Die Schwarzwälder Privatbrauerei Waldhaus wächst und wächst, in diesem Jahr dürfte auch der Sommer einen ganz guten Anteil daran haben. Auch bei der Freiburger Ganter Brauerei stellt man sich mit neuen Produkten auf die heiße Jahreszeit ein.
Von Rudi Raschke
Welches Getränk zu welcher Temperatur? Ab wann hört ein heißer Sommer für den Bierbrauer auf, ein erfolgreicher Sommer zu sein, weil die Menschen zum Wasser greifen? Dieter Schmid, Chef der erfolgreichen Privatbrauerei im Südschwarzwald, kennt die Trinkgewohnheiten seiner Anhänger wohl wie kein Zweiter: „Erst, wenn es sehr lange sehr heiß ist, gehen die Bier-Umsätze zurück“, sagt er. Dann sei jedes Grad Celsius entscheidend.
Ansonsten gelte für Brauer wie für Wasserabfüller, das schönes Wetter der Absatztreiber schlechthin sei. Man könne sich noch so sehr anstrengen mit dem Produkt, wenn der Sommer verregnet ist, bekomme man es nicht hin. Von daher sei der Juni und der Juli für die Brauerei Waldhaus „gesegnet“ gewesen, sagt Schmid. Schon der warme April hätte beinahe für Kapazitätsengpässe gesorgt, der Frühlingsmonat habe wie der Juni mit 25 Prozent über dem gleichen Monat des Vorjahres abgeschlossen.
Für Waldhaus, das 2016 erneut ein Rekordjahr hingelegt hat (plus 12,5 Prozent bei einem allgemeinen Anstieg in Deutschland von „nur“ plus 0,1 Prozent), zieht nicht nur die Sommer-Nachfrage weitere Investitionen nach sich: In den kommenden Jahren will Schmid das Kesselhaus erneuern und die Energiezentrale, weitere Kosten werden in die Abfüllanlage gehen.
Ziel sei es „immer besser zu werden“, sagt der Chef des Familienunternehmens, das Wachstum ergebe sich aus dem Produkt und verlaufe trotz der Erfolge in Handel und Gastronomie „ganz unaufgeregt“. Wenn jetzt die Investitionen sorgsam geplant würden, könne zugleich die Philosophie beibehalten werden, das Bier handwerklich sauber und nicht zu schnell herzustellen.
Das übergeordnete Ansinnen: Kein Wachstum um des Wachtums und der Gewinnmaximierung willen, „wir wollen jedem, der mit unserem Bier in Berührung kommt, ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, sagt Schmid. Damit sei das Überleben in einer Branche, die in der Welt der Großbrauereien zunehmend mit Ellenbogen, griesgrämig und recht austauschbaren Bieren daher komme, mit antizyklischen Zuwächsen möglich. Umso wichtiger sei es, Gleichgesinnte unter kleinen Brauern zu finden, mit denen man sich offen und ohne Vorbehalte austauschen könne.
Ohnehin sei der Markt in Südbaden ein besonderer, sagt der Waldhaus-Chef: In Gegenden, wo eher Wein getrunken wird, sei das Qualitätsbewusstsein beim Bier um einiges ausgeprägter. Auch die Craft-Beer-Szene habe trotz überschaubarer Ausstoßzahlen viel in Richtung Bierinteresse bewegt. Für Waldhaus mit seinen unfiltrierten Spezialitäten ein Plus, im übrigen gab es auch einen Push für das alkoholreduzierte Bier wie für das neu ins Sortiment aufgenommene Helle.
Die nächste Entwicklung im Bereich der vergleichsweise breit aufgefächerten Produktpalette wird Waldhaus nicht erst bis zum nächsten Sommer vorantreiben, sondern so schnell wie möglich. Geplant sei ein „Naturradler“, sagt Schmid, bei dem natürliche Fruchtzusätze für die Trübung sorgen. Es wird vermutlich nicht sehr heiß sein müssen, damit auch dieses Bier ein Lächeln zaubert – bei den Genießern wie den Produzenten.
Mit sommerlichen Erlebnissen plant auch die Brauerei Ganter aus Freiburg, die erstmals ein „Helles“ mit bayrisch-weißblauem Touch herausbringt. Als Neubesinnung des traditionsreichen „Export“ will man den Trend des beliebtesten Bieres Bayerns aufgreifen und ein schwach gehopftes, wenig bitteres Bräu zum Erfolg führen, das vor allem für den Sommer gedacht ist. Das „himmlisch-barocke Ornament“, so die Pressemitteilung, gehe auf eine „Stamm-Actie“ des Hauses von 1886 zurück, auch die Zutaten greifen auf badische Produzenten zurück. Das Ergebnis der badisch-bayrischen Schöpfung ist ein geschmacklicher Coup für die Regionalbrauerei.