Vier junge Gründer aus Südbaden möchten den regionalen Einzelhandel mit einer neuen Plattform unterstützen. Mit einem gemeinsamen Auftreten und um Kunden aus der Region online, umweltfreundlich und schnell zu bedienen. „Localsforall“ geht ab Mitte Februar in eine dreimonatige Testphase. Wie funktioniert‘s und warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt?
VON ANNA-LENA GRÖNER
„Die Idee kam uns im März vergangenes Jahr “, sagt Mirhan Schmeier, einer von insgesamt vier jungen Gründern des Start-ups „SchnelleGuteWare“. „Wir saßen in meiner Wohnung, uns war langweilig, wir haben etwas getrunken und überlegt, was uns gerade fehlt.“ Der Beginn einer Erfolgsgeschichte?
Zumindest die Geburtsstunde für ihre Plattform „Locasforall“. Mit Eigenkapital und ein paar Euro aus Crowdfunding gründeten Mirhan Schmeier, Tom Pfirsig, Sebastian Parsch und Nils Gutgsell Ende Mai ihr Unternehmen und fingen an, ihre App zu entwickeln. Über sie sollen Freiburger Einzelhändler ganz simpel Artikel hochladen, bepreisen und verkaufen können.
Man kennt solche Konzepte von Essens-Lieferdiensten in der Plattform-Ökonomie: Restaurants registrieren sich beim Anbieter, stellen ihre Angebote online und sobald etwas über die Lieferdienst-Adresse bestellt wird, kommt der orangefarbene Radler mit der Wärmebox auf dem Rücken, holt’s ab und radelt’s zum Kunden. Statt Essen wird es auf „Localsforall“ ausschließlich „non-food“ Waren geben.
Die Idee einer gemeinsamen Shoppingplattform mit Lieferdienst als Web- und App-Angebot ist nicht neu. Bereits 2017 hatte beispielsweise das Kölner Start-up „Shoppen“ Vergleichbares für den Einzelhandel vor Ort angeboten. Sucht man heute allerdings im Web danach, ist es unauffindbar. Vielleicht war die Zeit noch nicht reif?
Ist sie das jetzt? Konsumenten wurden durch die prekäre Pandemie-Lage der lokalen Einzelhändler vor allem in den vergangenen Monaten für einen bewussteren Konsum sensibilisiert. Auf der anderen Seite sind Angebot und Einfachheit zwei starke Argumente, um weiterhin beim Online-Riesen zu klicken.
An Simplizität und gebündeltem Angebot hat es bisher vor Ort gemangelt. „Localsforall“ möchte hier eine Lösung bieten. Der Zeitpunkt scheint perfekt. Statt eigenem Süppchen der Händler könnte der gemeinsame Auftritt und ein übersichtlicher Einheitslook zum Erfolgsrezept werden.
Die Plattform soll nicht nur für Verkäufer spannend sein, die noch keinen eigenen Onlineshop haben, sondern auch für erprobte Webshop-Besitzer, die sich breiter aufstellen wollen. Einige Händler sind für die Testphase schon an Bord. Bis Mitte Februar möchte das Start-up mindestens 15 Testhändler zusammen haben.
Sauber und schnell liefern
Die vier Gründer ergänzen sich in ihren Aufgabenbereichen: Schmeier studiert im 5. Semester in Freiburg Jura und kümmert sich ums Rechtliche. Pfirsig ist im 5. Semester Informatikstudent und zuständig für die App-Programmierung. Parsch macht eine Ausbildung zum Speditionskaufmann und Logistiker und ist damit beim Thema Vertrieb und Versand der richtige Ansprechpartner. Gutgsell studiert Wirtschaftswissenschaften in Konstanz und hat die Finanzen im Blick.
„Wir wollen später nicht am Umsatz der Einzelhändler verdienen, sondern an der Dienstleistung, die wir bieten“, sagt er und Schmeier fügt hinzu: „Die Testphase wird uns zeigen, welche Mengen zum Hochladen für die Händler interessant sind und was sie bereit wären, dafür zu bezahlen, so dass wir nach den drei Monaten realistisch kalkulieren können.“
Ausgeliefert werden die bestellten Waren umweltfreundlich per Fahrradkurier mit dem Renn- oder dem Lastenrad. So können auch größere Bestellungen im Stadtgebiet zugestellt werden. Geliefert wird in alle Freiburger Stadtteile plus Merzhausen. In der Testphase zahlen noch die Käufer den Versand oder sie holen die Ware per „click and collect“ direkt vor Ort ab. Später und sobald alle Preise kalkuliert sind, soll das Angebot von der App bis zur Lieferung für die Konsumenten kostenlos sein.
Wie gut „Localsforall“ ankommt und ob sie damit Konsumenten tatsächlich vom Online-Riesen hin zum kleinen Onlinehandel vor Ort locken, bleibt abzuwarten, aber „wenn es durch die Decke geht, muss man vielleicht ein Urlaubssemester einlegen“, sagt Schmeier.