In der Freiburger Innenstadt gibt es seit einigen Monaten einen Imbiss mit schmucken Bowls. Ein take-away-Versuch.
VON RUDI RASCHKE
Es gibt immer wieder Trends in der Gastronomie, die lang brauchen, bis sie in Freiburg ankommen. Wer sich Mitte der Nullerjahre hier einmal in einer neuen Kronleuchter-Tagesbar wiederfand, wie er sie 15 Jahre zuvor schon in Bochum besucht hatte, weiß, was gemeint ist. Manches kommt spät, manches kommt nie, manches gibt es, aber zu wenig.
So gesehen ist es schon mal ein Verdienst, dass Max Mauthe und Henrik Everding ihr Mamahé im Oktober vergangenen Jahres eröffnen konnten. Sie bereiten Schüsseln mit Salat zu, aber auch welche mit süßen Frühstücken. Fleisch optional, als „Topping“ obendrauf. Das ist trendy und healthy, also angesagt und gesund; es ist aber vor allem so instagrammable für Fotos wie die bunten Socken des örtlichen Oberbürgermeisters oder die verträumte Schaukel über der Dreisam.
Seit einigen Jahren sind die Bowl-Schüsseln angesagt, manches daran kennen wir als „Poke“ aus der Küche Hawaiis, die auch beim Inhalt auf halbem Weg zwischen US-Westküste und Japan liegt. Mutig sind Mauthe und Everding nicht nur dahingehend, dass sie den Trend nicht erst nach einem Jahrzehnt in den Breisgau bringen.
Essen im Bermudadreieck
Sondern auch, weil der Standort, wohin sie ihn bringen, spannend ist: Denn die Kreuzung Universitätsstraße/ Niemensstraße hinter der Uni wird „Bermudadreieck“ genannt, weil dort viele absaufen. Zugleich ein Ort, für den man sich kulinarisch als Freiburger schämen darf: Vier Dönerbuden teils unterirdischer Qualität, Kneipen als Langzeitstudenten-Museum, Fritierstuben, die zu Schnitzel-Wettessen (10 Stück für 29,90) einladen.
Es ist erstaunlich, dass gerade in Universitätsnähe so wenig Essen für Geist und Seele geboten wird. Das Mamahé ändert das ein wenig. (Der Name ist übrigens eine Fantasieschöpfung, die ein wenig weite Welt hierher wehen soll.) Mit Salatschüsseln zu Mittag, die fast zuviel globales Gesundessen zusammenpacken: Bulgur, Pink Hummus, Linsen, Quinoa, Edamame-Bohnen – in manchen Gerichten so viel davon in einer Schüssel, dass man eher hinschreiben müsste, was NICHT enthalten ist.
Übrigens auch dies mutig – wer das Allergiker-Mekka Freiburg kennt, kann sich vorstellen, was die gut gelaunten Thekenkräfte bei dieser Zutatenliste samt Nüssen an manchen Tagen durchmachen. Getestet haben wir die „Mumbai Bowl“ (11 €), die insgesamt mit sämtlichen süß-herzhaft-, Yoghurt-Chutney-, Cashew-Salat- Späßen auf zehn Bestandteile kommt. Etwas weniger wäre gut.
So schön es auf dem Foto ausschaut: man kommt sich ein wenig vor, als hätte man am Salatstuben-Buffet wieder mal zu nichts nein sagen können. Manches davon schmackhaft, manches leider von keinerlei Raffinesse überschattet. Aber es sind wirklich große Sattmacher dabei, wenn es um einen Mittagstisch geht. Als Toppings eine Scheibe warmer norwegischer Lachs (gut!) und ausgelöste Pollofino-Hähnchen-Stückchen, die schön geschmort sind (besser!), jeweils für 5,90 €.
Auch dank der Inneneinrichtung, die ebenfalls auf der Höhe der Zeit eine wohltuende Abwechslung darstellt: eine echte Alternative für den Lunch in der City. Noch etwas Feintuning bei Gerichten und Zutaten (bitte kein Tankstellen-Sandwich-Salatbatt!) und es kann ein gesunder Spaß werden, der nicht nur optisch funktioniert. „Ich hab Euch noch einen Energy- Ball drauf gelegt“ sagt die Frau hinterm Tresen beim Gehen.
mamahé
Niemensstraße 5, 79098 Freiburg im Breisgau
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 9 bis 18 Uhr
Instagram: @mamahebowls