Die Nutzungskonflikte werden zunehmend härter, mit denen der Kiesabbau in der Region zu arbeiten hat. Ein Besuch zum
Ende des Sommers bei der Knobel Bau-Gruppe in Hartheim.
Von Rudi Raschke
Es könnte so idyllisch sein: Naturfreunde baden in türkisfarbenem Wasser, im Hintergrund wird Kies gefördert, am Rande zwitschern Vögel und die Uferflora ist intakt. Eben ein ganz normaler Sommer am Baggersee.
Zuletzt ist der Freizeitspaß am Baggersee ein anderer geworden. Das Rentnerehepaar mit Klappstuhl, das morgens für ein paar Schwimmzüge vorbei schaut und freiwillig noch etwas Müll einsammelt, wird offenbar seltener: Zum Ende der Saison schlagen für Michael Knobel sechsstellige Beträge zu Buche, die durch Vandalismus entstanden sind.
Vor allem in Bremgarten, sagt er, werden nachts grundlos Teile der Schwimmgreifer auf den Baggerschiffen rausgerissen und in den See geworfen. Fließbänder sind durch Feuer zerstört, den vielen Müll sammeln ohnehin schon seine Leute ein.
Es lässt sich schlicht nicht kontrollieren.
Die letztlich geduldeten Badenden setzen sich immer wieder unnötigen Gefahren aus: An manchen Tagen zählen Angler bis zu 50 Menschen, die gleichzeitig auf dem Baggerschiff herumturnen, sagt Knobel, auch das Baden an steilen Abbruchkanten ist weit gefährlicher als es ausschaut.
In Opfingen bei Freiburg zog sich ein Jugendlicher beim Sprung vor acht Jahren eine Querschnittslähmung zu, in Offenburg-Waltersweiler starb ein Junge, der von abbrechendem Lehm verschüttet wurde.
Ungeachtet der Gefahren und des wenig respektablen Umgangs mit Natur und Arbeitsgerät wird es für Unternehmer wie Knobel schwerer, sein Geschäft wirtschaftlich zu gestalten.
Genehmigungsverfahren für neue Stellen dauern rund zehn Jahre, bis dann für etwa 20 Jahre Kies abgebaut werden darf – die Knobel Bau-Gruppe ist eine von wenigen, die den Rohstoff nicht nur fördern, sondern auch selbst aufbereiten und im Tiefbau verarbeiten.
Die erteilt das Landratsamt, nachdem knapp 35 Behörden, darunter Jagd, Forst und Militär ihre Stellungnahme abgegeben haben. In der Regel meldeten sich etwa 15 von ihnen zu Wort, die teilweise widerstrebende Interessen zeigen.
Knobel koordiniert diese in einem langen Verfahren. Schon dadurch habe sich sein Geschäft gewandelt, in den 50er Jahren sei das Geschäft von seinem Großvater vor allem mit der Maximierung des Abbaus betrieben worden, heute wird mit anderen Abbautechniken gearbeitet.
Unter anderem kommen z.B. GPS-Systeme zum Einsatz, die den Abbau optimieren und somit die natürlichen Ressourcen so gut wie möglich verwenden. Vor allem hat sich der Ökologie-Bezug seines Unternehmens verändert, sagt Knobel. Ehe überhaupt ein Antrag bewilligt wird, habe er heute schon etwa 100.000 Euro für Gutachten zu Flora und Fauna in die Hand genommen. Für die Biotop-Kartierung öffnet er die Tore, inzwischen gibt es auch eine Auflistung der Wasserpflanzen. Mit einem weniger rücksichtslosen Abbau entstehen neue Biotope, auch Laichorte, in denen Tier und Pflanze mitwandern.
Rund um die Förderstellen haben sich weitere Verarbeitungsbetriebe mit vielen Mitarbeitern angesiedelt, darunter bekannte Namen wie Birkenmeier, die auf die Förderung ebenfalls nicht verzichten können. So gesehen haben die konträren Interessen rund um Freizeit, Industrie und Naturschutz ihr Gutes: Die Unternehmen öffnen ihre Tore, auch wenn es manchmal kostspielig ist für sie.
Der Wandel im Kiesabbau – am regionalen Beispiel Knobel
