Von unserem Autor Michael Weise
In der Europastadt Breisach am Rhein trafen sich am Rande des Weinfestes zum 60sten Mal Bürgermeister aus dem Elsass und aus Südbaden. Dieses Treffen hatte 1955 auf Initiative des früheren Colmarer Bügermeisters Joseph Rey seine Geburtsstunde. Deutsch – französische Zusammenarbeit wurde damals am Oberrhein ins Leben gerufen, bereits acht Jahre bevor der deutsch-französische Freundschaftsvertrag unterzeichnet wurde.
Die Kommunalpolitiker am Oberrhein können deshalb mit Fug und Recht als Motoren der deutsch-französischen Zusammenarbeit bezeichnet werden. Das hoben die Festredner Catherine Tröndle, Senatorin des Departements Haut Rhin, und Guido Wolf, baden-württembergischer Europa- und Justizminister, in ihren Beiträgen hervor. Und sie bekräftigten übereinstimmend, die derzeitige Krise der Zusammenarbeit in Europa müsse dadurch beendet werden, dass die EU wieder eine Politik vertrete, die näher bei den Menschen angesiedelt ist. “Wer kann das besser umsetzen als Kommunal- und Regionalpolitiker”, fragte Wolf und empfahl, die EU solle nur dort tätig werden, wo Kommunen und Regionen die Probleme nicht selber lösen könnten.
Das 60ste Treffen der Bürgermeister wurde als Anlass genommen, ein neues Signal für ein geeintes Europa auszusenden. „Europa beginnt vor Ort“, sagte Guido Wolf und Frieden, Freiheit und Sicherheit in Europa könnten nur Bestand haben, wenn die Menschen das europäische Projekt weiterhin akzeptieren würden: „Lassen Sie uns diese Botschaft mit Leidenschaft hinaustragen“, appellierte Wolf an die versammelten Kommunal- und Regionalpolitiker aus dem Elsass und aus Südbaden. Er warnte davor, „den Vereinfachern und Populisten“ das Feld zu überlassen, dazu seien die europäischen Probleme wie Flüchtlingskrise, Währungskrise und der Austritt Großbritanniens zu komplex.
Plädoyer für Europa und deutsch-französische Zusammenarbeit: Beim Bürgermeistertertreffen in Breisach am Rhein waren der baden-württembergische Europa- und Justizminister Guido Wolf und die elsässische Senatorin Catherine Tröndle die Festredner.
Auch die französische Senatorin Catherine Tröndle bekannte sich zu einem Europa der Regionen und wandte sich gegen nationale Abschottung. Der gemeinsame Lebensraum am Oberrhein eine die Bevölkerung in der Nordwestschweiz, im Elsass und in Baden. Tröndle wörtlich: „Die Interessen und Hoffnungen der Menschen hier sind absolut identisch“. Dem müsse die Politik Rechnung tragen. In der Vergangenheit seien mehr als 100 Millionen Euro aus europäischer Kasse an den Oberrhein geflossen – das müsse wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden. Zu lange sei der Rhein ein Streitobjekt gewesen, längst werde er aber als verbindendes Element verstanden. Tröndle regte mehr Begegnungen der Bevölkerung in der trinationalen Region an. Sie schloss unter Beifall mit den Worten: „ Es lebe Baden, es lebe das Elsass und es lebe Europa“.
Gastgeber des Treffens, das mit einem traditionellen Rundgang über Badens größtes Weinfest in Breisach am Rhein endete, waren Dorothe Störr-Ritter, Landrätin des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald und Oliver Rhein, der Breisacher Bürgermeister. „Es ist so wichtig, dass man sich kennt“, meinte Rein in seinem Grußwort. Und Dorothea Störr-Ritter ergänzte, jedem müsse klargemacht werden, wie bedeutsam es sei, für die europäische Zusammenarbeit zu kämpfen.