Die Abteilungsleiterin Mädchen- und Frauenfußball beim SC Freiburg hat den Sport für Frauen groß gemacht – und sich in Zeiten durchgesetzt, als das Meiste noch reine Männersache war. Beim Kaffee im Dreisamstadion blickt die Fußballpionierin zurück auf mehr als 30 bewegte Jahre.
Text: Julia Donáth-Kneer • Fotos: Santiago Fanego
Im Dezember war Birgit Bauer-Schick in Berlin im Schloss Bellevue, sie hat das Bundesverdienstkreuz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehen bekommen, weil sie sich „in herausragender Weise für den Frauenfußball und seine Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit einsetzt“, so die Begründung. Sie selbst war von der Auszeichnung völlig überrumpelt. „Ich wusste nicht mal, dass ich vorgeschlagen war“, sagt sie und setzt hinzu: „So ne Wertschätzung is scho abartig, weisch?“ Es ist ein ihr typischer Satz: offen, geradeaus, badisch.
Wir treffen uns im obersten Stockwerk im Dreisamstadion, dort wo Büros und Besprechungsräume des Sport-Clubs sind. Hier kann Birgit Bauer-Schick, die die Abteilung Frauen- und Mädchenfußball verantwortet, auf in jeder Hinsicht professionelle Strukturen zurückgreifen. Rund 15 hauptamtliche Köpfe stehen ihr zur Verfügung. Nun ist es an der Zeit, alle Frauenteams – die U20, die in der zweiten Liga kickt, und die Mädchen – ins Dreisamstadion zu holen. Perspektivisch ist das längst geplant, es gibt dafür Pläne, Befürworter, Organisatoren. Es wäre die Vollendung ihres Lebenswerks: „Wenn erstmal alle hier sind, dann habe ich es geschafft“, sagt sie.
„Ich musste schon viel einstecken in meinem Job. Aber dann gehst du halt und kommst später wieder.“ – Birgit Bauer-Schick
Kleinkriegen kann man Birgit Bauer-Schick nicht. „Ich musste schon viel einstecken in meinem Job“, fasst sie schulterzuckend zusammen. „Aber dann gehst du halt und kommst später wieder.“ Sie hat Metzgereifachverkäuferin gelernt, sich später zur Industriekauffrau umschulen lassen und war 14 Jahre beim Badischen Radsportverband, bevor sie hauptberuflich zum Sport-Club kam. Nebenbei spielte sie selbst aktiv Fußball bei der SpVgg Wiehre 04. Dem Verein, der schließlich komplett zum SC wechselte und damit die Frauenabteilung begründete.
Anfang der Neunzigerjahre war es, als Birgit Bauer-Schick bei einer Weihnachtsfeier der ersten Herrenmannschaft aufschnappte, dass Achim Stocker Unterstützung im Büro suchte. „Ich bin gleich hingegangen und hab gesagt, das ist was für mich“, erzählt sie. „Das Vorstellungsgespräch habe ich mit Volker Finke geführt. Das war 1991. Und seitdem bin ich hier.“ Ohne Achim Stocker gäbe es keinen Frauen-Bundesligafußball in Freiburg, meint sie.
Zur Wahrheit gehört: Bei den Frauen decken Ablösesummen, Werbeeinnahmen und TV-Gelder bei weitem nicht die Kosten. Die solvente Männerabteilung sorgt für Planungssicherheit im Frauenbereich. Das ist kein Problem, das ist Realität, sagt Birgit Bauer-Schick: „Es gibt in der gesamten Bundesliga kein Frauenteam, das sich selbst trägt.“ Wichtig sei vielmehr, dass sie dennoch als Teil des Ganzen verstanden werden. „Und da sind wir in Freiburg sehr weit.“ Mit Geld habe sie ohnehin nichts zu tun. „Für die Finanzen ist Vorstand Oliver Leki zuständig.“
Birgit Bauer-Schick kümmert sich um die Organisation und das Management der Frauen und Mädchen – immer mit vollem Einsatz: Kein Auswärtsspiel ohne Birgit. Sie ist bei jeder Busfahrt dabei, hat alles im Blick, beobachtet Spielerinnen, Fans, das Geschehen auf und neben dem Platz. „Ich komme aus einer Zeit, in der Regeln wichtig sind“, betont die 60-Jährige. Vieles, was ihr am Herzen liegt, hat mit Respekt zu tun: Hände schütteln, in die Augen schauen, nicht in Badelatschen durchs Hotel stiefeln. Sie selbst hat es weit gebracht. Noch sieben Jahre sind es bis zur Rente. „Bis dahin bleibe ich hier.“ Und danach? Ein Ehrenamt im Verein könnte sie sich gut vorstellen. Auf seine Fußballpionierin muss der SC also erstmal nicht verzichten.

Am Ende des Gesprächs zeigt uns Birgit Bauer-Schick ihr Büro. Es ist ein großzügiges Eckbüro, früher saß Jochen Saier hier. Es hat eine ausladende Fensterfront zu zwei Seiten, man überblickt die Dreisam, den Wald, den Schlossberg, die Trainingsplätze. „Es ist das allerschönste Büro in ganz Freiburg“, meint Birgit Bauer-Schick stolz. Das Bundesverdienstkreuz hat sie aber bislang noch nicht hergebracht.