„Bank-Geheimnis“ heißt die Autobiografie des ehemaligen SC-Spielers Nils Petersen. Darin erzählt er von seinem Weg zum Fußballprofi und davon, wie der Leistungsdruck ihm die Lebensfreude nahm.
VON CHRISTINE WEIS
Der Rahmen ist passend für den „Fußballgott“ Nils Petersen: Die Vorstellung seines Buches „Bank-Geheimnis“ fand Ende Juli im Refectorium des Klosterhotels Santa Isabel im Europa-Park statt. An den Wänden des einem Speisesaal von Mönchen nachempfunden Raums hängen reihum Papst-Portraits. Einige von ihnen gehören – wie jetzt auch Nils Petersen – zur Autorenschaft des Freiburger Herder Verlags. Allen voran die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus. Ebenso wie die Kirchenmänner hat auch Petersen einen Theologen als Lektor. Das liegt in seinem Fall weniger an der wissenschaftlichen Expertise als vielmehr daran, dass Bruno Steimer nicht nur Theologe, sondern auch SC-Fan ist.
„Ich war nie ein Bücherwurm“, sagt Petersen im Gespräch mit Stadionmoderator Stefan Mayer bei dem Pressetermin. „Als Autor habe ich mich nie gesehen und ich dachte, um ein Buch schreiben zu können, habe ich nicht genug erlebt.“ Die beiden Herder-Geschäftsführer Simon Biallowons und Philipp Lindinger konnten ihn dann vom Gegenteil überzeugen. Beim Schreiben unterstützte ihn Freund und Weggefährte Lars Töffling, ehemals Pressesprecher des FC Energie Cottbus, wo Petersen von 2009 bis 2011 spielte. „Lars habe ich stundenlang meine Erinnerungen erzählt und er hat sie in lesbare Worte gefasst“, berichtet Petersen. Nur zwei Monate nach seinem Karriereende und dem letzten Heimspiel, wo er sein 30. Jokertor erzielte, präsentiert Nils Petersen nun seine Autobiografie. Der Band wurde bereits vor Veröffentlichung stark nachgefragt, heißt es vom Verlag. Die Startauflage nennt er aber nicht.
Buch mit Botschaften
„Bank-Geheimnis“ sei eine Danksagung an alle, die Petersen auf seinem Karriereweg begleitet haben – Familie, Freunde, Fans, Trainer, Ärzte, Therapeuten, Betreuer oder Mit- und Gegenspieler. Gleichzeitig sieht er das Buch als Wegweiser für seine „Zunftgenossen“. Er rät ihnen zu mehr Demut und Wertschätzung gegenüber dem Privileg, Fußballprofi zu sein. „Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass sich Fans und Sympathisanten eher nicht jubelnd in den Armen liegen, weil der neureiche Jungprofi seine Designertasche auf Social Media postet oder stolz den 350-PS-Boliden präsentiert“, schreibt der 34-Jährige im Epilog.
„Den Satus des Einwechsel-Ungeheuers, meinen Rekord mit Toren in Kurzeinsätzen, habe ich mir hart erarbeitet.“
Nils Petersen
Petersen plädiert dafür, stets auch den Menschen hinter der Profifassade zu sehen. Und hinter dieser Fassade würden oft Probleme schlummern. So war es auch bei ihm. Petersen beschreibt, wie er 2018, ausgerechnet in der Nacht vor seinem ersten Länderspiel für die deutsche Nationalmannschaft, einen seelischen Tiefpunkt erlitt. Er hatte unter anderem mit Schlafstörungen, mangelndem Selbstwert und fehlender Lebensfreude zu kämpfen. Eine Weile hielt er seine schlechte mentale Verfasstheit geheim, bis er sich Hilfe holte. Infolge war er 18 Monate wöchentlich in Therapie. Heute gehe es ihm gut, sagt er.
Gekommen, um zu bleiben
Ursprünglich hatte Petersen, der aus Wernigerode im Harz stammt, nie den Wunsch, Fußballprofi zu werden. Am Ende war er es 16 Jahre. Seine Stationen: FC Carl Zeiss Jena, FC Energie Cottbus, FC Bayern München, SV Werder Bremen und ab 2015 der SC Freiburg. Als SC-Trainer Christian Streich ihn 2015 anrief, war der SC Tabellenletzter und Petersen nicht klar, wo Freiburg auf der Landkarte genau liegt. 105 Tore hat er in den acht Jahren für den Verein geschossen. Und Freiburg? Wurde ihm zur Heimat. Seine Frau Carla habe ihn hier in ihr Leben gezogen. Der SC ist eventuell auch weiterhin sein Arbeitgeber. Ab Herbst durchläuft Petersen ein „Trainee-Programm oberhalb des Kabinentrakts, was daraus wird, ist noch offen.“ Der Herder Verlag hat den „Fußballgott“ jedenfalls als Autor unter Vertrag.
„Bank-Geheimnis" kostet 18 Euro in Anlehnung an Petersens Rückennummer beim SC Frei-burg. Am 27. September tritt er in der Aula im St. Ursula Gymnasium in Freiburg auf. Der Kartenvorverkauf findet in der Buchhandlung Rombach statt.