Die Schließung des Spitals in Bad Säckingen wirft auch Fragen nach der Gesundheitsversorgung künftigen am Standort auf.
Von Daniela Frahm
Jetzt ist das Spital Bad Säckinger Spital geschlossen, fest steht diese Entscheidung seit der Kreistagssitzung Anfang November, lapidar wird das auf der Webseite der Klinik vermeldet.
Vor rund 800 aufgebrachten Zuhörern besiegelte der Kreistag mit großer Mehrheit das Schicksal der Klinik, das wohl ohnehin nicht mehr abzuwenden war. Jetzt sollen ein Gesundheitscampus und ein Zentrum für Altersmedizin dafür sorgen, dass in Bad Säckingen zumindest bestimmte medizinische Bereiche noch abgedeckt werden und das Heilbad ein Gesundheitsstandort bleibt.
Nach der Kreistagssitzung in der Rappensteinhalle in Laufenburg wurde Alexander Guhl zum „Shitstorm-Experten“, wie er selbst erzählt. Der Bürgermeister von Bad Säckingen wurde mitverantwortlich gemacht für das Aus des Spitals. „Ich kann mir nicht den Vorwurf machen lassen, dass ich nicht genug gekämpft habe“, verteidigt sich Guhl, „aber die große Politik will große Krankenhäuser.“ Das sei ihm bereits klar gewesen, als Sozialminister Manfred Lucha zu Besuch vor Ort war und als ein
neues Zentralklinikum im Landkreis – vermutlich ab 2025 – beschlossen wurde.
Im Kreistag hatte Hans-Peter Schlauth, der Geschäftsführer der Spitäler Hochrhein GmbH, zu der auch das Spital Waldshut gehört, deutlich gemacht, dass er den Standort Bad Säckingen auch ohne den politischen Beschluss nicht aufrechterhalten kann. Er könne die Intensivmedizin nicht sicherstellen, weil das Personal dafür nicht vorhanden sei. Mehr als elf Ärzte würden ihm demnach fehlen.
Als Ersatz sollen nun in Waldshut kurzfristig 303 Betten aufgestellt werden, 52 mehr als bisher, ließ Landrat Martin Kistler wissen, nachdem er sich mit Schlauth, dem Ministerium für Soziales und Integration und dem Regierungspräsidium Freiburg zusammengesetzt hatte. Die Fachabteilung Geriatrie und die Belegabteilung Gynäkologie sollen nach Waldshut verlegt werden. Um das erhöhte Aufkommen zu bewältigen, soll zudem in die Notaufnahme und die nachgelagerten Stationen investiert werden. Dass die Notfallversorgung für Bad Säckingen damit gewährleistet ist, daran zweifelt Guhl allerdings.
Trotzdem sah er sich kurzfristig dazu genötigt, „etwas zu entwickeln, das Zukunftsperspektive hat“. Und das ist aus seiner Sicht der sektorenübergreifende Gesundheitscampus und das Zentrum für Altersmedizin. Erste Ideen hat auch Landrat Kistler schon dem Ministerium vorgestellt.
Im Kreistag steht das Thema Mitte Dezember auf der Tagesordnung. 12,7 Millionen Euro will der Landkreis zur Verfügung stellen, die eigentlich für die Sanierung des Spitals vorgesehen waren. Gemeinsamer Träger sollen die Stadt Bad Säckingen, der Landkreis und die Spitäler Hochrhein GmbH sein, und neben ambulanter Versorgung soll es dort auch spezielle Geriatrie- und Reha-Angebote geben, auch stationäre. Andererseits muss auch für einen Gesundheitscampus entsprechendes Personal gewonnen werden, das für das Spital angeblich so schwer zu finden war.
Allerdings vermutet Bürgermeister Guhl hinter dem „beispiellosen Skandal“ um das Spital kalkuliertes Vorgehen. Zynisch gratulierte er allen, die das Spital schon lange haben abwickeln wollen. Jetzt will er aber vorausblicken. Schließlich gebe es genügend Fragen zu klären: Beispielsweise wer Partner des Projektes sein könne, ob es nur ambulante oder auch stationäre Angebote geben kann, ob Selbstzahler im Gesundheitstourismus eine Zielgruppe sein können und ob möglicherweise Bildungsangebote für Pflegeberufe geschaffen werden. Außerdem müsse abgeklopft werden, ob Aussichten auf Fördermittel von Land und Bund bestehen. Guhl kennt andere Städte, die ihr Krankenhaus verloren haben und dafür gar keinen Ersatz erhalten haben, deswegen übt er sich in Optimismus. Gutachter Jörg Risse werde Mitte Dezember ein Konzept für den Gesundheitscampus vorstellen. „Wir müssen das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen“, sagt Guhl.