Nicht jede Entrüstungswelle ist gleich ein Shitstorm, auch dann nicht, wenn sich sehr viele empören. Wer doof kommentiert oder beleidigt, muss keine Antwort bekommen. Wer berechtigte Kritik äußert, aber schon.
VON JULIA DONÁTH-KNEER
Neulich hat es sich „The Länd“ mit „The Lährer“ verscherzt. Das Kultusministerium Baden-Württemberg begrüßte Urlaubsrückkehrer auf riesigen Plakaten unter dem Slogan „HURRAAA!“ am Stuttgarter Flughafen mit dem Spruch „Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in.“ Die Kampagne löste einen Sturm der Entrüstung aus – nicht nur bei Lehrern. „Man wusste vor dieser Kampagne nicht, wie viel Blödheit auf ein einziges Plakat passt“, teilte etwa Karin Broszat, Landesvorsitzende des Realschullehrerverbandes mit. Es werde unterstellt, dass es Lehrkräften nur um die Ferien gehe. „Deutlicher und niveauloser kann man die Geringschätzung des Lehrerberufs in Baden-Württemberg nicht ausdrücken. Die Verantwortlichen sollten sich in Grund und Boden schämen.“
Die Empörungswelle verschaffte dem Thema gewaltige mediale Aufmerksamkeit – weit über die Bundeslandgrenzen hinaus. Ist das schon ein Shitstorm? Den definiert der Duden so: „Ein Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht.“ Ein Phänomen, mit dem oft Prominente, aber auch Unternehmen und Institutionen umgehen müssen, vor allem diejenigen, die online mit vielen verschiedenen Menschen agieren.
„In der öffentlichen Verwaltung lassen sich Shitstorms fast nicht vermeiden“, sagt Sebastian Wolfrum, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Freiburg verantwortlich ist. „Oft sind es Themen, bei denen man überhaupt nicht damit gerechnet hat, dass hierzu Empörung entsteht.“ HIER WEITERLESEN