Es wird keine neue Echte Helden Arena geben. Vielmehr soll die bestehende saniert und klimaneutral werden, so der neueste Wurf der Freiburger Stadtverwaltung. Warum die Sanierung plötzlich die Rettung sein soll.
Text: Christine Weis
Die Uhr tickt weiter für die Wölfe vom EHC wie auch für den Breitensport. Denn die Betriebserlaubnis für die Eishalle läuft 2029 aus. Doch eine neue Halle, wie sie die EHC-Fans seit Jahren bei den Heimspielen lautstark fordern, wird es nicht geben. Der Plan eines Neubaus am Standort Messe ist Geschichte. Zuletzt gab es Überlegungen, eine private GmbH solle die Eishalle finanzieren und betreiben. Stadt und Eishockeyclub wären in diesem Szenario als Mieter aufgetreten. Doch dieses Modell ist passé, da es sich finanziell nicht darstellen ließ. Der Neubau für die Stadt sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht machbar – im Raum stehen Gesamtkosten von 60 Millionen Euro. Der EHC sollte sich dabei mit 25 Prozent beteiligen, für den Club unmöglich. Dazu sagte EHC-Vorstand Michael Müller dem Netzwerk Südbaden bereits im Dezember 2023: „Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen.“ Private Geldgeber oder Sponsoren waren für diese Dimensionen auch nicht in Sicht.
Anfang Februar präsentierten Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn, Baubürgermeister Martin Haag und EHC-Vorsitzender Michael Müller nun einen neuen Plan: Sanierung. Zunächst soll mit einer Machbarkeitsstudie (Kosten: 50.000 Euro) bis September geprüft werden, ob die Eishalle überhaupt grundlegend saniert werden kann und welche Kosten dabei entstehen. „Die Sanierung muss günstiger sein als ein Neubau“, betonte Haag bei der Pressekonferenz. Er nannte indes keine konkrete Summe. Für die Beauftragung der Studie votiere der Gemeinderat Ende Februar einstimmig. Die Abstimmung über die Sanierung soll noch in diesem Jahr erfolgen.
„Eine klimaneutrale Echte Helden Arena wäre ein Vorzeigeobjekt für Deutschland.“ Michael Müller, Vorstand EHC
Eine sanierte Halle könnte klimaneutral werden, etwa durch einen Kälte-Wärme-Austausch mit dem benachbarten Westbad und einer Photovoltaikanlage, so Haag. Er spricht von einer „Eishalle der Zukunft“ und zeigt eine Visualisierung: Darauf ist sie mit einer sogenannten Einhausung ummantelt, die die Außenbereiche überdacht und Nachbarschafts- sowie Lärmschutz biete. Auch ein Funktionsanbau ist zu sehen, und es soll Platz für 4500 Zuschauer geben.
Ende der 1960er Jahre erbaut, ist die Halle längst ein Sanierungsfall und befindet sich im Dauerinstandhaltungsmodus. Bisher wurde unter anderem die Dachkonstruktion, die Ammoniakleitung sowie die Elektrik ausgebessert. Im Sommer 2024 wurde zudem eine moderne LED-Flexbande für rund 400.000 Euro installiert. Insgesamt hat die Stadt in den vergangenen Jahren etwa drei Millionen Euro investiert, hinzu kommen die jährlichen Betriebskosten von rund einer halben Million Euro, rechnete der Oberbürgermeister vor.
Vorzeigeobjekt für Deutschland
Warum wurde eine solche Sanierung nicht schon längst in Betracht gezogen? Diese Frage nimmt der Baubürgermeister Haag den Medienleuten selbst vorweg und liefert die Antworten gleich mit: Es habe einen Lernprozess gegeben, und man habe mit Experten gesprochen, die eine Sanierung mit Teilabriss und Teilneubau für möglich hielten. Außerdem gebe es inzwischen gute Beispiele. Hier hob Haag insbesondere die Fanatec Arena in Landshut hervor. Deren Situation sei mit der in Freiburg vergleichbar. Die 1957 erbaute Arena wurde zwischen 2019 und 2021 hauptsächlich während der Sommerpausen für 23,3 Millionen Euro saniert. „Wir werden nicht mit dieser Summe auskommen, so ehrlich muss man sein. Aber es wird eine andere Zahl sein als die 55 oder 60 Millionen, die wir für einen Neubau einsetzen müssten“, sagte Haag. Das Ziel sei eine Neubauqualität zu deutlich geringeren Kosten und mit Klimaneutralität. Ein realistischer Baubeginn wäre frühestens 2027.
„Die Sanierung muss günstiger sein als ein Neubau.“ Martin Haag, Freiburger Baubürgermeister
EHC-Vorstand Michael Müller zeigte sich erfreut, dass Bewegung in die Sache kommt. „Eine klimaneutrale Echte Helden Arena wäre ein Vorzeigeobjekt für Deutschland“, sagte er. Man könne dem ganzen Land zeigen, dass eine Plusenergiehalle technisch möglich sei. Er hoffe, dass der Gemeinderat diese Chance erkenne. Mit einer attraktiven Location könnte ein Eishockey-Boom ausgelöst werden. Aktuell spielen die Wölfe in der zweiten Liga, zu den Spielen kommen im Durchschnitt 2500 Fans.
An einem modernen Standort könnten es 4000 bis 5000 pro Spiel werden, davon ist Müller überzeugt. Das wäre auch für Sponsoren reizvoll. „Wir brauchen keine goldenen Kabinen, damit Sponsoren kommen, aber ein gewisser Standard muss schon gegeben sein.“ Er lobte zudem die konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und hob hervor, dass es nicht allein um den EHC gehe, sondern auch um die 200.000 Menschen pro Jahr, die die Halle in ihrer Freizeit nutzen. Er ging auch auf die Herausforderungen ein: Drei Jahre Bauzeit im laufenden Betrieb wären für den EHC anspruchsvoll. Bisher habe jeder Verein, der seine Spielstätte im Betrieb sanierte, vorübergehend eine Liga tiefer spielen müssen. „Das würden wir in Kauf nehmen, aber wir brauchen dafür eine gute Story. Die Sanierung wäre so eine Geschichte.“