja-Stimmen und das Quorum erreicht – damit hatten auch die Optimisten im Verein nicht unbedingt gerechnet. Entsprechend ausgelassen jubelten die Verantwortlichen des Sport-Clubs, zunächst in der Gerichtslaube des Freiburger Rathauses und anschließend in der Bar „Passage 46“, die sie für die Feier vorsorglich angemietet hatten.
SC-Präsident Fritz Keller würde lieber heute als morgen den ersten Spatenstich am Freiburger Flugplatz setzen, muss sich in dieser Hinsicht aber noch eine Weile gedulden und weiß das auch: „In Deutschland braucht man etwas länger, wenn man etwas bauen möchte.“ Nach dem gewonnenen Bürgerentscheid haben Stadt und Sport-Club die Planungen aber schon vorangetrieben. „Seit wir Planungssicherheit haben, sind wir voll eingestiegen“, sagt SC-Finanz-Vorstand Oliver Leki, „wir sind in ständigem Austausch, was die nächsten Schritte angeht.“
Dazu gehört noch in diesem Jahr die Gründung der Objektträgergesellschaft (OTG), der Bauherrin für das Stadion. In sie wird der Sport-Club seine Einlage von 15 bis 20 Millionen Euro einbringen. Die zweite städtische Tochtergesellschaft, die Stadion-Betriebsgesellschaft, kann später gegründet werden. Die Bebauungsplanungsverfahren sind allein Sache der Stadt. Da im Vorfeld des Bürgerentscheids nur die K.o.-Kriterien überprüft wurden, müssen laut Baubürgermeister Martin Haag noch einige der Gutachten – unter anderem zu Umwelt, Verkehr und Klima – vertieft, eventuell auch neue in Auftrag gegeben werden. Außerdem soll geprüft werden, ob die Segelflieger entgegen ersten Aussagen doch am Flugplatz gehalten werden können, indem ihre Grasbahn nach Osten verlegt wird.
Detaillierte Pläne für das neue Stadion gibt es noch nicht. Derzeit wird eine Ausschreibung vorbereitet, die die Anforderungen an die Architektur, das Vermarktungs- und Cateringkonzept beinhalten soll. Klar ist, dass es 35.000 Zuschauer fassen und auch für Einrichtungen der Universität Platz bieten soll, zum Beispiel für eine Mensa. Diese geplanten Synergien sicherten dem Verein auch die finanzielle Unterstützung des Landes Baden-Württemberg, das sich mit mindestens zehn Millionen Euro beteiligen will.
In die Planungen wollen Verein und Stadt SC-Fans, ansässige Vereine und Anwohner einbeziehen. Schließlich wissen die Fans, was im bisherigen Stadion nicht gut funktioniert und bringen von ihren Auswärtsfahrten Erfahrungen aus anderen Stadien mit. Den Anwohnern im Stadtteil Mooswald, von denen der größte Widerstand ausging, will der Sport-Club so die Sorgen nehmen. Fritz Keller verspricht, „dass der Sport-Club auch in neuer Umgebung ein guter Nachbar sein wird“.
Erfahrungen aus anderen Städten haben gezeigt, dass der Bau des Stadionkörpers zwischen anderthalb und zwei Jahren dauert. Eine Fertigstellung vor der Saison 2018/19 hält Vorstand Leki für „erstrebenswert“. Dieser Zeitplan dürfte jedoch sehr ambitioniert sein. Denn zuvor gilt es auch noch einige Gräben zuzuschütten, die sich im teilweise erbittert geführten Wahlkampf aufgetan haben. Der Bürgerverein Mooswald und die Gemeinderatsfraktion „Freiburg Lebenswert“ haben ihren Widerstand nach der Niederlage beim Bürgerentscheid zwar aufgegeben, die Bürgerinitiativen „Pro Flugplatz“ und „Pro Wolfswinkel“ werden sich aber wohl nicht geschlagen geben und behalten sich vor zu klagen – was den Baubeginn verzögern könnte.
Dieser Text ist in der aktuellen Printausgabe von netzwerk südbaden erschienen