Die Stadt Vogtsburg bekommt aus der Kasse des Landes Baden-Württemberg 575.750 Euro. Zusätzlich. Derr Staat zahlt diesen Betrag als Zuschuss, damit die Ortsmitte von Achkarren saniert werden kann. Das ist natürlich eine erfreuliche Angelegenheit, weshalb Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer eigens in das Weindorf am Kaiserstuhl angereist war, um dem Vogtsburger Bürgermeister die frohe Botschaft zu übermitteln. In der örtlichen Heimatzeitung erschien ein Artikel zu jenem Ereignis, dessen Bebilderung freilich bei etlichen Bürger Fragen aufkommen ließ. Wer ist denn nun eigentlich Bürgermeister von Vogtsburg, der flächenmäßig größten Weinbaugemeinde Baden-Württembergs? Unübersehbar hatte der Fotograf die Freiburger Regierungspräsidentin ja zwischen zwei Herren platziert. Links Bürgermeister Benjamin Bohn, rechts Bürgermeister Gabriel Schweizer, immerhin versehen mit dem Zusatz Ex. Der 28jährige Benjamin Bohn ist vor kurzem mit überraschend hoher Mehrheit zum Ortsoberhaupt seiner Heimatgemeinde gewählt worden, sein Vorgänger Gabriel Schweizer ist jetzt nach einem Verabschiedungsmarathon im Ruhestand. Oder vielleicht doch nicht? Ist es in Vogtsburg so wie im Vatikan, wo ja derzeit 2 Päpste residieren, einer davon als Pensionär? Natürlich nicht. Es stimmt schon, dass der junge Herr Bohn der wirkliche Bürgermeister ist und der Vorgänger halt ein Ruheständler. Und wir glauben auch gerne, dass der Bürgermeister Schweizer sich dafür eingesetzt hat, dass für das Achkarrer Sanierungsprojekt Geld aus der Landeskasse fließt. Nur eben: das gehört nunmal zum gut bezahlten Job eines Bürgermeisters, und somit nicht der Rede wert. Wenn dann das Geld erst nach Ende der Amtszeit kommt – Künstlerpech. So gesehen, finden wir den nachmaligen Auftritt des abgetretenen Vogtsburger Bürgermeisters eher ein wenig peinlich und nicht gerade hilfreich für seinen Nachfolger. Wobei wir solche Profilsuche von Ex-Amtsträgern schon häufiger beobachtet haben. Zum Beispiel den häufigen Auftritt des früheren CDU-Landtagsabgeordneten Gundolf Fleischer, der liebend gerne bei offiziellen Terminen in seinem ehemaligen Wahlkreis auftaucht, um seine ungebrochene Strahlkraft zu demonstrieren –auch nicht eben schön für dessen Nachfolger im Stuttgarter Landtag, Dr. Patrick Rapp. „Alles zu seiner Zeit“ ist da unser simpler Ratschlag oder anders: wenn Eure Zeit als Abgeordneter, als Bürgermeister vorbei ist, macht Euch einfach ein bisschen unsichtbar. Das könnte sogar helfen, das Profil eines über den Dingen stehenden Alt-Politikers zu schärfen …
Jörg Hemmerich