Aus Durmersheim bei Rastatt kommt der erste badische Spargel des Jahres 2015. Meldet jedenfalls die Deutsche Presseagentur. Und es beginnt, was vorauszusehen war: die alljährliche Spargeldebatte. Dieses Jahr mit einer neuen Variante: der Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde – ab 2016 – bedrohe den Spargelanbau existenziell, deutsche Spargelbauern würden wohl bald die Hand von den bleichen Stangen lassen. Solche Nachrichten verbreiten derzeit Landwirtschafts-Funktionäre. Wir halten das für das übliche Spargelgeschwätz, das alljährlich zu Saisonbeginn aufflammt. Und schnell widerlegt wird, wenn die Spargel-Großbauern ihre Verkaufskiosks und die Supermärkte und Discounter tonnenweise mit dem Gemüse bestücken. Die so gerne klagenden Spargel-Landwirte wissen natürlich auch, dass es gar nicht der Mindestlohn und dessen wirklich monströse Überwachungsbürokratie ist, die dem deutschen, dem badischen Spargel zusetzt. Spargel, das ist wahr, ist nur ziemlich aufwändig zu ernten, das ist personalintensiv und folglich teuer. Also muss er, so die Logik, ja eigentlich auch teuer verkauft werden. Nur hebeln die Spargelbauern dieses simple Markgesetz selber aus. Im Mai, wenn der Spargel regelrecht aus den Hügelbeeten schießt, werden immer größere Mengen des Edelgemüses auf den Markt geworfen. Die Preise schmelzen dahin wie die Butter in der Hollandaise, der Markt ist schlicht übersättigt. Es liegt nicht einmal daran, dass das ganze Jahr peruanischer Spargel zu Tiefstpreisen zu haben ist und später solcher aus Griechenland, Spanien oder Italien. Die regionalen Erzeuger sind es selbst, die so gewaltige Spargelmengen in den regionalen Markt drücken, dass diese nur über einen niedrigen Preis loszuschlagen sind. Das wissen die Spargelbauern natürlich und trotzdem wird die Anbaufläche jedes Jahr weiter erhöht (2015 um 5 Prozent), wobei Baden-Württemberg mit 2800 Hektar Spargelfeldern und knapp 9000 Tonnen geerntetem Spargel eher im deutschen Mittelfeld liegt. Egal wie: der Spargelanbau scheint sich für die Landwirte also trotz widriger Umstände zu lohnen, sonst wären sie ja schon längst ausgestiegen. Und wir warten einfach ab, welche Hiobsbotschaften rund um unser Lieblingsgemüse nächstes Jahr aufgetischt werden.
Jörg Hemmerich