Fast zwei Jahrzehnte lang leitete Klaus Endress als CEO die Geschicke im Familienunternehmen Endress + Hauser. Für die Rubrik Gut beraten erinnert sich der heutige Verwaltungsratspräsident an eine unerwartete Buchsendung, die seine Welt grundlegend veränderte.
„Bei Endress+Hauser pflegen wir seit vielen Jahren einen engen und offenen Austausch mit anderen Unternehmen, etwa über die Erfahrungsaustausch-Kreise des WVIB, dem Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen in Baden. Am Ende eines solchen Treffens habe ich mich einmal darüber beklagt und mich fast im gleichen Augenblick noch dafür geschämt, dass wir als eines der größeren Unternehmen meist weniger aus diesen Runden mitnehmen als die kleineren.
Einige Monate später, kurz vor Weihnachten, hatte ich dann ein Buch in der Post: „Die Familienstrategie“ von Kirsten Baus. Einer der Teilnehmer der Runde hatte es mir zugeschickt – ich hatte ihn mit meiner unbedachten Bemerkung getroffen. Was soll ich sagen: Es hat für mich, für meine Familie und für Endress+Hauser die Welt verändert!
Kirsten Baus beschreibt, was Unternehmerfamilien tun können, um ihr Unternehmen gut von einer Generation an die nächste zu übergeben. Sie erläutert, wie wichtig es ist, dass es ein Gremium gibt, dem die gesamte Familie vertraut und das Entscheidungen treffen kann. Dass es akzeptierte und gelebte Regeln braucht sowie Institutionen, welche Gemeinsamkeiten und Zusammenhalt stärken.
“Mein Rat an jeden lautet: Teilen Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen. Sie bekommen im Gegenzug mehr als Sie erwarten.”
Klaus Endress
2005 haben wir damit begonnen, die Charta der Familie Endress zu erarbeiten, im Jahr darauf haben wir sie unterschrieben. Sie hält fest, was wir als Unternehmerfamilie erreichen wollen, welche Werte und Prinzipien uns wichtig sind und welche Regeln wir im Umgang miteinander und für das Verhältnis zum Unternehmen aufgestellt haben. Erst im vergangenen Jahr haben wir die Charta wieder angepasst.
Der Familienrat, den es schon früher gegeben hat, spielt die zentrale Rolle im Verhältnis von Familie und Unternehmen. Wir haben eine Reihe von Institutionen geschaffen, die das Miteinander stärken und die jüngere Generation an das Unternehmen heranführen. Ich kann mit Stolz und Freude sagen: Wir sind heute in der Familie so gut aufgestellt wie noch nie.
Unternehmerfamilien kann ich nur raten: Nehmen Sie die Zeit und die Mühe auf sich, diese Dinge gut zu regeln. Es lohnt sich für die Familie und das Unternehmen! Mein Rat an jeden lautet: Teilen Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen. Sie bekommen im Gegenzug mehr als Sie erwarten. Vielleicht erhalten Sie es in anderer Währung, in unerwarteter Form oder zu einem späteren Zeitpunkt. Aber: Es kommt immer alles zurück!“