ADE baut Elektrohubzylinder für Schleusen und Brücken. Vor kurzem hat der Hidden Champion einen neuen Firmensitz in Hohberg-Niederschopfheim bezogen. Von der Ortenau aus will das Traditionsunternehmen neue und internationale Märkte erschließen. Ein Werkbesuch.
Text: Christine Weis • Fotos: Santiago Fanego
Anfang Dezember krachte ein Frachter ungebremst in das noch nicht vollständig geöffnete Schleusentor Müden in der Mosel. Über 70 Schiffe saßen daraufhin auf dem Fluss fest und mussten aufwendig notgeschleust werden. Die Kollision sorgte bundesweit für Schlagzeilen, denn sie hatte erhebliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Tourismus. Die blockierten Schiffe transportierten unter anderem Stahl, Treibstoffe und Getreide. Doch nicht nur der Stau auf der Wasserstraße war problematisch: „Bei dem Vorfall wurden die hydraulischen Antriebszylinder der Schleusentore beschädigt, wodurch Hydrauliköl die Mosel verunreinigte“, berichtet Ralf Schaufuß. Der Geschäftsführer der ADE Werk GmbH kennt sich damit aus, sein Unternehmen produziert Elektrohubzylinder unter anderem für Schleusen.
„Viele Schleusen in Europa und weltweit arbeiten noch mit Ölhydraulik, die für Lecks besonders anfällig sind“, sagt Schaufuß und ergänzt: „Im Gegensatz dazu laufen unsere Zylinder mit einer Spindel ohne Hydrauliköl, so dass es erst gar nicht zur Wasserverschmutzung beziehungsweise Verunreinigung kommen kann. Für den Einsatz in Schleusen und Staustufen ist das ein entscheidender Vorteil.“
Ein Elektrohubzylinder wandelt eine rotierende in eine lineare Bewegung um; er besteht aus Antriebsmotor, Gewindeantrieb mit Lagerung, Gehäuserohr und einer aus- und einfahrenden Kolbenstange. ADE fertigt Zylinder mit Hubkräften von 0,1 bis 350 Tonnen und Hublängen von bis zu zwölf Metern. Neben Schleusen kommen die Zylinder in Wasserkraft- und Offshore-Anlagen, Hafenkränen oder Brücken zum Einsatz. Ein Beispiel ist die Elb-Drehbrücke in der niedersächsischen Stadt Hitzacker, die mehrmals am Tag für den Bootsverkehr öffnet.
„Anwendungen für Wehranlagen zur Wasserkraftnutzung mit Elektrohubzylindern sind weltweit im Einsatz, vorwiegend in umweltbewussten Ländern in Europa“, sagt Schaufuß. Europaweit laufen mehr als 2000 ADE-Zylinder in rund 500 Anlagen, darunter etwa 200 Schleusen- und Wehranlagen. Das Unternehmen hat sich auf den Stahlwasserbau spezialisiert: Groß- und Schifffahrtsschleusen, Sportbootschleusen mit Antrieben für Stemm-, Klapp- sowie Drehsegmenttore, Wehranlagen mit Antrieben für Fischbauchklappen und Sperrwerke für den Hochwasserschutz, zum Beispiel in Heidelberg und Hamburg. Aktuell gibt es ein Projekt in Köln. Dort werden Hochwasser-Verschlusssysteme an gefährdeten U-Bahntunnel-Eingängen installiert. „Die erste Schleuse haben wir 1996 ausgerüstet, die Antriebe wurden gerade zur Generalüberholung angeliefert“, sagt Ralf Schaufuß beim Rundgang durch die Werkhalle.
„Unsere Elektrohubzylinder können alles außer Kaffee kochen“, scherzt er. WEITERLESEN


